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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil


Chronologisch Thread 
  • From: Johannes Nix <johannes.nix AT gmx.net>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: Antiautor AT news.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil
  • Date: Sat, 29 Sep 2012 22:29:00 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Hallo Antiautor,

Am Sat, 29 Sep 2012 18:30:46 +0000
schrieb Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de>:

> Bei der Prognose über die nachlassende Verfügbarkeit von Erdöl wird
> nur die verminderte Förderung zu Grunde gelegt. Viel gravierendere
> Preisschübe und Versorgungslücken können aber auch durch die
> gestiegene Nachfrage aus z.B. China und Indien kommen.

Ein gar nicht unwesentlicher Punkt. Dazu kommt ja
noch, dass China seine Wirtschaft wegen der
steigenden Löhne zwangsläufig von einer Ausrichtung
auf den Export zu einer Produktion für den
Binnenkonsum umorientieren muss, dies bedeutet
auch einen höheren Energiekonsum.

Es gibt dazu eine ganz interessante Grafik von
Kjell Aleklett und seinen Coautoren von der
Uppsala Global Energy Systems Group:

http://aleklett.wordpress.com/2012/05/24/energy-policies-will-lead-to-diesel-fuel-rationing-in-europe/

Ich meine da die Abbildung 19.3 zitiert aus
"Peeking at Peak Oil". Man sieht, dass der
Ölkonsum sich nach dieser Prognose zwischen
2020 und 2030 für Europa und die OECD nahezu
halbiert, für die Ölexportierenden Länder
steigt er deutlich und für China, Indien und
Südostasien verdoppelt er sich nahezu.

Für die Ölexportierenden Länder sind auch die
folgenden Grafiken interessant, die jeweils
nationale Produktion, Export und Binnekonsum
zeigen - und zwar reale Daten, keine Prognosen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Export_Land_Model

Krass ist der Umwschung von Überschuss hin
zu sinkenden Exporten beispielsweise bei
Mexiko, Indonesien und Norwegen.

Was man daran aber auch sehen kann: Wenn
der Prozeß des Förderrückgangs in Schwung kommt
und man sich auf der fallenden Flanke der
Glockenkurve befindet, kann ein Angebotsdefizit durch
einen Rückgang der Förderung schnell anwachsen.

> Dabei schießen wir uns mit unserer Industriestruktur noch selbst ins
> Knie. Jedes Auto das ein deutscher Hersteller nach China verkauft,
> braucht sein Autoleben lang Benzin. Damit züchten wir quasi selbst
> einen konkurrierenden Bedarf anderswo auf der Welt, der die
> kurzfristige Freude über den Verkaufserlös des Autos bald trüben
> könnte.

Das ist noch etwas komplexer. China und Indien bauen
längst selbst eine eigene Industrie von Consumer-PKWs auf.
Die deutschen Hersteller verkaufen vor allem
Premium-Limousinen. Ich hab um 1995 mal als Student in
den Ferien bei Mercedes-Benz gejobbt und habe
nicht schlecht gestaunt, wieviele Mercedesse
nach Pakistan und umzu verkauft wurden.

Diese Premium-PKWs werden zunehmend in die Öl'produzierenden'
Länder abgesetzt... und diese erwerben zunehmende
Anteile an deutschen Automobilherstellern, das nur
am Rande. Jedenfalls ist es kurzfristig ein
Kreislauf, der sich selbst noch befeuert, langfristig
aber nicht stabil sein kann.

>
> Ansonsten gefällt mir das was ich dort lese ausgesprochen gut.

Freut mich, dass die Arbeit daran nicht völlig vergebens ist.

> Eigentlich genau das, was ich den Mitgliedern dieser ML dauernd zu
> sagen versuche, aber die glauben das nicht nur nicht, die schimpfen
> auch noch mit mir.

Da muss man vielleicht Geduld haben. Viele Menschen
reagieren erst mal mit Abwehr darauf. Es ist ja
zunächst mal ein zienlich abstraktes Szenario und
es ist ein mühsamer Prozess zu realisieren, dass
das eben nicht eines dieser Probleme ist, die sich
letztlich von selber lösen. Ich selber habe mich ja
auch immer wieder gefragt wie das alles sein kann und
ob es nicht doch anders ist - irgendein übersehenes
Detail, welches das alles relativiert. Aber so ist
es eben nicht, die Menschheit wird in Zukunft mit
weniger fossiler Energie auskommen müssen.

Und unsere tolle politische Führung tut so, als
ob nichts wäre. Echtes Potenzial zu Realsatire
hat das hier:

http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/17/17187.pdf

Tagesordnungspunkt 28, "Mit ambitionierten
Verbrauchsgrenzwerten die Ölabhängigkeit verringern",
Seite 22505 ff.

Das liest sich echt wie so ein Stück von
Volker Pispers. Man müßte ihn mal fragen,
ob er das Protokoll zu TOP 28 nicht mal
vortragen kann.


Viele Grüße,

Johannes




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