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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Brennstoffzelle im ÖPNV

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Brennstoffzelle im ÖPNV


Chronologisch Thread 
  • From: PolitPiratNRW <PolitPiratNRW AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Brennstoffzelle im ÖPNV
  • Date: Mon, 16 Jul 2012 16:23:53 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Ahoi Björn !

Ich habe mal einen Nachbarn gehabt, der war Busfahrer im ÖPNV, und der hatte mir jede Menge über seinen Job erzählt, darunter auch, wie der Betriebsablauf üblich ist. Zudem fahre selber mit dem Bus, immer wieder mal bis zu den Endhaltestellen, die nicht selten der Busbahnhof ist.

Fakt ist, dass die Busfahrer an den Endhaltestellen ihre gesetzliche Pause haben. Diese wird nicht selten dadurch verkürzt oder fällt gar ganz aus, wenn der Bus Verspätung hat. Demnach kann sich der Busfahrer selbst um das Wechseln der Akku-Anhänger überhaupt nicht kümmern. Es besteht keine Zeit, um zum Beispiel einen Umweg in den Betriebshof zu machen, weil die Fahrpläne auf die Taktzeiten aufeinander abgestimmt sind, und völlig neu geordnet werden müssten, wenn zwischenzeitlich hier die Busse den Akku-Anhänger wechseln müssten.

Demnach müsste - ohnehin - eine eigne Mannschaft im 3-Schicht-Dienst bereit gehalten werden, damit diese sich um den Wechsel der Akku-Anhänger kümmert. Und nicht nur das, diese Mannschaft muss einen Pendelverkehr vom Betriebshof zur Endhaltestelle aufrecht erhalten, wo ein komplett gecheckter Bus samt Akku-Anhänger bereit steht. Das ist wiederum notwendig, weil:
a)
nur Zeit für einen fliegenden Wechsel möglich ist, wird derzeit auch beim Fahrer-Schicht-Wechsel so gehalten.
b)
der Bordcomputer beim Fahrerwechsel neu gestartet werden muss, und bei jedem Fahrerwechsel ein Login im Bordcomputer erfolgt.
c)
dieses Login in den Bordcomputer ist auch deswegen unerlässlich geworden, weil manche Busse noch über einen Fahrkarten verkauf über den Busfahrer verfügen, und die Kasse der jeweilige Schicht-Fahrer mit nimmt, und der neue Schicht-Fahrer sein Kasse über den Bordcomputer anmelden muss. Das ist wie im Supermarkt.

Folglich wird dein Konzept nicht aufgehen können. Zudem wird es äußerst - zusätzlich - teuer, wenn Personal eingestellt werden muss, was sich nur um die Bereitstellung der Akku-Anhänger samt gechecktem Bus kümmern muss.

Insofern sind daher eher meine Werte anzunehmen, die einen sehr schweren Akku-Anhänger zur Folge haben wird.

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Ahoi Alex !

Wie schwer soll denn der Anhänger werden ?

Ich gehe mal von einer E-Motorleistung von ca. 300 kW/h und einer Betriebsdauer von mind. 15 Stunden aus (wg. 3-Schicht-Dienst), wobei die Dauerauslastung im hier angenommenen Langstreckenlinienverkehr als Schnellverbindung zu den grossen Städten bei 0,2 liegen soll.

Die Akku-Zelle soll z. B. die Lithium-Ionen-Akkumulator mit 120–210 Wh/kg sein (ganz schön teuer so ein Teil). Im Mittel gehe ich deswegen von 165 Wh/kg aus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Akkumulator

Demnach hätte der Akku ein Eigengewicht (ohne Material des Anhängers) von ca. :
5454 kg = 5,454 Tonnen

Wie stellt man sich das mit dem Wechseln des Anhängers vor ?

Ich würde für keinen Wechsel des Akku-Aggregats plädieren, es sei, es ist kaputt. Bleibt nur Aufladen des Akkus an einer für den Busbetrieb geeigneten Ladestelle (direkt im Busbahnhof schon mal nicht, Betriebshof schon eher).

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Ahoi Cowboy , ahoi Val !

Cowboy schreibt:
Keine CO2-Emission am Fahrzeug selbst, die Herstellung des Wasserstoffes ist jedoch energieintensiv, und muss in die CO2-Bilanz eingerechnet werden. Dann ist die Brennstoffzelle plötzlich gar nicht mehr so sauber ... "

Tja ... wenn "... der Strom nur aus der Steckdose ... " zur Elektrolyse kommt. Der Strom muss demnach u. a. aus Windenergie und Sonnenenergie gewonnen werden. Deswegen als - langfristiges - Gesamtkonzept noch mal hier:
https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=150499

Val schreibt:
"D.h. polemisch gesagt, Du willst Forschungsgelder für dichteren ÖPV zweckentfremden und das würde genauso funktionieren, wenn Du ein Projekt für Busse, die tote Katzen verbrennen, genehmigt bekämst."
Na ja ... das rein polemisch ...
Der Strom zur Elektrolyse von H2 und H2O muss demnach u. a. aus Windenergie und Sonnenenergie gewonnen werden.

Val schreibt:
"... welcher Vorteil im Regionalverkehr stärker zum Tragen kommt als im Stadtverkehr ..."
Busse mit Brennstoffzelle sind eher was für den Regionalverkehr, also eher was für längere Strecken. Die Kanadier sind da mit Ballard Power System den Deutschen weit voraus.
Selbstverständlich kann hier gesagt werden: Da nehmen wir doch gleich Dieselbusse.
Darum geht es nicht, sondern darum, dass Deutschland in der Brennstoffzellentechnik abgehangen wurde, und das hier in Sachen Forschung, Wissenschaft, Ausbildung, Weiterbildung, jede Menge Nachholbedarf besteht.

Val schreibt:
"Wenn jemand ein Haus in der Pampa baut, aber weiterhin die Infrastruktur in der Stadt in Anspruch nimmt, dann will ich dieses Verhalten nicht auch noch fördern."
Na ja ... auch eher Polemik ...
In ländlichen Gebieten stehen Häuser leer oder stehen zu Verkauf. Demnach muss hier nicht unbedingt immer neu gebaut werden. Zudem gibt es genügend Menschen mit weniger Geld, die sich gerne ein Haus im ländlichen Gebiet kaufen würden, aber es nicht machen, weil es keinen - schnellen - ÖPNV zu den Arbeitsplätzen in den größeren Städten gibt.
Der - schnelle - ÖPNV muss ja erst noch eingeführt werden.

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Ahoi AlexBu !

Na ja, so dolle ist es mit deinen Bussen mit Akku jetzt aber auch nicht.

GE entwickelte einen Akku speziell für einen Elektrobus.
Der Kombi-Akku wurde für das Hybrid-Transit-Bus-Projekt der US-Verkehrsbehörde Federal Transit Administration (FTA) entwickelt. Bei Testfahrten erreiche der Bus derzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Die Reichweite betrage etwa 100 bis 130 km, schreibt Lembit Salasoo, der das Projekt bei GE leitet, auf Edison's Desk, dem Blog der GE-Forschungsabteilung. Ziele seien eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und eine Reichweite von 160 km.
http://www.golem.de/1012/79878.html

Für den Pendelverkehr auf langen Strecken ist das aber nichts.

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Ahoi Val !

Zu deinen angesprochenen Punkten:

Rentabilität:
In der Anfangszeit und Förderzeit werden sich die Fahrgastzahlen der Pendler in sehr engen Grenzen halten, und von daher ist - zunächst - mit einer Kostendeckung nicht zu rechen.

Entfernung : zwischen 25 km und max. 100 km
Taktfrequenz: zunächst nicht mehr als 12 Fahrten pro Tag im Pendelverkehr (4 orgends, 4 mittags, 4 abends-Feierabendverkehr)

Stimulierung Angebot und Nachfrage mit der Antriebstechnik:
Da Forschungsgelder und Ausbildungsgelder etc. zu bekommen sind, wenn die Brennstoffzellentechnik als Antrieb genutzt wird, lässt sich in der Anfangsphase die finanziellen Ausfälle für die Betriebe des öffentlichen Nahverkehrs gering halten, und zwar solange, bis die Technik ausgereift ist, und keine Forschungsgelder und Gelder für die Ausbildung benötigt.

Vorteile der Brennstoffzelle als Antriebstechnik:
Keine CO2 Emission, fast geräuschlos, langfristig die Antriebstechnik der Zukunft (lässt sich zudem langfristig im Energiekreislauf einbinden, siehe auch hier: https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=150499 )

hohe Anzahl Fahrzeugpark:
Da es sich hierbei um Forschungsprojekte und Ausbildungsprojekte handelt, die zudem aus dem Etat-Bereich Wissenschaft, Bildung, Forschung, Ausbildung, und Weiterbildung finanziert werden soll, macht der Fahrzeugpark etc. in der Anfangsphase nichts negatives aus, sondern ist der Mittel zum Zweck für die Zukunft.

