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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Eindeutiger Beweis ... Wissenschaft und Politik

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Eindeutiger Beweis ... Wissenschaft und Politik


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Eindeutiger Beweis ... Wissenschaft und Politik
  • Date: Wed, 14 Dec 2011 20:52:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Ulrich!

On 14/12/11 11:54, Ulrich Bär wrote:

2011/12/14 <klaus.oellerer AT oellerer.net>

* Stratosphäre: Ausbringen von Schwefel z.B. mit Bombern der US-Streitkräfte
        Ja das wird funtionieren. Und es ist für recht wenig Geld (Gemessen an Rettungsschirmen) zu haben:


Also hier ist kaum noch klar wer was gesagt hat - der letzte Satz stammt von dir Volker oder?

Wie auch immer ich zweifel stark an den Zahlen,
hier werden 4kt pro Tag ausgebracht, also 1,5 Mt pro jahr.

Der Vulkanausbruch des pinatubo hat ca. 20 Mt Schwefel in die Atmosphäre gepumpt. Worauf die Erde 0,5K abkühlte.
Schwefel (Sulfat partikel) überleben ca 2. Jahre
ca 80 Mt SO₂ (entspricht 40 Mt Schwefel) stoßen wir derzeit pro Jahr aus (Asien hat Europa substituiert)
http://images.sciencedaily.com/2011/02/110214155459-large.jpg

Dies hat zeitweise das globalwarming verschleiert (global dimming)
Wir müssten also 20-40× soviel in die Atmosphäre einbringen.
Ließ bitte mal die entsprechenden Paper dazu (findest Du in den Vortragfolien zum DMG-Seminar über welches ich unlängst berichtete), evtl. kannst dort die Antwort auf Deine Frage finden.
Soweit ich es aus den Vorträgen (und aus persönlichem Gespräch mit Hauke Schmidt (MPI HH) dem Referenten) verstanden habe:
    Das Ausbringen des Schwefeles würde nicht in der "atmosphäre" geschehen sondern gezielt in der Stratosphäre. Dort ist die Lebensdauer der Schwefelmoleküle länger
    und auch der Effekt stärker, da die entstehenden hohen Wolken weiter aussen abschirmen und die solare Strahlung gar nicht bis in die Troposphäre kommt.

Auch bedenken solltest Du, dass Pinatubo eine Punktquelle war. Das Climate-Engineering mit Bombern würde gleichtzeitig und flächendeckend eingesetzt werden.
Von daher halte ich die Werte durchaus für realisitisch. Allerdings ist die Aussage aller Climate-Engineering-Forscher sehr einheitlich:
Um Climate Engineering zu quantifizieren müssen wir es machen. Also unter der Auswirkung eines Mt.Pinatubo würden das Signal der Climate-Engineering-Tests
im Rauschen des Wetters untergehen.

Auch Konsenz herrscht darüber, dass der Schwefel zum einen zu einer Beeinträchtigung der Ozonschicht führen würden.
Zum anderen würden die Niederschlagsmengen wohl global um etwa 10-20% abnehmen.
Das sind beides nicht tolerierbare Nebenwirkungen.

Ich bin (wie übrigends alle Anwesenden auf der Konferenz, auch wenn sie sich mit Climate-Engineering-Forschung die Brötchen verdienen) strikt gegen Climate-Engineering.
Insbesondere, weil es durchaus möglich ist die Ursache des Klimawandels zu bekämpfen. Ursächliche Lösungen sind IMHO Symptombekämpfung immer vorzuziehen.

Ein weiteres Problem ist dass irgendwann ein Staat wie die USA, oder China, oder Indien oder ein reicher Milliardär wie Bill Gates auf die Idee kommen könnte einfach unilateral das
Klima mit Climate-Engineering "retten" zu wollen. Wenn wir dann keine verbindliches globales Klimaschutzabkommen haben wird es äusserst schwer etwas dagegen zu unternehmen.

Zudem machen wir dann (neben der Verschmutzung) etwas fatales, was auch zu dem Tschernobyl Unglück führte.
Wir drehen das "Kühlen" Ventil immer weiter auf und gleichzeitig das "Wärmen" Ventil auch.
Wir bringen das System in einen Zustand der Leben nicht mehr möglich machen wird.
(und wenn dann bitte nur Wasser aerosole und nicht Schwefel)
Ich habe jetzt kein Paper parat, welches die Nebenwirkungen der Meer-Wasser-Aerosole beleuchtet. Ich würde denken diese sind zumindest was das Ozon angeht sicher harmloser (Kein Eingriff von Schwefel in die Ozon-Chemie) oder würden überhaupt keine direkten Einfluß auf das Ozon haben. Die indirekten Auawirkungen wären aber auch dort zu beobachten, da die Abkühlung der Statosphäre durch Climate-Engineering nur die Temperaturänderung in der Troposphäre kompensiert würde, die Stratosphäre würde weiter zu kalt bleiben und diese Kälte begünstigt den Ozonabbau.
Bezüglich der Niederschläge würde ich erwarten (Dabei mag ich aber durchaus falsch liegen), dass es nicht zu einem so großen globalen Verlust an Niederschlägen führen wird,
aber im Gegenzug zu größeren regionalen Niederschlagsverlagerungen.
Diese würde von der nicht homogenen Modifikation des Klimasystems hervorgerufen, weil Meer-Wasser-Aerosole ja wirtschaftlich nur auf den Meeren produziert werden können.
Auf den großen Landmassen ist das hingegen nicht so einfach zu bewerkstelligen. Das ist anders bei den Climate-Engineering Techniken, welche mit Flugzeugen oder Ballons welche wohl global homogenen wirken können.

Aber Deine Analogie mit dem warmen und dem kalten Wasserhahn gleichzeitig aufdrehen ist genau das was den Climate-Engineering Forschern am meisten Sorgen macht.
Diese großtechnischen Einrichtungen müssten über die Zeit von Jahrhunderten aufrecht erhalten werden. Würden die Maßnahmen aus egal welchem Grund (Kriege, Finanzkrisen, Terrorismus, ..) auch nur kurzzeitig eingestellt so würde das Klima nahezu sofort in einem Maße kippen, dass wirklich katastrophale Veränderungen unabdingbar sind.
So z.B. nachzulesen im Bericht von Jost Heintzenberg für die Bundesregierung. aus dem ich in dieser Liste schon zitiert habe.

Beste Grüße

Volker

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