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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten


Chronologisch Thread 
  • From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
  • To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten
  • Date: Tue, 19 Nov 2013 17:41:44 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Herr Brägelmann, hallo Bernd,

wenn es denn so einfach wäre ...

Schade, daß ich hier immer wieder eine Lanze für die PKV brechen muß. Das will ich eigentlich gar nicht.

Was richtig ist, muß aber auch richtig bleiben:

Das mit den neuen Tarifen ist - zum Glück für die Versicherten - nicht ganz so einfach. Zwar "verdanken" wir leider der Europäischen Union, daß die privaten Krankenversicherer nicht mehr ganz so stark von ihrer Aufsichtsbehörde kontrolliert werden, aber ein paar "Spielregeln" gibt es doch (noch).

So muß der Versicherer bei der Entwicklung und Kalkulation eines neuen Tarifs immer die Daten der bestehenden Tarife zu Grunde legen. Wenn also ein bestehender Tarif nicht mehr wettbewerbsfähig ist und dies dazu geführt hat, daß er nicht mehr von vielen neuen und noch gesunden Kunden abgeschlossen wurde, dann wird auch ein neuer Tarif nicht besonders wettbewerbsfähig sein.

Der Versicherer hat also durchaus ein elementares Interesse an der Höhe der Leistungsausgaben. Anderenfalls würden die Versicherer sich auch nicht mit Ärzten und anderen Erbringern medizinischer Leistungen und teilweise auch mit ihren Kunden über die Berechtigung einer Forderung streiten, sondern alles einfach kommentarlos bezahlen.

Nur so am Rande: Steigende Verwaltungskosten dürfen übrigens in der PKV nicht zu Beitragserhöhungen führen. Das ist in der GKV anders.

Und dank der Zwangsmitgliedschaft in der GKV gibt es dort auch kaum einen Anreiz, auf die Höhe der Leistungen und die Berechtigung von Forderungen zu achten. Der Gesetzgeber sorgt schon dafür, daß die Kasse stimmt - durch Erhöhung von Beitragssatz und Beitragsbemessungsgrenze oder durch einseitige Leistungskürzungen. Die gibt es übrigens in einem vertragsrechtlichen System - wie ich es vorschlage - nicht (mehr).

Die Möglichkeit, freiwillig Selbstbeteiligungen unterschiedlicher Art und Höhe zu vereinbaren, um am Beitrag zu sparen, halte ich auch für sehr sinnvoll und spricht natürlich auch dafür, Elemente der PKV in eine Krankenversicherungsreform zu übernehmen. Und diese nicht per se zu verteufeln - wie es zum Beispiel Herr Trenner macht.

Zur GOÄ: Ich denke, die Bestimmung ist eindeutig. Daß es - wie in allen Berufen - auch unter den Ärzten schwarze Schafe gibt, ist bekannt. Sie bietet aber zumindest eine Rechtsgrundlage, um unberechtigte Forderungen abzuwehren - und zwar sowohl für die Versicherer als auch für die Kunden/Versicherten.

Schade ist es trotzdem - und da stimme ich ausnahmsweise mit Herrn Trenner überein -, daß so manche Leistungserbringer - wie sie so schön genannt werden - mit ihrer Abrechnungspraxis am eigenen Ast sägen und auch der Bundesgesetzgeber ganz offen bei diversen Gesundheitsreformen auf die Kompensationsmöglichkeiten zu Lasten der Privatpatienten gesetzt hat.

Die längere Lebenserwartung hat weniger etwas mit dem höheren Einkommen zu tun als damit, daß viele Menschen, die sich bewußt für einen Wechsel zur privaten Krankenversicherung entschieden haben, auch bewußter mit dem Thema Gesundheit umgehen.

Beste und liberale Grüße
Wolfgang Gerstenhöfer

----- Original Message ----- From: "Bernd Brägelmann" <bernd.braegelmann AT gmail.com>
To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Monday, November 18, 2013 7:44 PM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten


On 17.11.2013 10:38, Wolfgang Gerstenhöfer wrote:
Dank des Wettbewerbs um neue und noch gesunde Kunden, die für eine
Versichertengemeinschaft von existentieller Bedeutung sind, können die
Leistungsausgaben den privaten Krankenversicherern nicht gleichgültig sein.

Wieso? Wenn die die Tarife der privaten Versicherer aufgrund der zu
hohen Kosten zu teuer werden. Dann gründet der Versicherer einfach eine
neue Tarifgruppe. Alle gesunden aus der teureren Versicherungsgruppe
wechseln dann in den neuen Tarif und die kranken alten müssen im alten
Tarif verbleiben - oder wechseln in den Basistarif. Dem Versicherer sind
die kosten der Patienten IMHO ziemlich egal.

Wenn das so wäre, dann würden auch nicht so manche Ärzte darüber klagen,
daß einige private Krankenversicherer ihnen durchaus sehr kritisch auf
die Finger schauen.

Stimmt. Es gibt einige Versicherer die die Rechnungen prüfen. Aber nur
sehr wenige. Besser wäre eine höhere Selbstbeteiligung die den Patienten
dazu motivieren würde die Rechnungen und den Sinn einer Untersuchungen
zu hinterfragen.

Und das ist auch gut so ...
Ack.

Denn auch die Gebührenordnung für Ärzte erlaubt nur, Leistungen zu
erbringen und abzurechnen, die medizinisch notwendig sind.

Das ist aber leider oft auch nur ein frommer Wunsch...

Nach meinem Kenntnisstand ist die Lebenserwartung bei Privatversicherten
durchschnittlich höher als bei Kassenmitgliedern.

Gut möglich. Vermutlich liegt das aber daran, dass Menschen mit einem
höheren Einkommen länger leben und nicht unbedingt daran, dass sie
privat versichert sind.

Lieber Gruß

Bernd Brägelmann

--
Bernd Brägelmann Facharzt für Radiologie
Marthastraße 13 45130 Essen Germany
+49151 41457796 www.braegelmann.de/bernd

Zum Schutz der Daten meiner Patient_innen, Geschäftspartner_innen und
Freund_innen bevorzuge ich verschlüsselte Kommunikationswege. Meinen
GPG-Key können Sie hier herunterladen:
http://www.braegelmann.net/~bernd/downloads/bernd.asc Eine Anleitung zu
GPG finden Sie hier: http://www.gnupg.org/documentation/guides.de.html
--
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





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