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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil


Chronologisch Thread 
  • From: Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Bitte um Unterstützung zu Erweiterungsantrag und Antrag zu Peak Oil
  • Date: Sun, 30 Sep 2012 14:01:25 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Na, unsere Beiträge treffen hier immer nahezu zeitgleich ein.
Zum Ölpreis hatte ich noch einen Link vergessen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/forscher-erarbeiten-modelle-zur-oelpreis-entwicklung-a-858670.html

Johannes Nix schrieb:

Antiautor schrieb:
Wie will die PP dieses Problem konkret angehen?
Ich denke, dass man da tatsächlich sehr kräftig umsteuern muss.

Ich denke, wir sind schon zu spät dran. Das Umsteuern müsste längst in vollem Gange sein. Statt dessen steigen die Zulassungszahlen der Kampfpanzer.

Übrigens auch im Interesse der Autoindustrie. Die ist in
ihrer jetztigen Form bei einem schnellen Abfall der Ölförderung
(also so etwa 3 - 5 % Rückgang jährlich) aus meiner Sicht nicht
überlebensfähig.

Wir können sicher davon ausgehen, dass es 2050 nicht mehr 5 Autokonzerne in Deutschland geben wird.

Übrigens hat sich erfreulicherweise bei der Ausarbeitung
des Entwurfs auch jemand beteiligt, der die Autoindustrie
und ihre Befassung mit solchen Themen von innen kennt.
Von daher wissen wir, dass die dortigen Entscheider nicht
auch nur ansatzweise die Möglichkeit haben, sich mit
längerfristigen Fragestellungen zu beschäftigen. Es fehlt
einfach die Kapazität, etwas weiter zu denken.

Haha, personell oder intellektuell? Ganz unsentimental betrachtet ist es auch gar nicht nötig. Mercedes und BMW sind kein Weltkulturerbe, auch wenn es vielen so vorkommt. Die Eigner dieser Konzerne sind keinem höheren Ziel verpflichtet als Geld zu verdienen. Wenn das mit Autos nicht mehr geht, wird das Kapital abgezogen und aus ist die Maus in Stuttgart und München. Das Geld ist ein scheues Reh und es kann sehr schnell sehr weit laufen. Aber solange es noch geht, wird das Geschäftsmodell eben weiter gefahren. Da stört es nur wenn einer denkt.
Alle Autoproduzenten sind auch noch an der Börse notiert, was sie in ihrem Reaktionsvermögen zusätzlich einschränkt. Der alte Herr Bose (kennst Du, der mit den Musikanlagen) hat sich stets geweigert an die Börse zu gehen, mit dem Argument dass er die Freiheit haben will auch mal 5 Jahre zu forschen und kein Geld zu verdienen, um dann ein richtig gutes Geschäft zu machen. Jetzt verdient er sich gerade dumm und dämlich, weil Porsche seine elektromagnetischen Stoßdämpfer bei ihm kaufen muss.
Diese Möglichkeit haben unsere Konzerne nicht mehr. Ein Wort in die Richtung und *die Märkte sind beunruhigt*, und dann sind sie weg vom Fenster mit Blick auf den See. So behindert der Börsenkapitalismus den notwendigen Fortschritt massiv.

Ich denke, da ist ein Umdenkprozeß nötig, dass die
Freiheit, bei 250 aufs Gaspedal zu treten, eben deutlich
negative Konsequenzen hat für Angehörige zukünftiger
Generationen, deren Freiheit eingeschränkt wird,
an Treibstoff für die Landwirtschaft und somit Essen oder
petrochemische Erzeugnisse beispielsweise für die
Herstellung von Medikamenten heranzukommen. Das was wir
an Sprit heute mal eben bei einem Flug nach Malle verbraten,
wird in drei Generationen unendlich kostbar sein.

Nicht nur das, die Welt wird lauter, hässlicher und ungesünder, je schneller der motorisierte Mensch unterwegs ist.
Man muss sich Folgendes vor Augen führen: Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Wärme sind echte Grundbedürfnisse, individuelle Mobilität ist ein unerhörter Luxus. Sie wäre auch dann noch luxuriös, wenn sie entschleunigt würde. Aber versuch mal dem deutschen Autofahrer den Schnuller wegzunehmen- der wird richtig ungehalten.

