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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: "alex AT twister11.de" <alex AT twister11.de>
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  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Über die Notwendigkeit einer Reform der Volkswirtschaftslehre
  • Date: Sun, 16 Sep 2012 20:12:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>




Aber da du jetzt bestimmt 1000 Einwände siehst was hieran eine verkürzte Sichtweise oder sonstwie wäre, nochmal schnell ein Link, wo ein gewisser Herr Graziani, ein Circuitist, auf das gleiche Ergebnis kommt. Im Grunde war auch Keynes mit seinem "Paradox of Thrift" da irgendwie schon angelangt, aber es gibt eine grundsätzliche kognitive Dissonanz oder auch geistesgestörtheit oder wie man es nennen will, die verhindert, das der durchschnittliche Mensch das einsehen kann. ...das ist jedenfalls meine aktuelle These :-)

"This means that, at the beginning of the monetary circuit, the production decisions of firms lead to the creation of a flow of money balances: credit makes deposits. 'The decision of a bank to grant a loan gives rise to the simultaneous appearance of a deposit... Banks... do not, and could not, collect deposits without having previously granted loans' (Graziani, 1992, p.218). However, at the end of the period, it is the portfolio decisions of the households that set the existing amount of money in the system. The causaility becomes reversed. The stock demand for deposits determines the amount of outstanding loans. The more deposits households wish to hold, the more firms will be unable to reapy their bank debt, being forced to ask the banks for a renewal of the additional loans that were initially conseted to them."
[Seite 138 - Money, Credit and the Role of the State]

Es gibt eine kognitive Dissonanz, aber bei dir -  und Dank des Keynes-Zitates ist es auch ganz einfach deinen Denkfehler zu erläutern.

Du behauptest ja immer, dass die Sparer durch ihr verwerfliches Tun, den ursprünglichen Kreditnehmer daran hindern, seinem Schuldendienst nachzukommen ,und deshalb Entschädigungszahlungen zahlen müssten; eine lustige Perversion der eigentlichen Verhältnisse, aber bleiben wir bei Keynes.

This means that, at the beginning of the monetary circuit, the production decisions of firms lead to the creation of a flow of money balances: credit makes deposits. 'The decision of a bank to grant a loan gives rise to the simultaneous appearance of a deposit... Banks... do not, and could not, collect deposits without having previously granted loans' (Graziani, 1992, p.218). 

Ok, im ersten Schritt leihen sich Produzenten Geld und geben dieses für dir Produktion von Gütern aus, das Geld gelangt so direkt oder über mehrere Dispositionsstufen in die Hände der Verbraucher.

However, at the end of the period, it is the portfolio decisions of the households that set the existing amount of money in the system. The causaility becomes reversed. The stock demand for deposits determines the amount of outstanding loans. The more deposits households wish to hold, the more firms will be unable to reapy their bank debt, being forced to ask the banks for a renewal of the additional loans that were initially conseted to them."

Nun sind diese wiederum dran, das Geld auszugebe; dabei haben sie aber die freie Wahl, inwiefern sie dies tun wollen. Du konstruierst jetzt ein "Recht" des Produzenten darauf, dass ihm seine Produktion vollständig abgenommen wird, damit er den Kredit wieder bedienen kann.

Und genau HIER ist dein Denkfehler: Warum sollten die Konsumenten gezwungen sein, ihr ganzes Einkommen dafür einzusetzen, dem Produzenten seine vollständige Produktion abzunehmen - egal welchen Schrott er produziert? Mit welchem Recht? Gar keinem!

Das ganze ist irgendwie eine fixe Idee von dir und fußt implizit auf der Annahme, dass der Produzent mit traumwandlerischer Sicherheit immer das Wünschenswerte produziert (daher wohl auch dein naiver Glaube an die Leistungsfähigkeit des Marketing).

Tatsächlich gibt es drei Fälle:

1. Was der Produzent herstellt ist, nicht gefragt
Die Konsumenten geben nicht ihr gesamtes Geld aus, er macht Verlust, kann seinen Schuldendienst nicht leisten und muss neue Kredite aufnehmen. Verantwortung: Der Produzent/Kreditnehmer

2. Was der Produzent herstellt, ist gefragt
Die Konsumenten geben ihr gesamtes Einkommen für das Produkt aus, er kann seinen Schuldendienst leisten, macht aber keinen Gewinn. Verantwortung: Der Produzent/Kreditnehmer

3. Was der Produzent herstellt, ist der Hammer
Die Konsumenten sind begeistert, überbieten sich gegenseitig und nehmen ihrerseits Kredite auf um die hohen Preise zu bezahlen. Das Unternehmen macht Gewinn. Verantwortung: Der Produzent/Kreditnehmer

In Kürze:

1. Der Konsument entscheidet allein, wofür er sein Einkommen ausgibt - und das ist sein gutes Recht

2. Der Produzent entscheidet allein, wofür er seinen Kredit ausgibt - und trägt dafür die alleinige Verantwortung

Woher du ein Recht des Produzenten auf (schuldendeckendes) Einkommen generierst, bleibt mir schleierhaft (Vielleicht Bias, selbst Unternehmer?)

Wenn man feststellt, dass regelmäßig ein Delta zwischen Angebot und Bedarf besteht, dann sollte man vielleicht den Koordinationsmechanismus verbessern (einen Vorschlag habe ich gemacht), dann wird auch weniger gespart bzw. mehr ausgegeben (denn bei Keynes bestimmt die Konsumquote die Sparquote und nicht umgekehrt).

Denk nochmal darüber nach. Vielleicht siehst du dann ein, dass nicht alle "geistig gestört" sind, sondern vielleicht hast du dich einfach nur "geistig verrannt". 

Ich hoffe das Beispiel war eingängig genug.



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