Re: [AG-Drogen] Eine allgemeine Frage an Michael

[Bettina & Michael Demus <cyfarwyddi AT t-online.de>]

Am 06.02.2012 17:59, schrieb Marcel Mayer:

Hallo Michael,

ich finde deine Beiträge bereichern die Mailingliste ungemein, vor allem geben sie mir jedenfalls einen Einblick in Bereiche, die ich so nicht hätte.

Was mich mal interessieren würde, wir alle gehen hier sehr offen mit teilweise sehr diffizilen Themen um und grundsätzlich kann sich jeder in die Mailingliste eintragen und mitlesen.
Wie würde es aussehen, wenn hier auch Leute mitlesen, die das Ganze was wir hier so "treiben" nicht nur kritisch, sondern auch ablehnend betrachten.

Kann uns daraus jemand einen Strick drehen, diese Frage, gerade weil ich sie nicht bewerten kann, bereitet mir schon die ganze Zeit Bauchschmerzen.
Das ist rein hypothetisch gedacht, aber ein Staatsanwalt oder andere Mitarbeiter einer Behörde die hier beruflicherseits mitlesen, könnten sich alles Mögliche einfallen lassen, und sei es nur, das man uns gängeln möchte.

Ich würde mich über eine Einschätzung deinerseits freuen.

Grüße
Marcel

Hallo Marcel,

Danke für die Blumen *rotwerd

Tja, was machen wir hier eigentlich? Verabreden wir Straftaten? Nein. Wir betreiben politische Meinungsbildung. Wir haben das Ziel vor Augen das Betäubungsmittelgesetz und andere Vorschriften rund ums Rauschgift zu verändern, ja und? Es ist legitim Gesetzesänderungen zu verlangen und auf sie hinzuarbeiten. Die Piraten sind eine offensichtlich wählbare Partei die erfolgreich im demokratischen Gefüge der Bundesrepublik Deutschland agiert. Die Änderung des BtMG und anderer Gesetze im, von den Piraten geforderten Sinn, bedrohen nicht den Bestand der Bundesrepublik Deutschland. Daher kann das Ansinnen einer Veränderung von der repressiven Verhinderungspolitik (Prohibition) hin zur Akzeptanz und gesundheitspolitisch vertretbaren Ermöglichung nicht verfassungsfeindlich sein, die dazu gehörende Arbeit ebenfalls nicht.
Die Piraten sprechen ihre Ziele klar aus. Sie machen es also anders als Parteien die in der Vergangenheit verboten wurden. Die Piraten machen es richtig und gesetzeskonform. Es kann und darf daher auch keinem bei den Piraten Engagierten vorgeworfen werden, dass er sich an der politischen Arbeit der Piraten beteiligt und Gedanken äußert die vielleicht dazu führen könnten, dass ein paar Gesetze geändert werden. Es ist Aufgabe der Politik für ein Gesetzeswerk zu sorgen, das den Ansprüchen einer modernen Gesellschaft im 21. Jahrhundert genügt. Das BtMG und seine Vorgänger basieren allesamt auf einem Denkansatz der vor dem ersten Weltkrieg entwickelt wurde. Wir haben heute aber keinen Kaiser mehr, die Zeit der Verordnungen die von nicht unwesentlichen Teilen des Wahlvolkes nicht mitgetragen werden, ist vorbei. Das darf und soll auch artikuliert werden.

Eigentlich bin ich einer vor denen Du eigentlich Muffensausen hast, ich war Drogenfahnder. Keine Sorge, ich bin echt. Wir ziehen am gleichen Strang und zwar auf der gleichen Seite. Ich engagiere mich seit 2001 im Net. Ich hab verschiedene Foren moderiert in denen es um BtM und die Auswirkungen der dazu gehörenden Gesetzgebung ging und über die Jahre wurde das auch meinem Dienstherrn bekannt. Er hat mich deshalb nie belästigt. Das lag vielleicht daran, dass ich bis vor kurzem als cyfarwyddi oder als ArnoNym unterwegs war. Ich habe mich entschlossen bei den Piraten meinen wahren Namen zu verwenden. Mir war klar, dass es bei den Piraten Vorbehalte gegen einen Drogenfahnder geben muss, der behauptet ihnen helfen zu wollen. Also spiele ich mit offenen Karten. Im Net gibts ein paar Zeitungsberichte über mich, damit sollte meine Identität endgültig geklärt sein.

Meine Vorstellungen von einem modernen professionellen Sucht- und Drogenmanagement hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Ich habe gegenüber meinen unmittelbaren Vorgesetzten nie mit meiner Meinung hinterm Berg gehalten. Das war nicht nötig. Es gibt viel Kritik innerhalb der Polizei an der gegenwärtigen Gesetzgebung. Je nachdem welche Position vertreten wird. Auch die Hardliner üben nicht wenig Kritik, denn auch deren Wünsche sind bei weitem nicht erfüllt! Ich kenne Polizeiführer die mir in einem Privatgespräch versicherten, dass sie eine Legalisierung verschiedener Substanzen unter bestimmten Voraussetzungen befürworten würden und ich kenne welche, denen die heutige Strafandrohung für den Erwerber nicht ausreicht. Ich habe für beide Verständnis. Auch für die Hardliner, denn deren Motivation sind m.E. nicht unanständig. Das erkläre ich irgendwann mal, ist spannend wie sich manches so fügt.

Meine Wünsche, Hoffnungen und Absichten bezüglich der Drogengesetzgebung äußere ich als Teil meines Beitrags zur politischen Gestaltung der Bundesrepublik Deutschland. Ich sehe ein solches Engagement als staatstragend an, denn ich beabsichtige dem Staat mit einer neuen Gesetzgebung die Arbeit zu erleichtern, Steuern zu sparen und neue Einnahmemöglichkeiten zu erschließen.

Ich bezweifle, dass ich wegen meiner politischen Arbeit verfolgt werden kann. Erlebe ich was anderes, erfahrt Ihr es als Erste!

LG
Micha