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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil


Chronologisch Thread 
  • From: Johannes Nix <johannes.nix AT gmx.net>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: Antiautor AT news.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil
  • Date: Sun, 30 Sep 2012 11:27:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Am Sat, 29 Sep 2012 20:33:02 +0000
schrieb Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de>:

>
> Aber mal Butter be die Fische: Sätze wie
>
> > Auch wenn der Zeitpunkt eines Förderrückgangs erst Jahre später mit
> > Sicherheit bekannt sein wird, ist Handeln jetzt geboten, da
> > nachträglich aufgrund zu langer Investitions- und Nutzungszyklen
> > nicht mehr rechtzeitig und angemessen reagiert werden kann.
>
> legen doch nahe, dass die aktuellen Entwicklungen auf dem
> Fahrzeugmarkt gestoppt und umgekehrt werden müssen. Es geht nicht an,
> dass ein PKW durchschnittlich 137 PS hat und um die 1.5 Tonnen wiegt,
> wobei >300 PS und 2 Tonnen ja auch keine Seltenheit mehr ist. Wie
> will die PP dieses Problem konkret angehen?

Ich denke, dass man da tatsächlich sehr kräftig umsteuern muss.
Übrigens auch im Interesse der Autoindustrie. Die ist in
ihrer jetztigen Form bei einem schnellen Abfall der Ölförderung
(also so etwa 3 - 5 % Rückgang jährlich) aus meiner Sicht nicht
überlebensfähig. Ich denke, wir haben im allerbesten Fall vielleicht
noch 25 Jahre für eine Umstellung. Auf den Worst Case sind wir schlicht
nicht mal ansatzweise vorbereitet.

Übrigens hat sich erfreulicherweise bei der Ausarbeitung
des Entwurfs auch jemand beteiligt, der die Autoindustrie
und ihre Befassung mit solchen Themen von innen kennt.
Von daher wissen wir, dass die dortigen Entscheider nicht
auch nur ansatzweise die Möglichkeit haben, sich mit
längerfristigen Fragestellungen zu beschäftigen. Es fehlt
einfach die Kapazität, etwas weiter zu denken.


>
> > Mittelfristig muss unsere Gesellschaft aus der Nutzung von Erdöl
> > als bei weitem wichtigsten primären Energieträger ausstiegen.
>
> Das Schlüsselwort ist mittelfristig, also etwa 30 Jahre oder 3
> Autoleben. Denn ma ran an'n Speck.

Ja, das ist nicht ohne. Mal ganz plakativ angenommen, ein
Auto hält 20 Jahre und jährlich werden 5 % des Bestands
ersetzt. Dann dürfte man, wenn man in 20 Jahren den Anteil
der Benziner um 50 % gesenkt haben wollte, nur noch halb
so viele Neuwagen mit fossilen Treibstoffen zulassen und
der Rest müßten Elektromobile (und, übergangsweise,
Gasfahrzeuge) sein.

Tatsächlich hatten wir letztes Jahr in Deutschland
etwa *einhundert private Zulassungen* von Elektroautos,
und die Zulassungen von Gasfahrzeugen sinken sogar.

http://www.heise.de/autos/artikel/Elektroautos-weiterhin-nur-wenig-gefragt-1665987.html

> Das größte Problem könnte der
> verzogene deutsche Autofahrer sein. Der hält Tempo 250 für ein
> Grundbedürfnis.

Ich denke, da ist ein Umdenkprozeß nötig, dass die
Freiheit, bei 250 aufs Gaspedal zu treten, eben deutlich
negative Konsequenzen hat für Angehörige zukünftiger
Generationen, deren Freiheit eingeschränkt wird,
an Treibstoff für die Landwirtschaft und somit Essen oder
petrochemische Erzeugnisse beispielsweise für die
Herstellung von Medikamenten heranzukommen. Das was wir
an Sprit heute mal eben bei einem Flug nach Malle verbraten,
wird in drei Generationen unendlich kostbar sein.

