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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?
- Date: Tue, 04 Sep 2012 15:43:58 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Am 02.09.12 23:39, schrieb Patrik Pekrul:
> Hallo,
>
> Ich habe mal eine ganz einfache Frage; was spricht gegen folgendes Szenario:
Eine einfache, aber sehr gute Frage!
> Es gibt zwei Banken A und B
>
> 1. A leiht B 1 Mrd.€ 2. B leiht A 1 Mrd.€ 3. A und B übertragen ihre
> gutgeschriebenen Sichteinlagen auf das eigene Institut
>
> Nun haben A und B je 1 Mrd.€ als Kasse mehr auf der Aktivseite und 1
> Mrd.€ Verbindlichkeiten auf der Passivseite. So weit, so gut.
OK
> Nun treffen sich die Vorstände beider Institute und vereinbaren
> folgendes: Wir rechnen auf, 1 Mrd.€ Schulden gegen 1 Mrd.€ Schulden.
>
> Damit verschwinden je 1 Mrd.€ auf der Passivseite der Bilanzen, der
> Kassenbestand verändert sich aber nicht.
Nein. Mit der Finalisierung der gegenseitigen Schulden werden
gleichzeitig auch die gegenseitigen Guthaben gegengerechnet. Nach der
Abwicklung der beiden Geschäfte sind beide Konten auf Null.
Interessant wird es jedoch, wenn du die Komponente Zeit hinzunimmst. Die
Schulden sind letztlich nichts anderes als ein Zahlungsversprechen, den
geliehenen Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft
zurückzuzahlen.
Zoomen wir jetzt raus auf volkswirtschaftliche Ebene und versuchen den
Vorgang mit den dort verwendeten Begriffen zu beschreiben. Die Geldmenge
ist im Moment der Kreditgewährung um 2 Mrd € angewachsen. Güterseitig
steht aber diesem Geldmengenzuwachs kein entsprechender Output
gegenüber. Wertmäßig ist daher jetzt Geldmenge > Gütermenge.
Definitionsgemäß ist das Inflation.
Gleichzeitig taucht diese Geldmenge wie kaufkraftwirksames und damit
nachfragewirksames Einkommen auf den Märkten auf. Natürlich gehen die
Banker nicht wie Mutti damit in den Supermarkt zum Einkaufen. Rein vom
Volumen her sind da vor allen die Finanzmärkte interessant, wo man unter
Ausnutzung von Kurs-/Zinsdifferenzen rege Handel betreiben kann, solange
die gegenseitige Kredit-Schuld-Beziehung besteht.
Achja, vom Zeitpunkt der Kreditgewährung an, also mit der Existenz eines
Guthabendepots, zirkuliert in dieser Mini-Volkswirtschaft auch Kapital,
das nach Anlageformen sucht.
> Beide Banken haben jetzt 1 Mrd.€ Gewinn gemacht, wovon die fähigen
> Manager natürlich 10% als Bonus erhalten, die Aktionäre erhalten
> 90%.
So einfach ist es eben nicht, wie gerade dargestellt.
> Kann es wirklich so banal einfach sein? Was spricht dagegen? Wieso
> passiert es nicht jeden Tag? Sind jetzt 2 Mrd.€ in der Welt, denen
> keine Schulden gegenüberstehen? Ist Geldvermögen=Schulden demnach
> falsch?
Ich mach's kurz:
Nein
die gütermäßige Deckung
das ist gängige Bankenpraxis im bestehenden Geldsystem
Für die Dauer des Schuldverhältnisses, ja.
Nein
> Merke: Bei alledem ist nicht 1 Cent Zentralbankgeld notwendig und
> "Kasse" ist keine Einlage, die man absichern müsste.
Für derartige Transaktionen wird tatsächlich keine Unterlegung mit
Zentralbankgeld benötigt. Genau an diesem Punkt setzt die 'monetäre
Kreislauftheorie' an. Im Kern steht die institutionelle Forderung, auf
volkswirtschaftlicher Ebene Geschäftsbanken differenziert von
Unternehmen zu behandeln. Ich habe das Modell mal in Arnes Geldordnung
2.0 Entwurf grob skizziert:
<http://wiki.piratenpartei.de/Diskussion:AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/GFO_2.0/EPMS#Circuitism>
Am konsequentesten weitergedacht haben diesen Ansatz im Übrigen die
Quantum Ökonomen. Sie sind wohl die einzigen, die Volkswirtschaft unter
streng buchhalterischen Kriterien betreiben. Danach können auch schon
bei der Finanzierung von Produktionsprozessen solche
'Leergeldemissionen' (=Guthabendepots im Bankensystem für die kein
Gegenkonto existiert) entstehen. Sie schlagen vor, investierte
Unternehmensprofite separat in einer 'Fixkapital-Abteilung' zu
registrieren und damit vom zirkulierendem Kapital buchungstechnisch zu
trennen. Auch gesamtwirtschaftlich lässt sich dieser Fixkapitalstock als
nicht verkonsumiertes Einkommen interpretieren, das der Volkswirtschaft
als Ganzes für weitere Produktionsprozesse zur Verfügung steht.
Wirtschaftspolitisch eröffnen sich da ganz neue Dimensionen. Das ist
aber eine andere Geschichte, wir sollten erstmal sehen, daß wir beim
Geldsystem auf einen grünen Zweig kommen.
gerhard (ivl1705)
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Keox, 14.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Gerhard, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Keox, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Gerhard, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Bodo Thiesen, 08.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Sascha Maus, 08.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Bodo Thiesen, 09.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Patrik Pekrul, 03.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Bodo Thiesen, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Axel Grimm, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Bodo Thiesen, 07.09.2012
- [AG-GOuFP] Zentralbanken, Frauke Mattfeldt, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zentralbanken, Bodo Thiesen, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zentralbanken, Patrik Pekrul, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zentralbanken, Patrik Pekrul, 07.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zentralbanken, Bodo Thiesen, 08.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Gerhard, 08.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Bodo Thiesen, 09.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Kann es wirklich so einfach sein?, Axel Grimm, 07.09.2012
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