Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-meinungsfindungstool - Re: [Ag Meinungsfindungstool] Meinungsfreiheit und Emotionen

ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-meinungsfindungstool mailing list

Listenarchiv

Re: [Ag Meinungsfindungstool] Meinungsfreiheit und Emotionen


Chronologisch Thread 
  • From: janonymous2 <janonymous2 AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Meinungsfreiheit und Emotionen
  • Date: Tue, 30 Sep 2014 04:32:55 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Kleine Kurzgeschichte zum Abschluss:
Wie ein Gülleauto im Moment des Abkackens den Blick auf das Ziel versperrte

Es gab Zeiten, da hatte er Hoffnung auf die fließende Organisation eines menschenwürdigen Miteinanders ohne Bevormundung und Unterdrückung, ohne Betrug und Verrat, ohne ständiges Verletzen und seelisches Verstümmeln, ohne Kampf, ohne Gewinnen und Verlieren. Hoffnung auf Befreiung. Hoffnung auf Frieden. Hoffnung auf Verständnis und Erkenntnis. Hoffnung darauf, mit anderen Auswege aus scheinbar unüberwindbaren Problemen zu finden, an denen Menschen überall auf der Erde leiden. Auswege aus Problemen, die die einen ignorieren, verdrängen oder hilflos akzeptieren, während andere sie gezielt herbeiführen. Probleme, die die einen reich an materiellem Überfluss machen, während andere daran zugrunde gehen. Es gab Zeiten der Hoffnung auf die Linderung all dieses Leids durch Habgier, Lügen, Gewalt und Ignoranz, Hoffnung auf ein Ende der Verzweiflung, auf ein Ende der tausend Höllen nebenan und der wiederkehrenden Alpträume.

Es gab also mal eine Zeit, in denen gab es wirklich Hoffnung. Hoffnung, die Geknechteten und Geschundenen könnten durch eine neue fließende Organisation Freiheit und Gerechtigkeit erfahren, sich endlich frei entfalten, ohne Druck, ohne Angst, ohne sich ewig wiederholende Traumatisierung und Todschlag, ohne Lügen und Völkermord, ohne Hunger, ohne Neid - anderen etwas gönnen, mitfühlen können, sich mit Respekt behandeln, wieder echtes Glück im Miteinander empfinden - ohne den Zwang, die innere Leere durch Konsum und Status zu füllen, ohne den ewig entfremdenden materiellen Vergleich. Er hatte diese tiefe Hoffnung, dass Hölle jener beendet werden könnte, die gequält zur Batterie verkommen, dem unersättlichen Markt zum Frass. Hoffnung, jenen Erleichterung zu verschaffen, ihnen Wege zu zeichnen, mit denen sich Unrecht und Leid nachhaltig verändern ließe. Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es gab Zeiten, da hoffte er, andere würden den Ausweg auch sehen, ihn begleiten und bei Gefahr zur Seite stehen.

Da gab es ach so viel Hoffnung, das Problem einfach an der Wurzel packen zu können und auf eine bessere Organisation ohne Macht und Korruption. Hoffnung, weil es nur im Grunde ein paar Schrauben auszuwechseln galt, ein paar neue Schrauben und Muttern, die die Welt lebenswerter und das Leid erträglicher machen würden. Hoffnung auf eine Evolution des Geistes und des Miteinanders. Es gab Zeiten, da war man so voller Hoffnung, weil man spürte, dass alles schon da ist, was man braucht, um das System neu zu denken und das Leid und die Lügen zu beenden. Zeiten, in denen man zu begreifen schien, dass das nötige Wissen bereits existierte, die Umsetzung nur einen Fussbreit entfernt war und dann schauen was passiert. Zeiten voller Hoffnung, weil die Lösung so nahe lag, so offensichtlich, irgendwie so einfach - wie einmal über das Feld laufen, eins, zwei Steine aus dem Weg räumen, abklatschen, dort vorne links und dann über die Kreuzung mit den neuen Schrauben ans Ziel. Man hatte das Ziel so klar vor Augen, dass er ein breites Lächeln im Gesicht spürte und es im Bauch vor Freude gribbelte. Eine Brise Zukunft in der Nase sah er so voller Hoffnung der positiven Entwicklung entgegen.

Doch, dann wurde es auf dem Weg dahin plötzlich dunkel, eine dicke Kaltfront zog düster heran. Jemand ohne Hirn mit Macht und Einfluss störte sich an den guten Aussichten und zog einen Zaun um die Wiese. Plötzlich war der Weg links durch ein stinkendes Gülleauto einer alten, konservativen Gas-Wasser-Scheißfirma zugeparkt und die Kreuzung seltsam verschüttet mit all den Lügen und dem Kram, den die Welt nicht braucht. Er versuchte einen anderen Weg, bekam aber plötzlich mitten auf der Strasse unerwartet ein Messer in die Seite und wurde ohne Skrupel über den Haufen gefahren, weil er schwächelnd im Weg lag und schließlich sah auch er das Ziel nicht mehr, weil der Müll auf der Kreuzung die Sicht versperrte. Dann fing es an, zu regnen, er rief mehrmals um Hilfe, doch keiner reagierte. Sich krümmend vor Schmerz, mit Tränen in den Augen in Richtung Ziel blinzelnd, versuchte er wieder aufzustehen und brach doch kurz darauf erneut röchelnd in einer Pfütze zusammen. Nach einiger Zeit, er lag in den letzten Atemzügen seiner Hoffnung, kamen dann lachende Dritte vorbei, die vorher nur zugeschaut hatten, beugten sich höhnisch über ihn und riefen: „Siehst du, haben wir doch gleich gesagt, dass es dafür keine Lösung gibt.“




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang