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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • Cc: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?
  • Date: Fri, 14 Feb 2014 13:30:01 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 14.02.2014 12:28, schrieb Patrik Pekrul:

Am 11.02.2014 um 07:57 schrieb Ex-SystemPirat:

Ich würde mich da auch einmal an dem etablierten Sprachgebrauch orientieren:

Blut"kreislauf" und Nerven"system".

Da kommt sofort die Frage auf, ob ihr von einen Geld"kreislauf" oder einem
Geld"system" sprecht.

Beim Arbeiten mit wissenschaftlicher Orientierung ist dieser Unterschied kein
Firlefanz. Und es geht auch nicht um Meinungen, ob jetzt das eine oder das
andere schöner klingt.

Es ist ein enormer Unterschied, ob man seine Beobachtungen an einem "Kreislauf" oder an
einem "System" orientiert, Dementsprechend dürften dann auch die angemessenen
politischen Maßnahmen unterschiedlich bewertbar sein.

+1, da gebe ich dir recht.

Meiner Ansicht nach gibt es keinen GeldKREISLAUF, weil Geld eben keine finite Menge von
"Dingen" ist, die zirkuliert. Jedes Denken in diese Richtung führt
automatisch in die Irre.

Das Geldsystem ist ein Rechtssystem, in dem Forderungen und Verbindlichkeiten
existieren, wobei sich diese am Ende nicht etwa doch auf "etwas" konkretes
beziehen, sondern letztlich Forderungen auf Forderungen von Forderungen bleiben.
Die Feststellung, dass "das Geldsystem" "ein Rechtssystem" wäre, kann ich nicht nachvollziehen. Wie viele Rechtssysteme gibt es denn? Welche anderen Rechtssysteme außer dem Geldsystem wären das dann konkret? Was genau kennzeichnet jeweils ein bestimmtes Rechtssystem und wie unterscheiden sich die verschiedenen Rechtssysteme untereinander?

Verbindlichkeiten und Forderungen scheinen mir eher begriffliche Beobachtungsinstrumente mit denen sowohl das Wirtschaftssystem als auch das Rechtssystem arbeiten und womit sie sich gegenseitig aufeinander beziehen.

Diese Forderungen "zirkulieren" nicht (wie Blut), sondern sie entstehen und
vergehen (wie Nervensignale). Sie kommen aus dem Nichts und verschwinden wieder dahin.

Die Idee unseres Geldsystems war es einmal, damit Bedarfssignale an
"Bedarfsdecker" zu senden. Wedeln also viele Leute vor der Bäckerei mit
Geldscheinen, ist das ein Signal für den Bäcker, mehr Brötchen zu backen, stehen vor
dem Tamagochi-Laden keine Leute mehr mit wedelnden Geldscheinen, ist das ein Signal die
Produktion von Tamagochis einzustellen.
Von dieser konkreten "Idee" des Geldsystems habe ich noch nie etwas gehört.

Vielleicht könnte man den Preisen und der Preisentwicklung als internes Produkt des Wirtschaftssystems diese Signalwirkung zusprechen. Ich würde aber dabei nicht von der "Idee" des Geldsystems sprechen wollen.

Auf diese Weise soll "der Markt" - soz. als Gehirn im Nervensystem - dafür
sorgen, dass am Ende das produziert wird, was die Leute gerne haben wollen.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, würde ich den Markt als internes Orientierungsprodukt des Wirtschaftssystems sehen. Das Wirtschaftssystem konstruiert sich seinen Markt selbst, und zwar egal ob "Marktwirtschaft" oder "Planwirtschaft die offiziellen Etiketten sind.

Das Wirtschaftssystem muss aber nicht nur auf seine interne Umwelt, den Markt, reagieren, sondern auch auf die externe Umwelt, also z.B. auf rechtliche und politische Rahmenbedingungen.

Das, was traditionell als Planwirtschaft bezeichnet wir, könnte sich dann dadurch auszeichnen, dass der externe Umweltbezug (Politik, Recht) den internen Umweltbezug (Markt) des Wirtschaftssystems dominiert und umgekehrt.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch die Planwirtschaft einen Markt entwickeln würde. Wie man aus der Geschichte lernen kann, gab es auch in der Planwirtschaft einen Markt, der dann z.T. sehr kuriose Blüten getrieben hat.


Das Problem an unserem System ist, dass es systematisch dafür sorgt, dass
bestimmte Bereiche keine Signale mehr senden können - und folglich verkümmern
- und andere auf Dauerfeuer stehen, so dass das Gehirn nur noch deren
Bedürfnisse wahrnehmen und bedienen kann. Es ist wie bei einem süchtigen, bei
dem das Verlangen nach einem bestimmten Gut, alles andere überlagert. Das
Ende ist bekannt: Zunehmender Verfall des Körpers bis hin zum Tot.

Und genauso ergeht es unserem Wirtschaftskörper, wenn wir statt Medikamente
gegen Massenepidemien nur noch Silikontitten produzieren, weil der
verreckende Afrikaner im Gegensatz zu Svetlana eben leider keine Dollar hat.


Nachtrag:
Die "reine Lehre" hat damit kein Problem, denn schließlich ist der Afrikaner selbst schuld, dass er in der Sahelzone
geboren wurde, und Svetlana kann sich ihr upgrade nur deshalb leisten, weil sie selbst schon so viel wertschöpfendes für die
Gesellschaft getan hat, indem sie einen Oligarchen bei Laune hält. Es ist also alles optimal, "der Markt" hat
"die Nachfrage" bedient und nichts weiter behauptet ja die Theorie. Dass dies am Ende die gesellschaftliche Wohlfahrt
maximieren soll, ist eine Vorstellung von irregeleiteten Sozialromantikern, Gutmenschen und "Esoterikern". Dass diese
Fehlsteuerung systematisch angelegt ist, reine "Verschwörungstheorie" ;-)





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