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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten


Chronologisch Thread 
  • From: wdt <wolf-dietrich AT trenner.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten
  • Date: Mon, 18 Nov 2013 15:37:46 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Zuerst mal: <http://d.pr/f/m24U> damit die Legendenbildung auf ein
unvermeidbares Maß zurück geführt wird. Der Kommentar unter dem Artikel
trifft den Kern.

Und da die freiberuflich tätigen Ärzte jede Beweissicherung so gut verhindern
wie es nur geht ist die Forderung nach Belegen so seriös und sinnvoll wie die
Forderung nach einer Doppelblindstudie für die Sinnhaftigkeit der gesetzlich
vorgeschriebenen Kopfstützen oder des Helms für Motorradfahrer.

Was die Belege für den Einfluss von Behauptungen auf die Zukunft der Piraten
angeht: nur her mit dem speziellen Blick des Ahnunghabers in seine Glaskugel
zur allgemeinen Erhellung und/oder Erheiterung.

wolf

Am 18.11.2013 um 11:03 schrieb Dr. Andreas Forster <dr.forster AT aforster.de>:

> Dass bei Privatpatienten "häufig...Maßnahmen durchgeführt werden die...
> sogar schädlich sind" kannst Du ja sicher belegen, oder ist das nur die
> ganz normale unreflektierte Ärzteschelte?
>
> Ubrigens habe ich den Eindruck, dass auf dieser Liste häufig Menschen die
> von der Sache nicht den Hauch einer Ahnung haben, Falschbehauptungen
> verbreiten, die für das Gesundheitswesen im allgemeinen und für die Zukunft
> der Piraten im speziellen schädlich sind! Das kann ich übrigens belegen!
> Andreas
>
> Am 16.11.2013 16:58, schrieb Insa Klingberg:
>> Hallo,
>>
>> ich möchte eins zu bedenken geben: PrivatpatientInnen sind zumeist im
>> städtischen Bereich anzutreffen - Landärzte haben nur sehr wenig
>> PrivatpatientInnen - ein Grund weswegen es immer weniger Lanärzte gibt.
>>
>> Ob es für die PrivatpatientInnen wirklich ein Vorteil ist, privat
>> versichert zu sein, ist in Frage zu stellen:
>> 1) sobald sie krank sind und die Krankheitskosten einen größeren Rahmen
>> einnehmen, steigen die Beiträge.
>> 2) häufig sind PrivatpatientInnen auch "eierlegende wollmilchsäue" - es
>> werden Maßnahmen durchgeführt, die unnötig, z.T. sogar schädlich sind -
>> und sie können nichts dagegen unternehmen, da es meist ncith nachweisbar
>> ist.
>> Grüße I.K.
>>
>> Gesendet: Samstag, 16. November 2013 um 11:05 Uhr
>> Von: "Wolfgang Gerstenhöfer" <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
>> An: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
>> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten
>> Hallo Jürgen,
>>
>> eine sehr gute Frage.
>>
>> Zum einen würden heute viele Arztpraxen sich gar nicht mehr rechnen, wenn
>> sie keine Privatpatienten hätten. Auch die Ausstattung könnte in vielen
>> Fällen nicht so sein, wie sie heute ist. Das wäre zum Nachteil des Arztes
>> und seiner Mitarbeiter, aber natürlich auch zum Nachteil der Patienten vor
>> Ort - der Privat- und der Kassenpatienten. Bereits heute beklagen wir
>> einen Mangel an Arztpraxen besonders im ländlichen Raum.
>>
>> Zum anderen - leider liegen mir keine Zahlen vor - gibt es wohl immer mehr
>> niedergelassene Ärzte, die ihre Kassenzulassung abgeben, weil sie sich
>> unter anderem nicht mehr der Bürokratie der Krankenkassen aussetzen
>> wollen. Diese kostet viel Zeit und damit Geld und bringt den Ärzten gar
>> nichts ein.
>>
>> Interessant ist ja auch, daß viele Mediziner nach Ende ihrer Ausbildung
>> lieber ins Ausland gehen, als sich in Deutschland niederzulassen. Dort
>> gibt es in der Regel zwar nicht das deutsche Nebeneinander von privater
>> und gesetzlicher Krankenversicherung; dafür müssen dann die Menschen aus
>> der eigenen Tasche mehr bezahlen oder sie haben entsprechende private
>> Zusatzversicherungen. (Das ist für mich allerdings auch keine besonders
>> soziale Lösung.)
>>
>> Beste und liberale Grüße
>> Wolfgang
>>
>> Ich bleibe bei meinem Konzeptvorschlag, an dem sicher noch gefeilt werden
>> kann und auch muß, der aber aus meiner Sicht eine gute und konstruktive
>> Diskussionsgrundlage darstellt:
>>
>> http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Wolfgang_Gerstenh%C3%B6fer#Vorschlag_f.C3.BCr_eine_Positionierung_der_Piraten_zum_Thema_Krankenversicherung