Wie gesagt sind die Zulassungszahlen von privaten Elektrofahrzeugen
so niedrig, dass man sich berechtigt fragen kann, ob dieser
Weg überhaupt gangbar ist oder nicht nur ein Faß ohne Boden, in das Subventionsgelder auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ich würde
nicht ausschließen wollen, dass es mit den Elektroautos funktioniert,
man sollte zumindest versuchen, das zu fördern.

Elektromobilität fünktioniert heute schon, siehe den Twizzy. Sie würde selbst mit heutiger Technik wesentlich besser funktionieren wenn man nicht damit rechnen müsste, von einem rasenden Kampfpanzer zu Gulasch gemacht zu werden. Der bisher verfolgte Weg, dass jedes Auto tonnenweise passive Sicherheit mit sich rumschleppt, ist doch ein Paradebeispiel für Ineffizienz. Lasst uns doch lieber eine Verkehrsumgebung schaffen, die Sicherheit durch Unaufgeregtheit produziert. Dann kann man sich immer noch ein hübsch besticktes Knuffelkissen auf die Motorhaube schnallen, damit's dem Fußgänger nicht so weh tut. Nee, war'n Scherz.

Aber gleichzeitig sollte man, um nicht am Ende blank da zu stehen,
Alternativen verfolgen, die heute technisch zu haben sind und
kostenmäßig wirklich konkurrenzfähig. Und das sind neben dem
Ausbau des ÖPNV vor allem die oberleitungsgebundenen Elektrofahrzeuge,
also Oberleitungsbusse, wie sie zu zigtausenden in Moskau,
Mexiko Stadt und der Schweiz genutzt werden, und neue Konzepte
wie Trolley Trucks. Das klingt utopisch, ist aber de facto
eben weniger utopisch als diese Akku-Elektroautos, denn
diese Dinger arbeiten in der Gegenwart wirtschaftlich.

Für den ÖPNV finde ich Oberleitungen unbedingt sinnvoll. Überall sind sie aber nicht einsetzbar, und letzten Endes muss jeder Sack Mehl vor die Tür der Dorfbäckerei, um es mit einem einfachen Beispiel zu verdeutlichen. So oder so werden wir um Akkus und Brennstoffzellen wahrscheinlich nicht herumkommen.
Oberleitungen sind nicht nur nützlich, sie sind auch manchmal im Weg, ich denke an Feuerwehreinsätze oder Schwer- und Großtransporte. Aber wie gesagt, wo's möglich ist, soll man's tun.

Einen PKW kann man ja noch mit Akku
betreiben, einen LKW definitiv nicht.

Dazu titelte die Zeit: "Je größer, desto Brennstoffzelle"
http://www.zeit.de/auto/2012-05/batterie-brennstoffzelle-elektroauto

Ich denke für zB ein Tempolimit wäre in der Partei kurzfristig keine Mehrheit zu haben.

Die Gegner eines Tempolimits laufen Gefahr irgendwann gar nicht mehr zu fahren, weil sie nicht langsamer fahren wollten. Ein TL ist eine der ganz kleinen Hürden auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität. Das ist auch so ein Schlagwort, dessen Tragweite überhaupt noch nicht angekommen ist. Wann ist Mobilität überhaupt nachhaltig und wie würde sie aussehen? Dann müssen wir nämlich mit Pressluft fahren. Das wäre richtig nachhaltig. Keine Chemie, keine Abgase, kein gar nix. Und für die Nostalgiker rappelt sogar noch ein Kolben rum wenn die Kiste fährt.

Es gab zum Thema Tempolimit eine recht kontroverse
Abstimmung beim Programmparteitag NRW 2012.2 in Bochum.

Die NRWler sind aber auch besonders hitzige Heizfüße, hab ich den Eindruck. Meine Hoffnung ist, dass z.B. in Norddeutschland wesentlich gelassenere Charaktere abstimmen werden.

Und ich finde es strategisch besser, von den grundsätzlichen Problemen auszugehen, weil es sonst kein Wunder ist, wenn das als
eine Art sachlich unmotivierte Bevormundungspolitik rüber kommt.

Das mit der Bevormundung hab ich oft genug zu Hören gekriegt. Wie man angesichts der Fakten von "sachlich unmotiviert" reden kann, hat sich mir bisher nicht erschlossen.

Im Übrigen hat sich die Partei ganz klar dem Prinzip
der Nachhaltigkeit verschrieben, und da müssen und werden sicher auch Konkretisierungen folgen.

Das hoffe ich auch. Aber wie festgestellt: Zeit zum Warten haben wir eigentlich nicht.

P.S.: Dank für die angenehme Unterhaltung.




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