ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christian.Seiler <christian.seiler AT hotmail.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte
- Date: Tue, 22 May 2012 14:03:53 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ich denke man muss auch fragen warum das so ist. Dert Wechselkurs impliziert eine geometrische Mittelung. Dadurch leidet die Angebotsseite in Griechenland. Sie kämpft in einem festen Wechselkurs gegen das Dumping aus den produktiveren Ländern. Es ist nicht so dass die Arbeitsplätze "wirklich" abgewandert wären. Man muss sich das viel abstrakter vorstellen. Griechenland führt den Euro ein --> es gibt einen festen Wechselkurs zu allen anderen Euro Ländern --> die Währung wird real aufgewertet, da der Wechselkurs nun mit produktiveren Ländern geteilt wird. Dadurch verteuern sich Exporte real und die Importe steigen drastisch. Weil aber sich nicht die Exporte aufgrund einer gestiegenen Nachfrage geändert haben, vermindert sich die Nachfrage des Auslands mit dem gestiegenen Preis. Das wäre gar kein Problem, wenn die Preise drastisch nach unten gefallen wären. Das funktioniert so: Die Währung wertet auf (Drachme durch Euro ersetzt), dadurch steigen die Konsummöglichkeiten der Griechen drastisch, sie können sich nun weitaus mehr kaufen (Importieren). Nun müssten sich die Preise und Löhne aber anpassen zum ursprünglichen Gleichgewicht hin. Zunächst müssten die Preise wieder der Nachfrage angeglichen werden. Dadurch dass die Preise fallen müssten die Löhne auch nach unten gehen. Dann wäre der ursprüngliche Zustand wieder erreicht, die Konsummöglichkeitenmenge hätte sich nicht verändert. Aber: Die Preise sind nciht signifikant nach unten gegangen, die Löhne auch nicht. DAs widerstrebt natürlich auch den Interessen jedes davon betroffenen Bürgers, denn warum soll er seine durch den Euro hinzugewonnenen Konsummöglkichkeiten einschränken? Die Regierung hat da auch nichts von, weil die Bürger sie wählen, und das größte Gift für die schönen Opportunisten ist doch dass die Löhne fallen. Was passiert also mit der Industrie? Nun die kann natürlich nicht mehr mithalten. Erstens wird die Nachfrage aus dem Ausland (im Sinne von außerhalb des Euroraumes) torpediert. Denn plötzlich sind die produktiveren Länder relativ billiger als zuvor, während Griechenland relativ teurer ist (beides relativ zum Zustand von zuvor), die Nachfrage nach Gütern aus produktiveren Ländern steigt, die Nachfrage nach Gütern aus Griechenland sinkt. Was passiert innerhalb des Währungsraumes. Hier haben wir einen festen Wechselkurs. theoretisch müssten die vorherigen Wechselkursunterschiede durch einen drastischen Preisverfall in Griechenland ausgeglichen werden, denn nun muss man ja plötzlich weitaus mehr zahlen für die griechischen Güter als zuvor. Auch hier bricht die NAchfrage zusammen. Hingegen wird es für die Griechen selbst weitaus günstiger sich Produkte aus den produktiveren Ländern des Euro Raumes zu kaufen. Hier steigt die Nachfrage. Nun haben wir ein Problem, die Industrie in Griechenland schrumpft. Es entsteht eine Arbeitslosigkeit. In den USA würde dies durch Arbeitsmobilität ausgeglichen werden. Man schaue nur nach Michigan. Die Leute ziehen in eine andere Stadt. Auch in Europa passiert das zum Teil schon, aber wegen Sprach und Kulturunterschieden in einem weitaus geringeren Ausmaß. Z.B. Berlin wird zur Zeit geflutet von jungen Menschen aus den unproduktiveren Euro-Ländern, was an sich eine schöne Sache ist für Berlin. Bloß das Problem ist, die Menschen die eben nicht die Möglichkeit haben