ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: k-nut <k-nut AT piratenpartei-hessen.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel
- Date: Sat, 13 Dec 2014 12:57:25 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ist mir langweilig, eine Aneinanderreihung von widerlegten Mythen und
Propaganda aus dem Nähkästchen.
Am besten ist der Absatz:
"Dass die Regierungen dieses System nicht infrage stellen, liegt daran, dass
sie zu dessen Hauptprofiteuren zählen. Die von Zentral- und Geschäftsbanken
gemeinsam betriebene Kreditschöpfung aus dem Nichts erlaubt es den
Regierungen, Kriege zu finanzieren, ..."
Gähn, genau. Wenn sich die Staaten "aus dem Nichts" finanzieren können, fällt
ihnen natürlich nichts besseres ein als Krieg zu führen - wie man an den
zahlreichen Ermüdungsschlachten zwischen den OECD-Staaten seit der Abkehr vom
Geldstaaten eindrucksvoll sehen kann....
"... den Wohlfahrtsstaat aufzublähen, Beamtenheere zu alimentieren und üppige
Wahlgeschenke zu verteilen....Darunter leidet langfristig der Wohlstand der
Gesellschaft."
Genau, was sollen auch "Wohltaten" wie Brücken, die nicht einstürzen, Schulen
mit funktionierenden Klos, Pflegeheimen, in denen das Personal mehr Zeit hat
als nur zum Po-Abwischen, Universitäten, die den Namen verdienen, Züge, die
auch im Winter fahren, usw. usf. Darunter leidet natürlich der Wohlstand der
Gesellschaft.... Frage: Wodurch zeichnet sich der Wohlstand der Gesellschaft
eigentlich aus?
"Dazu kommt, dass diejenigen, die das aus dem Nichts geschöpfte Geld als
Erste erhalten – vorwiegend Banker, Zentralbanker, Beamtenschaft und
Großunternehmen – auf Kosten anderer profitieren. Denn sie können Güter noch
zu niedrigen Preisen kaufen. Diejenigen, die das frische Geld als Letzte
erhalten, sind hingegen die Leidtragenden, da sie erst kaufen können, wenn
die Preise bereits gestiegen sind."
Das ist zwar richtig, aber glaubt wirklich irgendwer, dass sich daran etwas
ändern würde, wenn die Geldmenge beschränkt würde? Zu erwarten ist ja wohl
eher, dass grade dann nur noch die Halter beträchtlicher Sicherheiten, also
"vorwiegend Banker, Zentralbanker ... und Großunternehmen" überhaupt noch
Kredit kriegen - der Autor entblödet sich nicht einmal, die "Beamtenschaft"
hier auf eine Stufe mit der Geldelite zu stellen. Vorschlag: Einfach mal die
Bezüge + aller Zuschläge des bestbezahlten Beamten der Republik mit dem
Einkommen der kleinen UHNWI in Deutschland vergleichen... Ich weiß, fällt
schwer, weil man das so schlecht in Millionen ausdrücken kann.
"Den Ökonomen der Österreichischen Schule ging selbst der Chicago-Plan noch
nicht weit genug. Sie misstrauten dem Staat und seiner Zentralbank. Daher
plädierten Mises und Rothbard für eine radikale Reform des Geldwesens durch
die Einführung eines reinen Goldstandards. "
Abgesehen davon, dass den beiden Pfosten auch nicht aufgegangen ist, dass
auch Gold nominal bewertet wird, und damit keine wirkliche Begrenzung der
Geldmenge darstellet (siehe:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaKreditbegrenzung#Nominale_Bewertung
)
übersehen sie auch, dass begrenzte Geldmenge ein Hemmschuh für die Wirtschaft
ist:
"Die Kredit- und Geldschöpfung aus dem Nichts wäre mit einem Schlag beendet,
die Geldmenge legte nur noch so stark zu wie die geförderte Goldmenge.
Bank-Runs sowie destruktive Boom-Bust-Zyklen gehörten der Vergangenheit an,
und die Schuldenexzesse von Staat und Bürgern wären gestoppt."
