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ag-bauen-verkehr - Re: [AG Bauen und Verkehr] Nachhaltige Verkehrspolitik Teil 3

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [AG Bauen und Verkehr] Nachhaltige Verkehrspolitik Teil 3


Chronologisch Thread 
  • From: "Robert Merz" <romerz AT gmx.de>
  • To: "Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG Bauen und Verkehr] Nachhaltige Verkehrspolitik Teil 3
  • Date: Sun, 4 May 2014 19:45:43 +0200
  • Importance: normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Sensitivity: Normal

Ahoi Ralle,
ahoi Bau- und Verkehrspiraten,
 
die langen Arbeitswege kommen aus folgenden Gründen zustande:
 
1. Verwaltungen werden aus Imagegründen oft im Stadtzentrum konzentriert. Die Firmen können sich die hohen Grundstückspreise gut leisten, da Hochhäuser gebaut werden. Diese haben zusätzlich einen starken Werbeeffekt, da sie auf allen Fotos und auch in der Stadt selbst gut sichtbar sind.
 
2. Betriebe mit hohem Materialdurchsatz, also Produktions- und Logistikbetriebe, werden bevorzugt auf billigen Flächen am Stadtrand angesiedelt. Dort steht billig eine große Fläche zur Verfügung, die günstige Baukosten und Arbeitsabläufe ermöglicht.
 
3. Nur etwa die Hälfte der Beschäftigten, wohnen in der Stadt, bis 5 km vom Arbeitsplatz entfernt. Die andere Hälfte sind Einpendler von 10, 20 50 und bis teilweise 100 km Entfernung, weil es da billigere und schönere Wohnungen/Häuser gibt.
 
4. Ein Arbeitsplatzwechsel erfolgt in allererster Linie nach Arbeitsgesichtspunkten. Der Wohnort wird aus familiären und anderen sozialen Gründen idR "zunächst" beibehalten, auch wenn sich der Weg sehr verlängert.
 
5. Erst mittelfristig kommt ein Wechsel in Betracht. Auch dann ist der kürzere Weg nicht das wichtigste Kriterium. Wohnlage/Wohnqualität  und die Kosten dafür sind viel wichtiger. Zudem muss man die Family davon überzeugen, denn die sieht für sich zunächst nur Nachteile.
 
6. Kilometerpauschale: Was individuell richtig ist, verkehrt sich bei der Gesamtbetrachtung ins Gegenteil. Denn der Staat unterstützt damit genau die falsche Entwicklung, nämlich hin zu langen Pendlerwegen, Landschaftszersiedelung, überlasteten Straßen, Unfällen und stressbedingten Krankheiten. "Umziehen, statt pendeln" und dessen massive Förderung (Z.B. alle 10 Jahre bis zu 5.000 Euro Umzugsbeihilfe, je nach dem, wie sehr sich der Weg verkürzt) wäre insgesamt billiger und täte letztlich allen gut, den Leuten, dem Fiskus und der Umwelt.
 
Lange Arbeitswege bewegen sich über 30 bis 60, gelegentlich 90 Minuten.
In günstigen Fällen hat man von ca. 17 - 23 Uhr Freizeit. Bei langen Arbeitswegen beginnt sie erst gegen 18 Uhr und endet gegen 22:30 Uhr, da man auch früher wieder "raus" muss. Durch kürzeren Schlaf und den Stress auf dem Weg (mögliche Verspätung, Unfallgefahr auf der Straße, volle Züge)  besteht auch ein höheres Krankheitsrisiko.
 
Nach Frankfurt pendeln täglich 300.000 Beschäftigte ein, um die Bankentürme und andere Verwaltungsgebäude zu füllen. Da sollten mehr Wohnungen entstehen, statt neuer Bürotürme. Das würde insgesamt die Situation im Berufsverkehr entspannen.
 
In Stutgart müssen alle neuen Gewerbeobjekte in der Innenstadt 30% Wohnfläche enthalten. Ist zwar nur ein Anfang, aber immerhin der erste Schritt weg von abends toten City-Gebieten, weil sich alle Leute in den "Schlafstädten", d.h. den Hochhaussiedlungen am Stadtrand, befinden. Dann kann mindestens teilweise der morgendliche Arbeitsweg mit dem Aufzug zurückgelegt werden.
 
Ebenerdig Läden und Restaurants, darüber eine Etage für Verwaltung, und darüber mehrere Etagen mit Wohnungen unterschiedlichen Zuschnitts, von der Studentenbude bis zum noblen Penthouse - das ist meine Zielvorstellung für die zukünftige ideale "Stadt der kurzen Wege".
 
Piratige Grüße
Pi-Robby aus der Gegend von Stuttgart - hat täglich auch weit über 200.000 Einpendler!
 
Gesendet: Sonntag, 04. Mai 2014 um 15:17 Uhr
Von: Ralle002 <Ralle002 AT news.piratenpartei.de>
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG Bauen und Verkehr] Nachhaltige Verkehrspolitik

_Kilometerpauschale: _ die ist zwar gerecht, führt aber zu immer
längeren Arbeitswegen. Arbeitnehmer können sich die langen Arbeitswege
dann zwar finanziell leisten, haben kaum noch Freizeit
_
Anfahrten zur Arbeit_
Früher gab es in der Stadt zahlreiche Firmen. Nach meinem persönlichen
Eindruck mussten in der Vergangenheit sehr oft ehemalige
Firmengrundstücke neuen Wohnsiedlungen weichen. Die Firmen liegen meist
außerhalb - meist in speziellen Gewerbegebieten. Für die Firmen sind
auswärtige Grundstücke günstiger. Besonders den großen Firmen ist es
egal, wenn Arbeitnehmer lange Anfahrten inkauf nehmen müssen.

Insgesamt stellt sich die Frage, wie eine bessere Flexibilität beim
Erreichen des Arbeitsplatzes hergestellt werden kann und ob diese
überhaupt wünschenswert ist. Schließlich müssen bei einem
Arbeitgeberwechsel auch die anderen Familienmitglieder mit umziehen.
Dadurch wird das Zusammenleben unpersönlicher. Zwischenmenschliche
Kontakte werden weniger. Stattdessen hat man fast nur noch eine reine
Konsumgesellschaft.

Hier ist folgender Artikel zum Thema "Mobiles Wohnen" interessant:
http://www.welt.de/finanzen/article2797307/Diese-Haeuser-machen-sogar-den-Umzug-mit.html

Ggf. könnte man darüber nachdenken, ob die immer längeren Anfahrtswege
durch einen guten Kündigungsschutz kürzer oder noch länger werden. Ich
vermute, dass es ohne Kündigungsschutz vermutlich kürzere Arbeitswege
gibt, weil man dann im eigenen Wohnort leichter einen Arbeitsplatz finden
kann.
--
AG-Bauen-Verkehr mailing list
AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bauen-verkehr



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