nach Amsterdam oder Berlin oder Talinn auszuwandern sind stark von der entstandenen Arbeitslosigkeit betroffen, während wir unter einer Überproduktion leiden. Ba-Wü und BAyern sind nahe an der Vollbeschäftigung. Ein weiteres Gift für die opportunistischen Politiker ist Arbeitslosigkeit. Wie beseitigt man die? Nun da liefert die Ökonomie eindeutige Rezepte. Man erhöht einfach die Staatsausgaben (Schuldenfinanziert). Das hat natürlich unglaublich negative externe Effekte - die Administration erlahmt, private Initiative fällt dem "crowding-out" zum Opfer. Ich denke das wäre erstmal ein solides Denkgerüst für die Fehlfunktionsweise des Euros. Am 22.05.2012 13:06, schrieb Daniel Seuffert: Hallo Christoph,Nein, da widerspreche ich entschieden!ich auch...Aber dass die Griechen verschuldet sind, liegt nicht daran sondern am Schuldgeldsystem, das die Gesamtvermögensbilanz in einem Währungsraum immer bei Null hält (Vermögen=Schulden).Die Griechen sind nur aus einem Grunde verschuldet: Sie haben mehr ausgegeben als eingenommen! Niemand aber auch gar niemand hat die Griechen gezwungen über ihre Verhältnisse zu leben! Liebe Grüße, DanielNur durch Handelsbilanzüberschuss kann man die Vermögensbilanz ins Positive bringen - das haben wir getan. Dass das gleichbedeutend mit Schulden für Griechenland ist, liegt v.a. am Schuldgeldsystem. Der Nonsens des Dt.Bank Chefvolkswirts, wir sollen unproduktiver werden hängt mir wirklich zum Hals raus. Nicht dass wir viel arbeiten und unser Rentenalter erhöhen ist schuld an der Griechenlandkrise! Wir schaffen Güter und Wohlstand! Und wir versuchen krampfhaft, der Staatsverschuldung Herr zu werden, was selbst wir nicht schaffen. Nur weil es ein Schuldgeldsystem gibt, wird dadurch woanders Armut erzeugt. Würden die Vermögen einfach gemäß des Warenüberschusses wachsen, gäbe es kein Problem! Viele Griechen würden sich halt "keinen Mercedes" leisten können aber die Volkswirtschaft könnte prima leben. -----Ursprüngliche Nachricht----- Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Christian.Seiler Gesendet: Dienstag, 22. Mai 2012 12:25 An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de Betreff: Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte Lieber Nicolai, Ich stimme zu dass Ungleichgewichte in der Produktivität eine der Hauptursachen sind. Die Konsequenzen die du daraus ziehst widerstreben jedoch völlig dieser Analyse. Es geht nicht lediglich um Lohn-Stück Kosten, das wäre eine sehr oberflächliche Erkenntnis, vielmehr geht es um die Mischung aus Kapitalausstattung/Arbeiter und die Kaptialaustattung/Technologische Umsetzbarkeit. Produktivität macht sich nicht lediglich an den Lohn Stück Kosten fest, sondern ist Ausdruck der Bildung, der eigenen Präferenzen, etc. Auch würde das Problem überhaupt nicht gelöst werden. Nehmen wir an der Staat würde regulierend in die Löhne eingreifen, dann würde sicherlich die Produktivität in Deutshcland im Verhältnis zu den Kosten sinken - ganz richtig. Was würde aber geschehen? Eigentlich nichts weiter, außer dass nicht Deutschland profitierren würde sondern eben ein anderes Land dass nun relativ produktiver wäre. Sagen wir DEutschland erhöht durch Lohnuntergrenzen die Kosten für Arbeit dramatisch, dann hätten wir erstens eine ähnliche Sockelarbeitslosigkeit wie in Frankreich und eine ähnliche Jugendarbeitslosigkeit. Aber was würde das für Europa implizieren? Ganz einfach Deutschland rückt in der Rangliste der relativen Produktivität nach unten. Der Wechselkurs nimmt leicht a b, denn in der Währungsunion ist der reale Wechselkurs