Genau, wenn die Wirtschaft mangels Zahlungsmitteln zum Erliegen kommt, dann
gibt es kein Konjunkturzyklen mehr, das ist schon richtig.... Problem: Wenn
die Geldmenge begrenzt ist, wird sie zwangsläufig irgendwann zu gering, der
Wert und die Zinsen schießen in die Höhe, alles kommt zum Erliegen, bis die
Wirtschaft und damit die Geldnachfrage zusammenbricht. Das ist Boom-Bust im
Turbo-Modus, siehe:
http://www.aktiencheck.de/kolumnen/Artikel-Bitcoins_hoch_volatil_unberechenbar_und_gef_hrlich-5483945
"Der Kurs für Bitcoins ist im Jahr 2013 um etwa das 80-fache gestiegen; hat
allerdings in nur etwa 4 Wochen von Ende November bis vor Weihnachten 2013
wieder um die Hälfte an Wert verloren. Manche schreiben vom rentabelsten
Investment 2013 andere sprechen von Betrug und der Gefahr, dass sich Gruppen
mit krimineller Energie mit Bitcoins befassen und den Markt höchst gefährlich
machen. ... Angeblich sollen derzeit etwa 12 Millionen Bitcoins weltweit im
Umlauf sein. Das bedeutet, dass schon kleinere Volumina den Markt erheblich
beeinflussen können und der Manipulation ist damit Tür und Tor geöffnet. Ob
man heute noch Geld mit Bitcoins verdienen kann, bleibt im Dunkeln. Wer
allerdings bereits im Jahr 2010 an die Internetwährung geglaubt hat und sich
mit Bitcoins eingedeckt hat, konnte im Jahr 2013 etwa das 700-fache dafür
kassieren."
Nichts anderes würde mit einer goldgedeckten Währung früher oder später in
einer wachsenden Weltwirtschaft passieren. Super Sache das, so eine exogen
willkürlich festgelegte Geldmenge. Ob man die Goldmenge, die Rechenpower
irgendwelcher "Schürfer" oder die Zahl der Sonnenflecke zugrunde legt, ist
alles gleichermaßen irrational - und schädlich.
Aber zum Schluss kommt der Oberbrüller:
"Allerdings fürchtet Mayer, dass die Vorstellung, die Zentralbank könne als
rechtlich unabhängige Instanz dem Zugriff der Politik komplett entzogen
werden, doch ein bisschen naiv ist. „Die politische Korruption der
staatlichen Zentralbank ist genau das Problem und der Grund, warum Geld
entweder mit Gold gedeckt oder in Konkurrenz produziert werden sollte“, sagt
der Ökonom."
Genau, der Goldman Draghi wird natürlich von der Politik korrumpiert.....
sagt der Deutsche Bank-Mann. Lachhaft!
Immerhin, gibt es bei der Monetative einen interessanten Aspekt:
"Dabei könnte das Geld auf zwei Wegen bei den Bürgern landen. Zum einen
könnte die Zentralbank dem Staat einen zinslosen ewigen Kredit gewähren ..."
Zwischenfrage: Wenn der Kredit "ewig" und zinslos ist, warum sollte es dann
überhaupt noch ein Kredit sein. De facto ist es keiner.
" ... und ihm den Geldbetrag auf dessen Konto bei der Zentralbank
gutschreiben. Die Regierung finanziert mit dem Geld dann ihre laufenden
Ausgaben, sie tilgt Schulden oder senkt die Steuern. Via Banküberweisung
landet das Geld schließlich auf den Sichteinlagenkonten der Bürger und
Unternehmen. Alternativ wäre es denkbar, dass die Zentralbank jedem Bürger
schlicht Geld schenkt, diese „Bürgerdividende“ landete dann direkt auf dessen
Girokonto."
Oder beides gleichzeitig, je nach Bedarf.
"Spült die Zentralbank ebenso viel neues Geld in die Wirtschaft, wie neue
Güter produziert werden, bleiben die Preise stabil."
Richtig, und da wir in einer Dienstleistungsgesellschaft leben, wird der
größte Teil der Ausgeben, direkt in Güter - nämlich die Dienstleistung -
umgesetzt. Mehr Geld bedeutet also mehr Güter, systematisch! Das Problem: Die
Dienstleistung ist nur so lange vorhanden wie sie stattfindet, während das
Geld bleibt. Der Ausweg: Wenn sich zuviel Geld sammelt, wird es über Steuern
wieder eingezogen. Ist also kein wirkliches Problem.
