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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?


Chronologisch Thread 

Am 18.09.12 20:34, schrieb Patrik Pekrul:
> Ich weiss nicht, ob ich der einzige bin, der hin und wieder einkaufen
> geht, aber es muss doch auch anderen Menschen aufgefallen sein, dass
> einen Geld ZU GAR NICHTS BERECHTIGT.

Das widerspricht jeglicher Alltagserfahrung. Wann ist es dir zum letzten
Mal passiert, dass ein Zahlung deinerseits *nicht* akzeptiert wurde?
Wahrscheinlich noch nie, hoffe ich!

Wenn das trotzdem der Fall gewesen wäre, so gibt es dafür zwei Ursachen:
a) wenn du mit Karte bezahlst: Es kann nicht ermittelt werden, das die
Zahl auf deinem Girokonto >= Zahl auf dem Kassenzettel (keine Verbindung
zur Bank, fehlende Deckung auf dem Konto).
b) wenn du mit Bargeld (= physische Zeichen, auf denen eine Zahl
draufsteht) bezahlst: Dir ist irgendwie Falschgeld untergekommen, dies
ist beim Zahlungsvorgang aufgefallen.

In allen anderen Fällen wird dies anstandslos akzeptiert, die Juristen
nennen das meines Wissens auch konkludentes Handeln.

Der Käufer hat rechtsgültig die gekauften Güter erworben (Eigentum!).
Die Verfügung darüber ist vollständig an den Käufer übergegangen. Es
bestehen keinerlei Ansprüche mehr des Verkäufers gegenüber dem Käufer
und umgekehrt.

Aus der makroökonomischen Sicht sind die physischen Güter beim Käufer
angekommen und stehen ihm zum alleinigen Nutzen zur Verfügung (Konsum).

> Ich kann mein Geld (ja, es ist nur eine Zahl, das muss man mal
> verstehen!) ANBIETEN, und vielleicht gibt mit ja jemand etwas dafür,
> aber es ist KEIN Anspruch, KEIN Recht, KEINE Forderung auf
> irgendetwas!!!

Auch diese Aussage macht nur auf den ersten Blick Sinn. Wenn Geld nur
eine Zahl wäre, dann kannst du nicht Kaufkraft erklären. Geld
konstituiert gleichzeitig eine soziale Beziehung. Wir haben diese
Beziehung als Kredit-Schuld-Beziehung festgemacht, die ihren Ursprung im
Bankensektor hat.

Das größte Problem heutzutage ist jedoch der Umstand, daß Geld wie eine
handelbare Ware behandelt wird. Wenn dem so wäre, so müsste dem Geld
auch ein Attribut aus der physikalischen Welt zugeordnet werden können,
wie das für jedes normale Gut leicht möglich ist (1 [kg] Äpfel, 7 [m^3]
Beton, 3 [m] Schrankwand). Dies gilt auch für Dienstleistungen, welche
sich immer als Zeitaufwand des Leistungserbringers (gemessen in [h],
[d], ...) erfassen lassen.

In der ökonomischen Betrachtung geht es nun darum, dass in der
Heterogenität der physikalischen Welt jedem Gut ein ökonomisches Wertmaß
zugeordnet wird, damit diese Güter untereinander vergleichbar werden.
Dieses Wertmaß nennen wir Preis und wird in einer Währungseinheit (z.B.
[€], [$]) gemessen. Ein gewisser Herr Walras hat vor ca. 150 Jahren ein
zusätzliches Gut eingeführt und diesem die Zahl 1 zugeordnet. Mit diesem
Numéraire-Gut lassen zwar alle Güter relativ zueinander bewerten, indem
die Güter auf dieses Numéraire-Gut bezogen werden. Gesamtwirtschaftlich
taugt dieser Ansatz überhaupt nicht. Dies wird sofort offensichtlich,
wenn man die Einheiten mitberücksichtigt. Wenn das Wertmaß auf das
Numéraire-Gut angewandt wird, kürzt sich die Einheit raus und es bleibt
die bloße Zahl übrig. Dieser Mangel wurde unter einem
Golddeckungs-Regime dadurch kaschiert, daß der Numéraire in Beziehung zu
einem seltenen Metall gesetzt wurde. Diese Maskierung ist aber in einem
Fiat-Geldsystem weggefallen.

Wir haben Volkswirtschaft bislang immer nur auf der Ebene von
Tauschbeziehungen analysiert. Der eigentliche Wertschöpfungsprozess in
einer Volkswirtschaft findet jedoch in der Produktion statt. Wie
eigentlich Wert entsteht, ist bislang arg ins Hintertreffen gelangt.

Etwas ausführlicher wird dieser Gedanke in diesem Essay erläutert:

<http://tracksofthoughts.blogspot.de/2010/09/das-wertproblem.html>


gerhard











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