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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - BIP

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - BIP


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - BIP
  • Date: Tue, 18 Sep 2012 18:31:39 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

2012/9/18 Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
Am 17.09.12 16:40, schrieb alex AT twister11.de:
> Das sehe ich inzwischen auch so.
> Ich habe mir lange gedacht, dass es unwichtig ist näher zu betrachten was
> das "BIP" ist, aber das ist es nicht.
> Das BIP in einer "romantischen Vorstellung" ist das aufaddieren aller
> erbrachten Leistungen abzüglich der in sie eingegangenen Vorleistungen in
> einer Periode.

Das ist die Grundidee der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

> ABER:
> In der Praxis gibt es Institutionen die Daten erheben und das tun sie durch
> bestimmte Messungen.

Ja z.B. das Finanzamt.

> Was wird gemessen?

Lohnzahlungen, Umsätze von Unternehmen, Selbstständigen ....

Ok, das sind BUCHUNGSSÄTZE.
Muss eine Bezahlung stattgefunden haben?
Was ist mit dem was auf Lager gelegt wurde?
Was ist für das was geliefert wurde, dessen Rechnung aber noch nicht bezahlt wurde, usw...

 

> Welche Transaktionen gehen ein? Welche bleiben draussen?

Alles was offiziell in Geld bewertet in den Einzelbilanzen der
Wirtschaftssubjekte eingeht. Schwarzarbeit z.B. bleibt daher draußen.

Also wenn ich große Lagerbestände aufbaue erhöhe ich das BIP, egal was ich produziere, richtig?
In wiefern geht alles ein was in Einzelbilanzen eingeht?

Ich gebe meinem Nachbar-Unternehmen einen Kredit über 10.000 und vice versa.
Beide Bilanzen erhöhen sich um 10.000 im Aktiva und Passiva.

Ich kann außerdem für meinen Lagerbestand beliebige Preise festlegen.
Da sie ja noch nicht gekauft wurden kann ich darüber beliebig das BIP erhöhen oder vermindern.

Könntest du denn die Fragen zu dem Inselbeispiel beantworten die ich über die Liste geschickt habe?
Ich schicke sie gerne nochmal. Da sind Vorgänge einer Periode beschrieben und ich würde gerne wissen wie sich das BIP in dieser Periode verändert und welchen Stand es nach dem Ende der Periode hat.
...müsste doch relativ einfach beschreibbar sein, so wie du es andeutest.


 

> Es geht mir nicht um das "census arima x12" Verfahren oder sonstige
> Berechnungsmethoden des BIP, sondern um die DATENERHEBUNG AN SICH!

Basis sind die Erhebungen, die wir mit der Steuererklärung abgeben.

Sehr gut, das ist ein guter Anhaltspunkt.
Das heisst, es muss eine "Steuererklärungspflicht" auf der INSEL geben um das BIP zu messen.
Das fehlt also im Modell noch.

 

> Auch wenn es in der Praxis dauern kann bis alle Unternehmen ihre Daten
> abgeliefert haben...

Deswegen gibt es auch Umsatzsteuervoranmeldung, Lohnsteueranmeldung ...,
damit man schon im Laufe des Jahres Schätzungen abgeben kann.
Aus diesem Grund hast du am Ende eines Jahres immer nur ein vorläufiges
Ergebnis.

Im Modell können wir vereinfacht ja erstmal annehmen, dass alle Unternehmen jeweils perfekt aktuelle Daten liefern, d.h. jeder Geschäftsvorgang oder jeder für die Steuererklärung relevante Vorgang direkt und automatisch an das Steuerbüro und von dort aus weiter in die VGR übermittelt wird, so dass man zu JEDEM ZEITPUNKT den aktuellen Stand des BIP's ablesen kann und nach jedem einzelnen Geschäftsvorfall die VGR entsprechend aktualisiert wird.

Es wäre also wirklich genial, wenn du mir helfen könntest die Fragen zu den beispielhaften Geschäftsvorfällen der Insel zu klären.

Wenn es weit genug fortgeschritten ist, will ich
http://www.graphdracula.net/showcase/
verwenden um eine kleine interaktive Visualisierung der Inselvolkswirtschaft zu erstellen.
Im nächsten Schritt kann man dann verallgemeinern.

 

> .... wann geht prinzipiell eine Transaktion bzw. eine Leistungserstellung in
> die VGR ein?

Mit der Verbuchung der Transaktion in der Buchhaltungssoftware.

SEHR GUT :-)
Im Inselbeispiel also dann, wenn der Banker B1 oder B2 entsprechende Transaktionen aufnimmt.
Nehmen wir einen Time-Lag zwischen Lieferung und Bezahlung an. Welcher Vorgang ist das Schlüsselereignis, welcher eine Lieferung in die VGR eingehen lässt.
(Wäre super, wenn man das auch noch mit Quellen belegen könnte)

 

> .... ab wann wird sie erfasst? Erst bei Bezahlung? Reicht es auf Ware auf
> Lager zu legen? usw... usw...

Entscheiden ist das Rechnungsdatum, was physisch mit den Gütern
passiert, interessiert nicht.

Das Rechnungsdatum....
....bedeutet, dass noch nicht bezahlt worden ist und vielleicht niemals bezahlt werden wird.
Geht diese tatsächlich in die VGR ein?