"Künftig hätten die Finanzhäuser keine Möglichkeit mehr, eigenständig neues
Geld in die Welt zu setzen. Denn die Girokonten der Kunden werden aus den
Bilanzen der Banken ausgegliedert und von diesen nur noch verwaltet, so wie
ein immaterieller Tresor. Wollen die Banken Kredite vergeben, müssen sie
Sparer finden, die bereit sind, ihnen Geld zu leihen, das die Zentralbank
zuvor in die Wirtschaft gepumpt hat. Auf diese Weise werden die Banken –
ebenso wie in einem reinen Goldstandard – wieder zu dem, was sie einmal
waren: reine Depotverwalter und Vermittler zwischen Sparern und Investoren.
Es entstünde ein neuer Nukleus für eine gesunde Finanzwirtschaft."
Einziges Problem: Die Annahme, dass ein "Rat der Weisen" exogen am besten
festlegen kann, wie groß die angemessene Geldmenge ist, darf bezweifelt
werden. Die Steuerung muss endogen erfolgen, ob dafür eine zentralistische
Instanz wie eine Zentralbank oder "Monetative" wirklich zielführend ist, darf
bezweifelt werden. In dieser Hinsicht bin ich bei den Libertären (aber nicht
wegen der Staatsskepzis):
"Nach der Umstellung müsste die Zentralbank abgeschafft und freier
Währungswettbewerb eingeführt werden. So müsste sich die neue Goldwährung
ständig im Wettbewerb behaupten, und die Gesellschaft hielte sich die Option
auf neue Geldarten offen. ... Der Gedanke, das beste Geld im Wettbewerb zu
ermitteln, prägt auch den Vorschlag des Wirtschaftsnobelpreisträgers Hayek.
Anders als sein Lehrer Mises wollte Hayek die staatliche Zentralbank nicht
gleich abschaffen, sondern sie dem Wettbewerb mit privaten Währungen
aussetzen."
Anders als bei den Libertären geht es mir dabei nicht um Inflationsparanoia,
die auch hier anklingt:
"Der Druck des Wettbewerbs soll die Zentralbank von einer inflationären
Geldpolitik abhalten." (Dass das völliger Blödsinn ist, zeigt bekanntermaßen
Japan, das selbstredend nicht erwähnt wird)
... sondern es geht darum, zu verhindern, dass eine kleine Geldelite enorme
Macht durch Geldschöpfungsprivileg erhält. Wenn es eine Vielzahl von
Geldarten gibt, und es keine Beschränkungen zum "Marktzugang" gibt, hört das
Privileg auf eines zu sein, und damit auch die Möglichkeit Monopolgewinne zu
erpressen. DAS wäre die Demokratisierung des Geldsystems!
Am 13.12.2014 um 08:56 schrieb k-nut <k-nut AT piratenpartei-hessen.de>:
> für Menschen, denen das Thema Geldordnung & Finanzpolitik als "zu
> schwierig" erscheint.
>
> Hi Leute,
>
> ich glaube dass der genannte Artikel dazu geeignet ist uns
> geldkritischen Menschen etwas aus der Verschwörungstheorhetiker-Ecke
> herauszuholen.
>
> Deshalb würde ich mir wünschen, ihr würden den als Link mal auf eure
> lokalen Listen posten.
>
> http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/zentralbanken-in-der-kritik-die-grosse-angst-vor-der-geldflut-seite-all/11013254-all.html
>
>
>
> knut
>
> --
> Piratenpartei Hessen
>
> Gelastraße 48
> 60388 Frankfurt am Main
>
> mailto:vorstand AT piratenpartei-hessen.de
> www.piratenpartei-hessen.de
>
>
>
> ---
> Diese E-Mail ist frei von Viren und Malware, denn der avast! Antivirus
> Schutz ist aktiv.
> http://www.avast.com
>
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
- [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, k-nut, 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Rudolf Müller, 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Patrik Pekrul, 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Christoph Mayer, 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Exile (O.Herzig), 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Christoph Mayer, 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Exile (O.Herzig), 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Rudolf Müller, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Geldmultiplikatormodell, Marco Schmidt, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Geldmultiplikatormodell, Rudolf Müller, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Geldmultiplikatormodell, Marco Schmidt, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Geldmultiplikatormodell, Rudolf Müller, 15.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Axel Grimm, 15.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Geldmultiplikatormodell, Marco Schmidt, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Rudolf Müller, 14.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Exile (O.Herzig), 13.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Ein basisinformativer Artikel, Christoph Mayer, 13.12.2014
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