Zersiedelung:
Das sehe ich derzeit überhaupt nicht. Vielmehr überaltert die Gesellschaft in ländlichen Gebieten, weil die jungen Menschen wegen schlechter Anbindung an die Großstädte wegziehen, zudem gibt es in ländlichen Gebieten nicht genügend Ausbildungsplätze und Jobs für die jungen Leute. Es stehen viele ältere Häuser zum Verkauf, - mit viel Bedarf zur Modernisierung mit dem Ziel der Energieeinsparung und der Möglichkeit Brennstoffzellen auch im Eigenheim einzusetzen - .

Und hier Info Bus mit Brennstoffzelle:
http://www.wasserstoff-autos.info/ballard.htm

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Schwerpunkt bei Ballard ist die Forschung und Weiterentwicklung von Brennstoffzellen für Autos und Busse. Bezüglich der Fortschritte im Bussektor sind Meilensteine zu verzeichnen. Schon im Juni 1995 wurde ein Brennstoffzellenbus (275 HP Bus) mit 275 PS/205 kW 400 km Reichweite entwickelt.
Der von CTA getestete Bus (275 HP) für 65-75 Personen mit einer Reichweite von 550 km soll $300.000 im Jahr 2005 gekostet haben. Zum Vergleich kosten herkömmliche Dieselbusse $225.000, Erdgasbusse $300.000 und Elektrobusse (Oberleiter) alles in allem $600.000.
http://www.wasserstoff-autos.info/ballard.htm
(Alles alte Daten)

Ich gehe davon aus, dass die Kosten weiter gesenkt worden sind.

Liebe Grüße
PolitPiratNRW

Ahoi zusammen !

Es ist nachvollziehbar, dass unter den derzeitigen Umständen ein Langstrecken-Linienverkehr im öffentlichen Nahverkehr nicht rentabel ist.

Deswegen kam mir der Gedanke, es so in etwa zu organisieren, wie es die Kanadier mit Linienbussen getan haben. Die Kanadier haben schon vor mehr als 10 Jahren damit begonnen Busse mit Brennstoffzellenantrieb der Fa. Ballard Power System auszurüsten, und diese Busse im Linienlangstreckenverkehr eingesetzt. Finanziert wurde dieses Projekt auf der Basis von Forschung und Wissenschaft und Bildung und Ausbildung. Das war und ist in Kannada ein Erfolg geworden, - gerade die Brennstoffzelle als Antriebsaggregat in Bussen - . Deutschland ist hier abgehangen, und hat dringenden Aufholbedarf.

In Köln fährt von der RVK ebenfalls (mind.) ein Linienbus mit Brennstoffzelle als Forschungsprojekt. Im Einsatz sind derzeit zwei Linienbusse mit Brennstoffzelle.
http://www.rvk.de/startseite/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/article/brennstoffzellen-hybridbusse-der-rvk-seit-ueber-einem-jahr-im-einsatz.html

Wäre das nichts, um so zunächst die ländlichen Gebiete wieder an die großen Städte anzubinden, um so das Pendeln zu reduzieren und später weiter auszubauen ?

Ich glaube aufgrund der Anschubfinanzierung über die Forschung und Wissenschaft und Bildung und Ausbildung nicht, dass dieses Konzept auf Dauer zu teuer ist, da immer mehr Menschen hohe Pendlerkosten pro Monat wegen der stetig langfristig steigenden Spritpreise aufwenden müssen, und von daher ein solches Konzept eher langfristig annehmen würden. Würde zudem ein solches Konzept angeboten, wird das Leben mit Eigenheim und Garten in ländlichen Gebieten für die Menschen wieder interessanter, und es gibt hier mehr Zuzug und Bauaktivitäten im Eigenheimbereich.

Bleibt die Frage : staatlicher Betrieb oder privater Betrieb
Das häng meiner Meinung vom Betrieb des ÖPNV ab. Ich würde sagen, jeder Einzellfall sollte da erst mal geprüft werden. Es können eh nicht alle Verkehrsbetriebe gleichzeitig einsteigen. Eine öffentliche transparente Ausschreibung ist hier eh Pflicht (vermeidet Klüngel und Kumpernei und Kungelei).

Der RVK ist z. B. ein kleiner Betrieb, da würde ich eher sagen: Machen wir einen "Ausbildungsbetrieb für Busse mit Brennstoffzellenantrieb" draus.

Bei größeren Betrieben, - das könnten auch Reiseunternehmen - sein, sollte es eher privatwirtschaftlich organisiert sein.

Liebe Grüße
PolitPiratNRW




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