sicherlich ein gewichtetes Mittel aller "Produktivitätsstufen". Was aber nichts für die relativ unproduktiven Länder ändert, denn statt Deutschland wäre nun ein anderes Land relativ produktiver als Griechenland, z.B. die Benelux Staaten oder Österreich oder Estland oder Italien, die meiner Meinung nach immernoch eines der besseren Bildungssysteme in Europa haben. Kommen dann Forderungen auf die guten Bildungssysteme abzuschaffen, damit die "Griechen" nicht so leiden? Sollen wir., um die Produktivitätsunterschiede einzustampfen, den künftigen Generationen Bildung vorenthalten? Sollen wir die Sockelarbeitslosigkeit ausweiten? Natürlich nicht! Unser Ziel muss es sein eine Harmonisierung des Euro Raumes anzustreben (der sich wie ich schon seit Monaten sage so eh nicht halten lässt - esm hin oder her, schon werden die Maastricht Kriterien eh wieder weichgespült von den Opportunisten in den Regierungen). Aber diese Harmonisierung muss dadurch erfolgen, dass wir endlich überall einen exzellenten Bildungsstandard durchsetzen. Kann doch nicht sein, und das hat mich wirklich schockiert, dass an einer der Universitäten in Frankreich, an der ich studiert hatte (UM1), es nichtmal möglich ist einen Englischdozenten einzustellen der Englisch kann (Kurs 6. Semester). Oder das man für einen Master Kurs zur Agrarökonomie ein Lehrbuch von 1956 benutzt, dass die Agrarsysteme aus der ZZeit beschreibt, wohlgemerkt da ging es nicht um Theorie sondern praktische Analysen existierender Systeme, die Hälfte des Buches war nutzlos weil es die Systeme einfach gar nicht mehr gab oder diese eh obsolet wurden. Oder dass die Dozenten es nicht einmal schaffen eine Powerpoint Vorlesung zu halten. Von meinen französischen Freunden konnte keiner, ich widerhole, keiner, Englisch oder irgendeine andere Sprache. Kann mir nicht vorstellen dass es in Griechenland besser aussieht. Ich habe noch großen Respekt vor den Unis in Italien und sicherlich vor denen in den Benelux Ländern. Auch in Osteuropa tut sich viel positives in der Hinsicht. Bei Schulen bin ich nicht so informiert und kann dazu leider nichts sagen. Am 22.05.2012 11:46, schrieb Nicolai Haehnle:2012/5/21 Bernhard Mosolf<Bemo AT mailwurm.de>:Eure Meinung bitte: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36967/1.htmlWieder einmal fehlt die Erkenntnis, dass an den Ungleichgewichten auch Deutschland Schuld ist. Man kann nicht nur in den Südstaaten "strukturelle Reformen" fordern, was letztlich sowieso nur ein Euphemismus für Lohndrückung ist. Dadurch entsteht nur ein Race to the Bottom, also eine Abwärtsspirale, bei der die Bürger Europas verlieren. Auch in Deutschland muss umgesteuert werden, und zwar nicht nur mit Solidarzahlungen ans Ausland, sondern eben auch dadurch, dass die deutschen Bürger endlich durch Lohnanpassungen von der Entwicklung profitieren. Schöne Grüße, Nicolai-- AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik |
- [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Bernhard Mosolf, 21.05.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Daniel Seuffert, 22.05.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Nicolai Haehnle, 23.05.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Nicolai Haehnle, 23.05.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Nicolai Haehnle, 23.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Axel Grimm, 23.05.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was haltet Ihr davon: Die unendliche Geschichte, Christian . Seiler, 22.05.2012
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