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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre
- Date: Sun, 16 Sep 2012 17:57:29 +0200
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Am 15.09.12 14:28, schrieb Axel Grimm:
> Die Ausssagen zur allgemein anerkannten VWL sind klar und deutlich. Die
> heutigen Ökonomen isnd unwissenschaftlich, verstecken sich hinter eine
> Scheinmathematk, treffen einfach mal Axiome ohne die gepüft zu haben und
> befinden sich in einer Traumwelt (os steht es auf den Folien der
> Präsentation).
Hier muss ich doch ein wenig relativieren. Die Zunft der Ökonomen ist
ein wenig vielschichtiger als du es hier darstellst. In diesen Folien
wurden die Vorstellungen der Mainstream-Ökonomen gründlichst zerlegt.
Die zugrundeliegende Mathematik ist formal oK. Es ist das dogmatische
Festhalten an dieser deduktiv-axiomatische Interpretation der Modelle,
die sie in diese Situation gebracht hat. Die neoklassische
Mainstream-VWL hat *bewiesen*, daß *auf diesem Planeten* weder
Marktgleichgewicht noch sonstiges Gleichgewicht existieren kann, *weil*
die Modell-Voraussetzungen mit der beobachteten Realität nicht
übereinstimmen.
> Zum Geldwesen ist der guten Mann selbst noch am "Forschen". Er bringt
> die mutliple Geldschöpfung als auch das, wie es heute ist ohne das er
> eins von beiden ausschließt, denn die schließen sich nun mal gegenseitig
> aus, "es kann nur eine geben".
Schlimmer noch: Die neoklassisch fundierte Makroökonomie kann noch nicht
mal erklären was Geld ist.
Was ich an Richard Werner ankreiden möchte, ist, dass er alle
Keynesianer in einen Topf wirft. Hier gilt es, zwischen den
Neo-Keynesianern (Stiglitz) und den Postkeynesianern (Sraffa, Goodwin)
zu unterscheiden. Während Erstere noch eine Synthese mit dem
Gleichgewichtsunfug der Neoklassiker anstreben, stellen Letztere die
Umkehrung der Kausalität (Investitionen bestimmen volkswirtschaftlich
die Ersparnisse) in den Vordergrund.
> Gut gelungen sind die Ausführungen zur Geldschöpfung für Finanzblasen,
> die er auch abschaffen will. Das ist die Geldschöpfung der Banken.
Zum Thema Finanzblasen existiert ein brauchbarer Modellansatz. Stichwort
'Ponzi-Finanzierung' nach Hyman Minsky.
> Schade ist, das er die Geldschöpfung der Nichtbanken auf der Basis von
> Sicherheiten bei Banken ebenfalls als Geldschöpfung durch Banken aus dem
> Nichts einordnet.
Wieso Schade? Geldschöpfung der Nichtbanken durch Übereignung von
Sicherheiten ist eine unsinnige Aussage. Nach dem Eigentumsübergang ist
der Wertgegenstand weg. Die Nichtbank verfügt nicht mehr über dieses
Asset, stattdessen verfügt sie über ein Bankdepot, dessen Wert der
übereigneten Sicherheit entspricht.
> Das eigentliche Bankenproblem (die exponentielle Vermehrung der Schulden
> per permanete Reduzieruzng der Vermögen sieht er nicht). Alles was mit
> "Sparen" und Geldanlagen zu tun hat ist nun mal mit einem Tabu belegt
> ... ein absloute Denkverbot).
Den ersten Satz musst du mal genauer erklären.
> Der erste Teil über die VWL-Ausführungen ist gut.
> Die Ausführungen über das Geldwesen sind ausreichend und von gut noch
> eine deutliches Stück entfernt ... aber der ist halt noch am "forschen"
> ... immerhin! Diesem Ökomonen kann man schon Respekt entgegenbringen.
Ich verfolge seit ein paar Jahren wieder intensiver, was da in den
akademischen Zirkeln vor sich geht. Gerade in den 70er/80er Jahren des
letzten Jahrhunderts haben sich etliche divergierende Richtungen wie
EvolutionsÖkonomie, Neue Institutionenökonomie herausgebildet.
Mittlerweile sind auch schon Studierende und Lehrende vom Autismus ihres
Faches angepisst. In Harvard haben Studierende ihren Prof. Gregory
Mankiw beim Wortw***en alleine gelassen
<http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/protestbewegung-occupy-harvard-entzauberung-des-amerikanischen-traums-1.1332413-2>
und auch hier in D regt sich Widerstand: Den Aufruf
http://www.plurale-oekonomik.de/?page_id=4
habe ich vorhin auch unterschrieben.
Das größte Problem sehe ich allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung.
Was heute mit 'Neoliberalismus' umschrieben und auch so in den Medien
kommuniziert wird, ist lediglich ein auf populistische Phrasen
reduzierte Neoklassik mit monetaristisch motivierter Politikempfehlung.
Die Frage ist hier: Cui bono? Indirekt liefert Werner in dem Vortrag
auch gleich die Antwort (ab 25:20)
gerhard
- [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Rudi, 14.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Gerhard, 14.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 14.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Axel Grimm, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Gerhard, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Axel Grimm, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Patrik Pekrul, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Patrik Pekrul, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 17.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 17.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Patrik Pekrul, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Gerhard, 17.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 17.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Axel Grimm, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, alex, 14.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre, Gerhard, 14.09.2012
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