Aber es ist eben kein Problem wo man von Papa Staat
eine Lösung erheischen kann wie ein Fünfjähriger,
der um Schokolade bettelt, sondern wir selber
müssen uns dazu verändern und die Frage beantworten,
was für uns wirklich wichtig ist.

> Diesen Gedanken habe ich lang und breit vertreten. Mein Vorschlag zur
> Normierung von Akkugrößen (also wohlgemerkt, nur die Außenmaße
> weniger Normtypen) als vielleicht ersten Ansatz zur
> Massenkompatibilität wurde hier auf breiter Front abgelehnt. Wie will
> man mit dem Volk eine Energiewende hinlegen?

Wie gesagt sind die Zulassungszahlen von privaten Elektrofahrzeugen
so niedrig, dass man sich berechtigt fragen kann, ob dieser
Weg überhaupt gangbar ist oder nicht nur ein Faß ohne Boden, in
das Subventionsgelder auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ich würde
nicht ausschließen wollen, dass es mit den Elektroautos funktioniert,
man sollte zumindest versuchen, das zu fördern.

Aber gleichzeitig sollte man, um nicht am Ende blank da zu stehen,
Alternativen verfolgen, die heute technisch zu haben sind und
kostenmäßig wirklich konkurrenzfähig. Und das sind neben dem
Ausbau des ÖPNV vor allem die oberleitungsgebundenen Elektrofahrzeuge,
also Oberleitungsbusse, wie sie zu zigtausenden in Moskau,
Mexiko Stadt und der Schweiz genutzt werden, und neue Konzepte
wie Trolley Trucks. Das klingt utopisch, ist aber de facto
eben weniger utopisch als diese Akku-Elektroautos, denn
diese Dinger arbeiten in der Gegenwart wirtschaftlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitungsbus#Weltweiter_.C3.9Cberblick

Und wir brauchen dringend nichtfossile Lösungen für den
Gütertransport, sonst haben wir früher oder später ein
echtes Problem. Einen PKW kann man ja noch mit Akku
betreiben, einen LKW definitiv nicht.

http://www.zeit.de/auto/2012-06/lkw-oberleitungen



> Intelligent, kollektiv und solidarisch, das ist ein schönes Ziel.
> Damit könnte man sogar eine leisere, schönere und sicherere Welt
> bauen. Das Problem sind die Leute auf der Überholspur, denen doch der
> Mut zur Begegnung mit der Realität fehlt.
>
> Überhaupt wundert es mich, dass die Platzhirsche hier noch nicht auf
> die Lichtung gestürmt sind und den Entwurf in Grund und Boden
> getrampelt haben.

Ich denke für zB ein Tempolimit wäre in der Partei
kurzfristig keine Mehrheit zu haben.

Allerdings ist das nicht alles schwarz und weiss und die
Platzhirsche und Lautsprecher repräsentieren zum Glück nicht die
Gesamtheit. Es gab zum Thema Tempolimit eine recht kontroverse
Abstimmung beim Programmparteitag NRW 2012.2 in Bochum. Das wurde wohl
mehrheitlich abgelehnt, aber es gab auch vielfältige Gegenrede unter
anderm zu dem Punkt dass hohe Geschwindigkeiten eben auch vermeidbare
Risiken für andere bedeuten und somit mit dem Prinzip der
individuellen Freiheit nicht uneingeschränkt zu rechtfertigen sind. Das
Ergebnis war eine eindeutige aber auch nicht gerade überwältigende
Mehrheit gegen ein generelles Tempolimit.

Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass solche Fragen
stärker evidenzbasiert behandelt werden als aus einem
Bauchgefühl raus. Es gibt immerhin wissenschaftliche Aussagen dazu.

Und ich finde es strategisch besser, von den grundsätzlichen
Problemen auszugehen, weil es sonst kein Wunder ist, wenn das als
eine Art sachlich unmotivierte Bevormundungspolitik rüber kommt.

Im Übrigen hat sich die Partei ganz klar dem Prinzip
der Nachhaltigkeit verschrieben, und da müssen
und werden sicher auch Konkretisierungen folgen.


Viele Grüße.

Johannes




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