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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Energieeffizienzlabel

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Energieeffizienzlabel


Chronologisch Thread 
  • From: Guido Körber <koerber AT codemercs.com>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Energieeffizienzlabel
  • Date: Wed, 3 Mar 2010 22:36:15 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

OK, das ist jetzt eigentlich eine ganz andere Baustelle, aber ich greife es mal auf.

EuP (2005/32/EG) ist eine Rahmenrichtlinie für Ökodesign auf deren Basis für einzelne Produktarten Durchführungsmaßnahmen definiert werden (die dank nationaler Umsetzung der Eup automatisch in allen Mitgliedsstaaten gütig sind). Als erstes werden relevante Produktgruppen identifiziert, dann Studien an unabhängige Institute vergeben und auf der Basis von deren Ergebnissen werden die Durchführungsmaßnahmen definiert.

Die Studie für Fernseher hat z.B. das Fraunhofer IZM gemacht, wie auch die für Standbyverluste und die für externe Netzteile. Die Ergebnisse davon sind ziemlich ordentlich, seit Anfang dieses Jahres dürfen nur noch Geräte verkauft werden die im einfachen Standby (keine Anzeige, keine Timer- oder Netzwerkfunktionen etc.) nicht mehr als 1W verbrauchen, die Hersteller unterbieten sich da bereits wer weiter unter der Grenze bleibt. Bei Fernseher sind die Grenzen nach Bildschirmfläche und Displaytechnologie gestaffelt, auch hier sind die Markenhersteller dabei sich gegenseitig zu unterbieten.

Die Ergebnisse für Computer finden sich hier:
http://www.ecocomputer.org/

Auch da geht es über die einfache Beamtenlösung hinaus. Nur wurde gezielt Abstand davon genommen glauben zu wollen was denn ein energieeffizienter Computer ist und wie der ausgestattet wäre. Dein Ansatz ignoriert die tatsächliche Komplexität des Themas. Fängt mit der Definition an welche Computer denn überhaupt "in-scope" sind, "PC", was genau ist das? Und viel schlimmer: Was ist es nicht? Die Anforderungen an Gamer PC, Büro PC, Laptop, Industrie PC, Media Center, Server etc. sind extrem unterschiedlich und die Abgrenzung schwierig, da wird mal ein Server als Workstation verwendet, oder ein Regal voller Desktops als Server. Am Hersteller oder am Vertriebsweg kann man die Art des Produktes nicht fest machen.

Was ist der Idle Zustand? Volle Bereitschaft inklusive laufender Platten (RAID?), oder abgeblendeter Bildschirm, runtergetaktete CPU, schlafende Flash-Platte?

Wie messe ich die objektive Leistung eines Computers? Das geht ja schon in die Hose bei der Auswahl der Compiler und sogar neben die Hose bei der Frage was ich denn nun messe, Fließkommaleistung? Integerleistung? Vektorleistung? IO-Bandbreite? 3D Rendering? Transaktionen pro Sekunde? In der letzten Kategorie sind die IBM POWER meist weit vorne, wenn wir die als Messlatte nehmen ist Intel aus dem Markt und keiner kann mehr einen normalen PC kaufen.

Die momentane Lösung eine ordentliche Effizienzdefinition für die Netzteile vorzugeben (der ganze Lastbereich ist definiert) und bei Geräten bei denen es technisch möglich ist eine am Werk eingeschaltete Schlaffunktion vorzusehen ist schon der sinnvolle Ansatz. Alles andere führt dazu, dass man sich lächerlich macht wie Frau Künast letztes Jahr (von der ich mehr erwartet hätte...) als sie forderte Stand-By ganz zu verbieten, wäre ein echter Gewinn, wenn Rekorder dann immer voll eingeschaltet wären um auch zeitgenau aufnehmen zu können und Fotokopierer etc. auch in vollem Betrieb bleiben wenn sie mal eine halbe Stunde nicht benutzt werden.



Am 03.03.2010 um 20:40 schrieb Kai F. Lahmann:

Guido Körber schrieb:
Fernseher bekommen im Rahmen der EuP gerde eine Durchführungsmaßnahme übergeholfen, die nicht Effizienzklassen definiert, sondern knallhart den Stromverbrauch begrenzt und das wird in regelmäßigen Abständen verschärft.

Wie soll das aussehen? Zum einen müsste dabei die Größe beachtet werden, zum anderen befürchte ich viel zu lasche Zahlen - immerhin gibt es inzwischen etwa Faktor drei zwischen den besten und den schlechtesten Geräten. Und da ich denke, dass man es sich nicht mit den Herstellern verscherzen will, wird dann sicherlich ein viel zu hoher Wert als Grenzwert angesetzt.

Staubsauger stehen auch auf der To-Do-Liste für EuP

Dort sehe ich das Problem auf einer ganz anderen Ebene: Die ursprünglicher Berechnungsformel der Saugleistung ist hier völlig in Vergessenheit geraten und es wird stattdessen mit weitgehend fiktiven Watt-Angaben gearbeitet. Allerdings gehören Geräte, bei denen die Hersteller sowohl die Saug- wie auch die Anschlussleistung überhaupt *angeben* zu einer absoluten Ausnahme. Geworben wird (man fühlt sich an Glühlampen erinnert..) mit der Anschlussleistung, weil diese sehr schnell sehr große Zahlen erzeugt, auch wenn sie weder über den Nutzwert noch über die Effizienz auch nur eine Ahnung verursacht - im Gegenteil: Schlechtere Effizienz gibt größere Zahlen...

und Computer waren schon dran, es gab da aber kaum ein Ergebnis, weil sich die Energieeffizienz eines Computers nun mal schlecht bis nicht erfassen lässt, es ist ja nicht mal möglich die tatsächliche Rechenleistung ordentlich allgemeingültig zu erfassen, da dies von zu vielen Randbedingungen abhängt.

Das klassische Problem, dass man hier unbedingt eine "Universalformel" will. Natürlich muss man die Rechenleistung in eine Klassifizierung mit einbeziehen, wenn man denn eine macht.

Mein Vorschlag wäre dagegen, den Verbrauch unter *Last* nur durch anzugeben, ohne diesen groß zu beurteilen. Hierfür wird mit definierten Programmen (Prime95 für die CPU und einem aktuellen 3DMark für die GPU) Last erzeugt und der Verbrauch in dieser Situation gemessen.

Viel einfacher ist es dagegen mit dem Verbrauch im Idle und in den verschiedenen Standby-Modi (inkl. Soft-Off). Ob man bei ersterem irgendwelche Leistungswerte *überhaupt* berücksichtigt, hängt von der Strenge der Grenzwerte ab, bei den anderen Angaben ist so eine Berücksichtigung definitiv unsinnig. Der US-amerikanische "Energy Star" - eigentlich ein Zertifikat für besonders sparsame Rechner - erfordert zum Beispiel bei einer Office-Konfiguration (also ohne oder mit sehr leistungsschwacher dedizierter Grafikkarte) 65W idle maximal - ein Wert, der so lasch ist, dass ihn mit Ausnahme des Core i7 9xx alle aktuellen CPUs teilweise weit unterbieten. die Zahl der Prozessorkerne ist für den Idle-Verbrauch übrigens nahezu bedeutungslos - einzig nimmt natürlich der Anteil besonders sparsamer CPUs mit sinkender Zahl der Kerne zu. Der Grafikkarte würde ich in diesem Falle *bewusst* nur einen sehr kleinen Verbrauch zugestehen. Dies zwingt wahlweise die Anbieter der Komplettsysteme, auf Highend-Karten zu verzichten (die Zielgruppe dieser Karten baut sich ihren PC sowieso selbst!) oder die Hersteller von Highend- Karten, auch bei diesen wirklich *strenge* Sparfunktionen einzubauen. Mit einem zusätzlichen Verbrauch von 20W wäre wir hier in einem Bereich, der unstrittig technisch erreichbar ist - natürlich nicht von Dual-GPU-Lösungen. Als Referenz für das im Idle heute übliche verweise ich einmal auf diese Tabelle (die obere!), bei der mit einer Radeon 5870 eine Highend-Grafikkarte zu Einsatz kommt:

http://www.computerbase.de/artikel/hardware/prozessoren/2010/test_intel_core_i3-530_540_core_i5-661/37/#abschnitt_leistungsaufnahme

Ich denke, 80W wären hier als Grenzwert absolut ok.

Statt dessen werden Mindesteffizienzen für die Netzteile vorgegeben.

Ja, da wiehert der Amtsschimmel: Diese Wirkungsgrad-Berechnung geht davon aus, dass das Netzteil zu mindestens 20% ausgelastet ist. Wie realistisch diese Angaben sind, kann man sich spätestens denken, wenn man weiß, dass entsprechend zertifizierte Netzteile unter 300W nahezu gar nicht im Handel zu bekommen sind, Rechner mit 50W Verbrauch *inklusive* Netzteil aber kein Problem darstellen. Hier müsste also dann auch die Nennleistung des Netzteils dem Rechner angepasst werden. Und nebenbei diese Regeln soweit anwendbar auch für den Teileverkauf gelten - es ist wenig sinnvoll, wenn man im Handel dann noch die "500W für 15€"-Netzteile (mit dann 50% Wirkungsgrad und weniger und de facto Explosionsgefahr bei mehr als 200W Last..)

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Kai F. Lahmann
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