>> ----- Original Message -----
>> From: Jürgen Junghänel
>> To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>> Sent: Friday, November 15, 2013 11:50 PM
>> Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten
>>
>> Hi,
>> Ich möchte mal einen anderen Aspekt in die Diskussion bringen:
>> Warum haben Ärzte überhaupt neben Privaten auch Kassenpatienten?
>> Was würde passieren, wenn Ärzte entweder nur Private oder nur
>> Kassenpatienten behandeln dürften.
>> Wieviele Ärzte würden sich für den Privatarzt entscheiden, wie viele
>> Privatpatienten würden als Kassenpatient umfirmiert?
>> Nur so ein Denkanstossende Frage.
>> Jürgen
>>
>>
>>
>>
>> Von Samsung-Tablet gesendet
>>
>> Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de> hat geschrieben:
>> Auch aufgrund der unten genannten Beispiele ist mein Ziel, daß es künftigt
>> nur noch Privatpatienten gibt ...
>>
>> Kann man es den Ärzten verdenken, wenn sie Privatpatienten bevorzugen und
>> sich diese auch (gern) bevorzugen lassen? Immerhin bekommen die Ärzte für
>> die gleichen Leistungen von ihnen auch mehr Geld.
>>
>> Bei den Kassenpatienten weiß der Arzt heutzutage zum Zeitpunkt der
>> Behandlung in der Regel ja noch nicht einmal, wie viel die Leistung
>> überhaupt wert ist - in jedem Fall weniger als beim Privatpatienten.
>>
>> Und bitte nicht vergessen, daß ein großer Teil der Apparatemedizin und des
>> medizinischen Fortschritts nur möglich ist, weil die Privatpatienten das
>> Gesundheitswesen überproportional finanzieren. Davon profitieren heute die
>> Kassenpatienten. Sie finanzieren eben nicht nur zehn Prozent - aufgrund der
>> höheren Honorare.
>>
>> Der Skandal liegt doch - zumindest nach meiner Meinung - darin, daß eben
>> nicht jeder die Möglichkeit hat, sich privat zu versichern. Das will ich -
>> durch ein neues Krankenversicherungssystem - ändern.
>>
>> W.G.
>>
>>
>>
>>
>>
>> ----- Original Message -----
>> From: "syna" <syna AT news.piratenpartei.de>
>> To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
>> Sent: Friday, November 15, 2013 10:51 AM
>> Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privatpatienten
>>
>>
>> > wdt-als-aeb schrieb:
>> >> Deine Punkte 1-5 haben nur was mit "Wohlfühlindikatoren" zu tun, mit der
>> >> echten Medizin als Heilung oder Linderung hingegen haben sie nichts zu
>> >> tun. Aber sie sagen natürlich etwas darüber aus, wie sich Ärzte im
>> >> Behandlungskontext benehmen, vielleicht sollte man mal untersuchen, ob
>> >> das von der jeweiligen Versicherung abhängt.
>> >
>> > Also zu den Wartezeiten gibt es schon Untersuchungen, das weiß man:
>> > Das hängt davon ab, ob GKV oder PKV! Dass dem so ist, sollte aber jedem
>> > einleuchten:
>> > Der typische niedergelassene Arzt hat i.d.R. diverse Kredite, etwa für
>> > die
>> > Einrichtung der
>> > Praxis, laufen. Und er muss - wie jeder andere Mensch auch - dafür
>> > sorgen,
>> > dass die
>> > Kredite bedient werden, und er will ja auch noch "gut" leben. Das heißt:
>> > Er ist auch - ob
>> > er will oder nicht - ein Unternehmer. Ein Unternehmer, der ganz unbewusst
>> > und oft sogar
>> > in Kollision zum hippokratischen Eid, sich seinen lukrativen "Kunden"
>> > mehr
>> > zuwendet.
>> >
>> > Nochmal zu den Punkten, den Vorteilen als PKV-Versicherter:
>> >
>> > ---------------------------------------------------------------------
>> >
>> > 1 --- Keine Wartezeiten bei JEDEM Arzt
>> >
>> > 2 --- Zuvorkommenderes Behandeln bei JEDEM Arzt
>> >
>> > 3 --- Zuvorkommenderes Behandeln im Krankenhaus
>> >
>> > 4 --- Zugang zu ambulanten Behandlung im Krankenhaus (das ist
>> > für GKV-Versicherte - bis auf wenige Ausnahmen - nicht erlaubt)
>> >
>> > 5 --- Zugang zur High-Tech-Medizin in Universitätskrankenhäusern
>> > oder Spezialkliniken (Wenn da ein GKV-Versicherter nur anruft,
>> > wird er schon von der Sekräterin abgewiesen oder auf jahrelange
>> > Wartezeiten hingewiesen) im Falle einer ernsthafen Erkrankung.
>> >
>> > 6 --- Selbst einfache Erkrankungen (Blinddarum usw.) werden von
>> > hochrangigen Spezialisten operiert.
>> >
>> > ---------------------------------------------------------------------
>> >
>> > Punkte 1 bis 3 sind im Prinzip "Wohlfühl-Eigenschaften". Die Warte-
>> > zeiten bei Fachärzten könnten aber schon ernste Konsequenzen
>> > haben, das würde ich nicht verharmlosen.
>> >
>> > Punkt 4 ist ein sehr ernsthafter Punkt: Es geht hier um die sogenannte
>> > "Drehtürmedizin" - ein düsterer Punkt, ein ständiges Macht-
>> > geplänkel der Lobbygruppen Ärzte, PKV und Politik. Der GKV-ler ist
>> > dieser Drehtürmedizin voll ausgesetzt, der PKV-ler ist davon nicht
>> > betroffen. Siehe dazu mein Beispiel unten.
>> >
>> > Punkt 5 bezieht sich nicht auf alternde Chefärzte an Dorfkranken-
>> > häusern, sondern auf hoch dotierte Spitzenchirurgen bzw.
>> > Speziallistenteams an Unikliniken. Zu denen werden Sie als
>> > GKV-ler selten Zugang erhalten, der PKV-Patient jedoch schon.
>> >
>> > Punkt 6 bezeichnet die Fehlallokation durch das duale Vergütungs-
>> > system. Das ist alleine aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht
>> > gravierend
>> > und verursacht hohe Zusatzkosten - wie jede Fehlallokation eben.
>> >
>> > wdt-als-aeb schrieb:
>> >> Die Behauptung, dass der PKV-Versicherte wählen könne ist insofern
>> >> falsch, als die asymmetrische Kommunikation das nicht zulässt. Selbst
>> >> der
>> >> kranke Arzt hat bei seinen behandelnden Kollegen nicht unbedingt noch
>> >> viel freie Wahl, wenn auch ein wenig mehr, aber übrigens ohne
>> >> Berücksichtigung der Versicherungsart.
>> >
>> > Da haben Sie allerdings recht. Trotzdem: Dem Arzt stehen seinem
>> > PKV-Patienten
>> > mehr Mittel zur Verfügung, aus denen er auswählen kann. Das wird manchmal
>> > ausgenutzt, aber oftmals ist es ein Vorteil für den PKV-ler.
>> >
>> > Zudem: Bei chronischen Krankheiten ist es ja oft so, dass der Patient
>> > selbst zum
>> > Experten für seine Krankheit wird. In solchen Fällen löst sich die
>> > "asymmetrische
>> > Kommunikation" mit der Zeit auf - und der Patient kann bewusst wählen.
>> >
>> > wdt-als-aeb schrieb:
>> >> Meinen gesetzlich versicherten Blinddarm hat mir ein engagierter
>> >> Assistent entnommen, war eine gute Leistung. Meine zerrissene Netzhaut
>> >> hat mir ein Oberarzt geflickt, einmal gut und einmal an anderer weniger
>> >> gut. Der "Chef" mit dem großen Namen schüttelte mir die Hand mit seiner
>> >> nicht mehr ganz so unzittrigen Hand bei Entlassung. Was mir wirklich gut
>> >> bekam: das Einzelzimmer. Aber das war nicht Medizin, das war Luxus.
>> >
>> > Na, ich steuere auch mal ein Beispiel aus meiner Praxis bei:
>> >
>> > Zur Zeit beschäftigt mich der Fall eines überaus begabten jungen
>> > Juristen,
>> > der eine großartige Karriere vor sich hat. Er leidet an Multipler
>> > Sklerose.
>> > Da er privat versichert ist, bekommt er Medikamente, die keine
>> > gesetzliche
>> > Krankenkasse bezahlt, die ihm aber helfen.
>> >
>> > Bei der MS gibt es viele experimentelle Behandlungen, die bei einigen
>> > Patienten
>> > wirken, bei anderen nicht. Die gesetzlichen Kassen dürfen die Kosten
>> > grundsätzlich nicht übernehmen - es sei denn, die Behandlung erfolgt im
>> > Rahmen von speziellen klinischen Studien. Daran aber können gesetzlich
>> > Versicherte in der Regel nur dann teilnehmen, wenn die Krankheit bereits
>> > weit
>> > fortgeschritten ist. Denn sie dürfen - im Gegensatz zu Privatpatienten -
>> > in der Klinik nur stationär, nicht aber ambulant behandelt werden.
>> >
>> > Unser Jurist muss in Kürze seine private Krankenversicherung verlassen,
>> > weil er angestellt sein wird. Er verdient nicht mehr genug, um privat
>> > versichert
>> > zu bleiben. Damit wird er nicht nur den Arzt der Universitätsklinik
>> > verlieren,
>> > der ihn bislang behandelt hat, sondern auch auf seine Medikamente
>> > verzichten
>> > müssen. Er hätte in Zukunft nur dann eine Chance, sie zu bekommen, wenn
>> > er ins Krankenhaus eingewiesen werden muss. Sein Gesundheitszustand
>> > müsste sich also dramatisch verschlechtern, damit er eine Behandlung
>> > erhält,
>> > die ihm bislang hilft, gesund zu bleiben.
>> >
>> > Die Krankenkasse wird dann nicht nur die Kosten für die Medikamente
>> > tragen
>> > müssen, sondern auch noch die für den Klinikaufenthalt.
>> >
>> > So: What is wrong?
>> > --
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