 
> Wenn ich Gleichungen aufstelle wie:
> Y = C + I + G .... und Y dem BIP entspricht und ich auch noch direkt oder
> indirekt Geldmengen M einführe, dann muss erstmal klar sein, was Y genau
> bedeutet.

Y ist die Summe aller in Geld bewerteten Einkommen, die in einer Periode
in einem Wirtschaftsraum erzielt werden.

ACHTUNG!
Hier sagst du etwas anders. Du sagst das Y (Das BIP) die Summe aller in Geld bewerteten Einkommen ist.
Das bedeutet aber, dass hier nur BEZAHLUNGEN bewertet werden. Oben sagst du RECHNUNGSSTELLUNG wäre ausreichend.
Was ist nun tatsächlich der Fall? Das ist unter umständen in der Praxis ein riesiger Unterschied.
Nicht nur Zahlenmäßig, sondern auch was die Anreizstruktur und Möglichkeiten angeht das BIP beeinflussen zu können.

 
Es gibt natürlich
Abgrenzungsprobleme, etwa wenn ein Deutscher sein Einkommen im Ausland
erzielt. Für diese Sonderfälle gibt es Definitionen, was
hinzu-/weggerechnet werden muss. Diese werden aber erst gebraucht, wenn
man in die Tiefe geht. Näheres: ->Wikipedia

Ja, ich glaube das kann man im ersten Schritt erstmal aussparen, denn wir betrachten ja vorerst nur eine Insel.

 
Die Geldmenge M ist in der VGR irrelevant, ich persönlich halte auch den
Begriff Geldmenge für irreführend, weil er die Vorstellung von Geld als
handelbare Ware impliziert. Beim BIP werden die in *Geld bewerteten*
Leistungen registriert.

ACHTUNG
Was sind in Geld bewertete Einkommen? Handelt es sich da nicht in 99% der Fälle oder sogar per Definition in 100% der Fälle um Bezahlung in Bargeld oder Sichtguthaben? Die Zahl die am Ende in der VGR auftaucht, wäre demnach also mit irgendeiner Geldmenge vollbracht worden.
Diese kann geringer sein, wenn die Umschlagshäufigkeit hoch war. Diese kann höher sein, wenn die Umschlagshäufigkeit niedrig war.
(Sprich: Wenn in jeder Sekunde mit einem EURO eingekauft wird, entsteht unter umständen ein genausohohes BIP wie wenn alle 10 Sekunden mit 10 EUR eingekauft wird).
Im ersten Fall ist die Geldmenge 1 und im zweiten Fall 10. Nach 100 Sekunden wurde aber in beiden Fällen gleich viel gekauft, denn die Umschlagshäufigkeit (Kauffrequenz) im ersten Fall beträgt 1/T und im zweiten Fall 10/T.

Die Geldmenge ist deshalb nur dann irrelevant, wenn die Umschlagshäufigkeit sich automatisch in der Realität so an veränderte Geldmengen anpasst, dass de facto eine Veränderung der Geldmenge keine messbaren Wirkungen hätte. Es läge Geldneutralität vor.
Diese Annahme möchte ich nicht in das Modell einführen.
Deine Meinung hierzu würde mich interessieren.
(Des weiteren: Ich bestehe nicht auf den Begriff Geldmenge, wenn du der Meinung bist, dass er "Geld als handelbare Ware" assoziiert. Bei mir tut er das nicht, aber um Missverständnisse zu vermeiden hätte ich keine Probleme damit einen alternativen Begriff zu verwenden, der diese Assoziation nicht erzeugt. Hast du einen Vorschlag?) [Für "Geldmenge" würden die Definitionen von M0,M1,... sprechen]


 
> Die Definitionen sind hier zu larifari und schwammig.
>
> Deshalb möchte ich eben nicht nur die Frage der Allokation klären, sondern
> dazu auch die Frage wie ist das BIP präzise definiert?
> => Und damit meine ich: Wie wird es gemessen?!? (Wie entsteht konzeptionell
> die Datenerhebung? Wie ist das gedacht?)

Die VGR ist also zeitlich rückwärts gewandt, in dem sie nur das erfasst,
was schon passiert ist. Um aber planen zu können, müssen wir in die
Zukunft sehen. Wir wollen wissen, wie entwickeln sich die Umsätze in den
einzelnen Branchen, wie sieht es mit der Beschäftigung aus, welches
Steueraufkommen ist zu erwarten. Hier kommt die Modellierung ins Spiel,
bei dem das C und I eine Rolle spielen.

Ich würde mich bei dem Modell erstmal darauf konzentrieren ein korrekte vergangenheits- bis gegenwartsbezogene Datenerfassung zu gewährleisten.
Das finde ich vollkommen ausreichend.
Wer eine Prognose abgeben will kann entweder die Vergangenheit Extrapolieren oder in einer Simulation mit Annahmen über das Verhalten der Teilnehmer die dadurch entstehenden Daten so erfassen wie im Modell vorgegeben und dann bekommt er einen Wert für das Jahr 2040.

Dazu ist aber wichtig, dass ein Modell steht das präzise definiert wie die Daten erfasst werden. Prognosen passieren dann durch Annahmen über das Verhalten der Teilnehmer und das durchrechnen bzw. simulieren der Datenerfassung unter diesen Annahmen.
Eine simple Extrapolation bedeutet die Annahme, dass sich das Verhalten der Teilnehmer nicht verändert und der aktuelle Trend fortgeschrieben wird.


 

gerhard




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