Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [MKK] - Finanzmärkte und die Wirtschaft

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] [MKK] - Finanzmärkte und die Wirtschaft


Chronologisch Thread 
  • From: Andreas Schouten <andreas.schouten AT leben-in-hanau.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [MKK] - Finanzmärkte und die Wirtschaft
  • Date: Fri, 03 Feb 2012 17:30:07 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Nadja,

das Geld bei der Geldschöpfung der Banken kommt nicht aus dem Nichts. Da
versteht der ein oder andere Autor nicht worüber er schreibt.

Banken finanzieren langfristig und refinanzieren sich kurzfristig.
(Verleihen z.B. auf 10 Jahre und leihen sich das Geld im Extremfall aus
den täglich verfügbaren Girokonten.)

Dabei erhöht sich die Geldmenge (Was mir in der Tat nicht so bewusst
war.)

Warum das Ganze zyklisch in Finanzkrisen endet ist hier gut erklärt:
http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/essay-es-werde-geld-es-werde-krise/3205596.html

Ganz in Kürze und vereinfacht: Minibank hat zwei Kunden, Dich und mich.
Du zahlst 100€ auf Dein Girokonto. Genau diese 100€ leiht die Minibank
mir für 10Jahre aus.
Jetzt haben wir beide 100€ auf unseren Girokonto. Die Bank hat Geld
geschöpft. Die Geldmenge hat sich verdoppelt auf 200€.

Der Haken an der Sache: Morgen gehen wir beide zur Bank. Ich will über
meinen Kredit verfügen und Du willst Dein Geld wieder. Folge: Die Bank
ist Pleite. Eben Bankenkrise in mimi.

In der echten Welt würde sich die Minibank am Interbankenmarkt 100€
leihen, um uns beide auszahlen zu können.

In der 2008er Bankenkrise wuchs das Misstrauen unter den Banken aber
derart, das sie sich kein Geld mehr geliehen haben. An dem Punkt wären
die Banken im Dominoeffekt Pleite gegangen. Hier springt nun die
Notenbank ein. Die Minibank hinterlegt bei der Notenbank meinen
Schuldschein und bekommt dafür die 100€.
(Ohne Systemkrise hätte die Notenbank meinen Schuldschein nie als
Sicherheit akzeptiert.)

Nehmen wir nun an die Minibank hat kein Eigenkapital und ich kann in 10
Jahren meinen Kredit nicht zurück zahlen, so geht nicht nur die Bank
dann endgültig Pleite, sondern Du bist auch Deine Einlage los.
Dies nur um den Komplex nicht Rückzahlung von Staatsschulden,
Eigenkapital und Einlagensicherheit anzureißen.

Banken schöpfen jedoch nicht nur Geld. Das ganze geht in der Regel auch
anders herum.

Nehmen wir an ich investiere meine 100€ und zahle sie auf Ralfs Girokonto
ein. Von ihm bekomme ich Maschinen und Rohstoffe. Damit produziere ich Waren.
Du kaufst bei mir für 100€ ein und ich zahle meinen Kredit zurück. Jetzt
beträgt die Geldmenge wieder 100€, denn Du und ich stehen bei 0 und Ralf hat
100€ auf dem Konto.

Ganz anders sieht es aus, wenn ich meinen Kredit konsumiere. Nehmen wir an,
ich kaufe bei Dir für 100€ Waren. Das Geld bringst Du zur Minibank und hast
jetzt 200€ auf dem Konto. Die geben mir damit einen neuen Kredit und das
Spiel treiben wir immer weiter. Die Geldmenge steigt und steigt mit jeder
Runde um 100€. Nur wenn Du das Geld z. B. als Altersvorsorge einmal für
eigenen Konsum brauchst, melde ich Privatinsolvenz an. Die Bank ist Pleite
und Du bist Deine private Rente los.

Geldschöpfung ist eben keine Wertschöpfung.

Gruß
Andreas



On 03.02.2012 11:53, Nadja Haas wrote:
Ahoi wieder :n)

Vorgestern kam auf Telepolis ein Artikel raus, der Andreas schon in
seinen ersten beiden Absätzen grundlegend widerspricht und meine
hier zT geäußerte Sicht auf die Sache stützt:
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36329/1.html

Ich finde den alten Thread jetzt leider nicht mehr sehr
übersichtlich, 'warte' aber glaube ich immer noch auf eine Kritik
vielleicht vom mir gegenüber freundlich aber kritisch klingend
empfundenen Harald auf meinem niedrigen Anfängerniveau über den Film
"Money as debt".
zB hier mit deutschen Untertiteln:
http://video.google.de/videoplay?docid=6433985877267580603

Durch Haralds Links für Bundesbankazubis bin ich vor nem Monat auch
neugierig durch, parallel waren Harald und ich glaube ich im Chat
(zu kurz) in Kontakt, aber bis jetzt hab ich nix gefunden oder
kapiert, was mir (und zB dem Telopolis-Link oder dem Video)
widersprochen hätte (außer Andreas ;n) )

Das als kurze Zusammenfassung aus meiner Sicht - um die Diskussion
nochmal anzuwerfen - damit ich nich wortlos den Link hier reindrücke ;n)

Schöne Grüße
Nadja

PS: Eigentlich gehört diese Diskussion auch eher auf eine thematisch
passendere Liste, drum für Interessierte aus dem MKK im cc dieser
Mail auch beispielsweise die Liste der AG-Geldordnung und
Finanzpolitik, von der ich auch den Link hab.

Am 09.01.2012 11:25, schrieb andreas.schouten AT leben-in-hanau.de:
Hallo,

nein das ist sachlich falsch. Geschäftsbanken können nur Geld verleihen,
welches sie sich selbst geliehen haben (Fremdkapital) oder selbst
besitzen (Eigenkapital).

Nur die Notenbank kann Geld aus dem Nichts schaffen. Also bildlich
gesprochen drucken.






Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang