ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt
- Date: Tue, 14 Feb 2012 14:43:56 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Christoph,
2012/2/14 Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>:
>> • Silvio Gesell hat 1920 untersucht, warum man eigentlich Zins
>> auf Geld erlangen kann, mit Waren funktioniert das ja auch nicht.
>
> Häh? Bei Waren spricht man normalerweise nicht von Zinsen, aber ansonsten
> funktioniert das nach dem gleichen Prinzip. Man sagt nur Miete dazu, oder
> Leasing. Die "Zinsen" sind dort in der Regel sogar größer, weil die Ware ja
> an Wert verliert.
>
> => Siehste? Die Ware verliert an Wert, dafür sind die Leasing-Raten gedacht:
> Sie sind die Bezahlung des Wertverlustes. Geld verliert nicht an Wert und
> benötigt keine Leasingraten.
Aber beim Leasing bezahle ich ja nicht nur einen Ausgleich für den
Wertverlust des Autos. Ich bezahle auch den Overhead für Verwaltung
und Werbung, und ich bezahle einen Teil, der in den Gewinn des
Vermieters fließt.
Die letzten zwei Punkte haben Banken auch.
>> • Es ist bei Weitem logischer und sinnvoller, Geldmengenerhöhung
>> dort zu vollziehen, wo real geschaffener Wert entsteht.
>
> Das passiert heute streng genommen auch schon - diejenigen, die das "neue"
> Geld als erstes in der Hand halten, sind die Kreditnehmer, typischerweise
> also Unternehmen, die damit ihre Produktion finanzieren
> :)
>
> => Das ist als Scherz gemeint, oder? Kreditnehmer erhalten Geld und
> Schulden, Summe=0, Folgekosten sind dann monatliche Lehnherrenabgaben (an
> die Meudalherren).
Nur zum Teil. Kreditvergabe ist die Erhöhung der Geldmenge, die Summe
bei den Geldmengenaggregaten ist eben nicht 0.
Bei den Netto-Geldvermögen sieht es natürlich anders aus. Aber das ist
ja vielleicht gerade der Clou unseres heutigen Systems: es wird
Geldmenge geschaffen ohne gleichzeitig Netto-Geldvermögen zu erzeugen.
Das erklärt wahrscheinlich auch, warum es keine starke Korrelation
zwischen Geldmengenwachstum und Inflation gibt.
Ich glaube, ein großer Teil der Empörung über die Funktionsweise von
Geldschöpfung kommt daher, dass viele Menschen Geldschöpfung nicht
sauber von der Erzeugung von Netto-Geldvermögen unterscheiden. Die
Banken "zaubern" Geld herbei, ja, aber sie zaubern keine
Netto-Geldvermögen in die Welt. Als ich das verstanden habe ist mein
Blutdruck deutlich gesunken ;)
>> • 10% dieses Wertschöpfungsentgelts müssen die Unternehmen
>> zinslos in Unternehmen der gemeinnützige Gesellschaften investieren
>> (dazu muss es strenge Regeln zur Vermeidung von Fetterlnwirtschaft geben).
>
> Kannst du diese Regel erklären? Wozu soll die dienen? Warum gibt man das
> Geld nicht direkt an gemeinnützige Gesellschaften?
>
> => Der Staat könnte diese 10% verteilen, aber durch die Vergabe der
> Einzelunternehmen oder Einzelmitarbeiter entsteht ein viel größerer
> Pluralismus, eine zentralisierte Macht wird vermieden.
> Durch diese zinslosen Kredite wird das Kreditangebot auf dem Geldmarkt
> erhöht und damit marktwirtschaftlich die Zinsen gesenkt (Kredite werden
> weiterhin für Startups usw. notwendig sein)
Du hast mich da auf einen Gedanken gebracht. Ich denke nicht, dass
Kreditvergabe durch die Unternehmen und Menschen so eine wahnsinnig
gute Idee ist. Zumindest ich habe keine Lust darauf, mich um diese
Kreditvergabe zu kümmern und den Kreditnehmern hinterher zu rennen.
Ich vermute, das geht vielen Menschen ähnlich. Das würde höchstens
darauf hinauslaufen, dass einige Banken sich darauf spezialisieren, da
als Mittelsmänner/Dienstleister aufzutreten.
Aber wenn ein Teil des Geldes an *gemeinnützige* Gesellschaften gehen
soll, dann warum nicht gleich direkt als Spende? Ich stelle mir das so
vor, dass jeder Mensch ein jährliches Spendenbudget von X € bekommt,
dass er nach Gutdünken an gemeinnützige Organisationen spenden kann.
Wenn der volle Betrag nicht ausgeschöpft wird, verfällt er. Sozusagen
ein bedingungsloses Spendenbudget (BSB) ;)
>> • Das Arbeitseinkommen würde rechnerisch langfristig 2 bis 7 mal
>> so hoch sein wie heute (Vermögenseinkommen sind auch Inflationsniveau
>> reduziert, der Geldumlauf wird voraussichtlich von heute 1,8 auf einen
>> gesunden Wert von 6 steigen).
>
> Nominal oder real? Wenn real ist dir hoffentlich klar, dass du da ziemlich
> drastisches reales Wirtschaftswachstum herbeirufst. Das ist natürlich nicht
> schlecht. Trotzdem: Woher kommen diese Zahlen?
>
> => wie gesagt sind das theoretische Werte, ich gehe nicht von einer
> Versiebenfachung aus.
> Es wirken 2 Effekte:
> - Die heute 1030 Billionen Euro Vermögenseinkommen werden langfristig
> aufs Arbeitseinkommen umgelenkt. Das Netto-Arbeitseinkommen liegt bei ca.
> 570 Mrd. Euro jährlich. Du kannst die Rechnung selber durchführen...
> - Der Geldumlauf war in den 70ern noch bei ca. 6, heute liegt er bei
> unter 1,8. Mit dieser Maßnahme müsste er wieder auf einen gesunden Wert
> steigen.
> Background: Wenn jeder 12 Monatsgehälter bekommt und am Ende des
> Monats ausgegeben hat, ist der Geldumlauf 12 (12 Durchläufe pro Jahr). Man
> sieht, wie extrem die "Sparquote" bezogen auf die Gesamtgeldmenge heute ist.
Okay, die Berechnungen kann ich nachvollziehen. Es bleibt, dass den
wachsenden Einkommen, wenn sie nicht einfach gespart werden, eine
deutlich erhöhte reale Produktion entgegenstehen müsste (oder es kommt
eben zu Inflation, was natürlich auch nicht unbedingt schlecht ist).
Ich versuche einfach nur, die Konsequenzen zu verstehen.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- Re: [AG-GOuFP] Der fehlende Zins und kein Ende (was: Das Wertschöpfungsentgelt), (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Der fehlende Zins und kein Ende (was: Das Wertschöpfungsentgelt), Hilmar Benecke, 14.02.2012
- [AG-GOuFP] Geldschöpfung - Das Wertschöpfungsentgelt, tobego, 16.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Nicolai Haehnle, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Piratos aka. Tobias, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Axel Grimm, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldvermögen vs Geldanlagen( was Das Wertschöpfungsentgelt), Keox aka Daniel Worofka, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldvermögen vs Geldanlagen( was Das Wertschöpfungsentgelt), Piratos aka. Tobias, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldvermögen vs Geldanlagen( was Das Wertschöpfungsentgelt), Keox aka Daniel Worofka, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Nicolai Haehnle, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Axel Grimm, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Uwe Krüger Winands, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Uwe Krüger Winands, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Uwe Krüger Winands, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Nicolai Haehnle, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Christoph Ulrich Mayer, 14.02.2012
- [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, tobego, 15.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Nicolai Haehnle, 14.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt, Uwe Krüger Winands, 15.02.2012
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