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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: Jens Braun <jens.j.braun AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Mon, 12 Dec 2011 23:47:06 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

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Moin, moin,

stimmt, stimmt, die Probleme mit der etablierten Software. Da ist die
Postbank nicht das einzige Unternehmen, das da Probleme hatte.

Allerdings, sind wir ehrlich, alle Vorschläge, die ich hier unter der
groben Überschrift „Abschaffung der PKV“ gelesen habe, kommen einem
Totalumbau recht nahe. Warum ist das System so komplex und naja, solch
eine Flickschusterei?

Weil Generationen von Politikern in Legislaturperioden gedacht haben
und am System nur was verändert haben, wenn es absolut nicht mehr
anders ging. Was auch nachvollziehbar ist. Immerhin kann man dabei
nicht punkten, was von vornherein schlecht ist, wenn ich in
Legislaturperioden denke.

Genau da liegt der Unterschied der Piraten. Durch die
basisdemokratischen Elemente (Stichwort: Sachwarmintelligenz) haben
die Piraten die Chance, Lösungen langfristig zu denken.

In diesem Sinne, lasst uns programmatisch arbeiten und dabei
Klassenkampfrüstungen im Keller, Scheuklappen im Stall und den Respekt
vor den Etablierten im Schrank lassen. Ich freu mich drauf!

Grüße
JoeJoe

Am 12.12.11 21:45, schrieb haarbrandt:
> Der Einwand ist richtig. Aber hast du mal die Freude gehabt eine
> etablierte Software auszutauschen? Die Postbank schafft das seit
> 20 Jahren nicht. Nicht nur, weil es sehr komplex ist, sondern auch,
> weil man einen laufenden Betrieb hat, der auf keinen Fall gestört
> werden darf. Deswegen sollte man auch nicht den großen Umbruch
> machen, das ist auch gar nicht notwendig. Unter Kohl hätte man 16
> Jahre Zeit gehabt, aber vermutlich braucht man wie bei Atomkraft
> erst einen Konsens, damit wechselnde Kapitäne des Ozeandampfers
> nicht erst nach links und dann wieder nach rechts steuern und
> letztendlich die MS Deutschland auf den Eisberg zurast.
>
> </welt-online-niveau>
>
> Nur kurz zum letzten Punkt der Finanzierung durch die PKV: es gibt
> keinen Grund, warum man nicht das Einkommensniveau durch eine
> Umstellung der Vergütung nicht auf den jetzigen Stand halten
> können soll. Über eine Mischkalkulation ist das möglich. Auch
> sollte die eine Seite der anderen nicht unterstellen, dass das mit
> der Umstellung nicht getan ist. So naiv und blöd ist hier
> sicherlich niemand. Deswegen, lasst uns das in ruhe nun bearbeiten
> und uns erst wieder flamen, wenn halbwegs fertige Anträge durch
> sind. Ansonsten führt das doch zu nichts!
>
> Und nun viel Spaß bei programmatischer arbeit, auch wenn man mit
> solchen Threads hübsch leicht viel Blindleistung produzieren kann.
>
> Schönen Abend und viele Grüße,
>
> Birger
>
>
>
> Am 12. Dezember 2011 21:16 schrieb info AT pater.net
> <info AT pater.net>:
>> Hallo erst mal,
>>
>> ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten,...
>>
>> ...aber manche Systeme sind schlichtweg zu komplex, um sie zu
>> "renovieren". Was meines Erachtens fehlt, ist ein umfassendes
>> Alternativmodell. Seit Jahrzehnten wird immer wieder "reformiert"
>> und in Teilbereichen neu strukturiert, um dann kurze Zeit später
>> festzustellen, dass die beschlossenen Reformen wiederum
>> "Nebenwirkungen" in andere Bereiche des Systems haben, die vorher
>> nicht gesehen wurden und dann doch als unerwünscht gelten.
>>
>> Und ich behaupte mal, alle Experten des Landes sind zusammen
>> nicht in der Lage, das komplexe System "Gesundheitssystem" in
>> seiner Gesamtheit zu überblicken. Angefangen bei der Akquise der
>> Finanzmittel mit allen bürokratischen "Ballaststoffen" (z.B.
>> ELENA, Verfallszeit ca. 2 Jahre) bis hin zur Verteilung derselben
>> an die "Leistungserbringer" des Systems. Wer kann denn behaupten,
>> auch nur ansatzweise einen Überblick über das ganze System zu
>> haben. Regelmäßig versagen die Modellrechnungen, es wird
>> versucht nachzubessern, und so weiter...
>>
>> Immer mehr Bürokratie versucht scheinbar Herr der Lage zu werden,
>> aber häufig schimmern da dann Interessen einzelner Player oder
>> Gruppen durch, nicht zuletzt der Bürokraten in eigener Sache.
>> "Selbstverwaltung" nennt sich das dann häufig.
>>
>> Alle wollen Leben, auf die eine oder andere Art, auf die eine
>> die Bürokraten, Ärzte, Apotheker, Pfleger etc. und auf die andere
>> natürlich die Patienten.
>>
>> Meines Erachtens müssen erst mal gesellschaftlich grundsätzliche
>> Fragen geklärt werden, bevor einzelne "Reformvorschläge" hitzig
>> diskutiert werden. So ist es doch paradox, dass auf der einen
>> Seite strenge gesetzliche Reglementierungen und Markteingriffe
>> gelebte Realität sind, auf der anderen Seite "freie
>> Marktwirtschaft" ebenso gelten soll. So als ob Feuer und Wasser
>> Geschwister sein könnten.
>>
>> Ich denke, der Fisch stinkt vom Kopf her, z.B. anno 2001, als
>> die Pharmaindustrie in der "Bordeaux-Runde" ein "Reformvorhaben"
>> der Regierung "kauft".
>>
>> <snip>
>>
>> *Wie soll ich einem jungen Menschen*, der ins Erwerbsleben
>> eintritt, erklären, dass er Sozialabgaben zahlen muss - es
>> gleichzeitig aber eine Gruppe Privilegierter gibt, die das nicht
>> tun muss? </snip>
>>
>> Tja, und wie willst du erklären, dass der eine mehr verdient als
>> der andere? Das in Bayern die Sonne scheint und es in
>> Niedersachsen regnet? Der eine fährt einen Polo der andere einen
>> Porsche? Wo willst du denn da ansetzen?
>>
>> <snip>
>>
>> *Wie soll ich ihm erklären*, dass er im Falle einer schweren
>> Krebserkrankung nicht von den besten Spezialisten behandelt wird
>> (obwohl dies ökonomisch möglich wäre)? </snip>
>>
>> Auch kapazitiv? Funktioniert nicht so die Marktwirtschaft?
>> Angebot und Nachfrage? Will nicht jeder die beste Behandlung?
>>
>> <snip>
>>
>> *Wie soll ich ihm** erklären*, dass er sehr wohl Solidarabgaben
>> (etwa 1/3 in der GKV) zahlen muss, selbst aber tendenziell
>> schlechter behandelt wird und im Falle einer schweren OP Opfer
>> der Drehtürmedizin werden wird? </snip>
>>
>> s.o.
>>
>> Ganz nebenbei behaupten ja die meisten Ärzte, dass Sie ohne
>> "Privatpatienten" die "GKV-Patienten" gar nicht mehr vernünftig
>> behandeln könnten. Und einige Privatpatienten trauen sich schon
>> nicht mehr zum Arzt, weil der nur überflüssige Dinge macht, da er
>> ja hemmungslos abrechnen kann, im Geheimen nur zum Wohle der
>> GKVler ... :-))
>>
>> Gruß kp
>>
>>
>>
>> Am 12.12.2011 17:36, schrieb syna:
>>
>>
>> Das Thema, die Forderung: "*Die PKV muss abgeschafft werden*"
>> wird von einigen gerne als Neid-Debatte abgetan. Ist es eine
>> Neid-Debatte - oder ist die Forderung vielleicht berechtigt bzw.
>> ungedingt erforderlich?
>>
>> Thema "Neid-Debatte":
>>
>> ----------------------------------------------------------------------------------------------------
>>
>>
>>
In diesen Zeiten - Zeiten stärkerer gesellschaftlicher Spaltung - und mit
>> dem Hintergrund der Vision einer "demokratischen Gesellschaft"
>> ist es skandalös, wenn eine kleine Gruppe so extrem wie die PKV-
>> Versicherten ihre Privilegion auf Kosten aller anderen
>> aufrechterhalten will.
>>
>> Dass dies bis heute überhaupt geschehen konnte, ist der
>> Komplexität der Geldflüsse auf der Erhebungsseite des
>> Gesundheitssystems und der extremen Verwerfungen
>> (Fehlallokationen) im Gesundheitssystem, die von außen für viele
>> schwer erkennbar sind, geschuldet. Und es ist auch Resultat der
>> Tatsache, dass die Privilegierten (Politiker, Redakteure, Beamte,
>> Manager usw.) sehr großen Einfluss auf die Meinungsbildung in TV
>> und Printmedien haben.
>>
>> *Die Bevorzugungen der Privilegierten* sind - leider - keine
>> Kleinigkeiten oder "nur" Schieflagen der (sozialen)
>> Gerechtigkeit. Nein, sie greifen das Selbstverständnis unseres
>> Staates an, zermürben die Gemeinschaft und ruinieren sogar
>> unseren gemeinsamen Wohlstand.
>>
>> Bei den geforderten Reformen zur gesellschaftskompatiblen Zähmung
>> der Privilegierten (= z.B Abschaffung oder Solidarisierung der
>> PKVen) geht es nicht um eine Umverteilung des Wohlstandes,
>> sondern um die *Schaffung von Gerechtigkeit*, um unseren
>> Wohlstand langfristig zu sichern und zu mehren. Was die vom
>> Unrecht Profitierenden als Neid abtun, ist in Wahrheit die
>> Grundlage für den politischen Konsens in unserer Gesellschaft.
>>
>> Was passiert denn, wenn Ihre Tochter, ihr Sohn ernsthaft
>> erkranken, Sie aber keinen Zugang zu den Spezialisten für diese
>> Krankheit haben? Es geht dann um Leben und Tod - und so ist auch
>> die Debatte im Gesundheitssystem keine einfache
>> "marktwirtschaftliche" Debatte, sondern es ist eine *Debatte um
>> den Wert eines Menschen*, es ist eine Debatte um den *Eid des
>> Hippokrates*.
>>
>> Diese Debatte, diese Forderung ist für unsere Gemeinschaft
>> *elementar*. So eine Debatte als Neid-Debatte abzutun halte ich
>> für wirklich extrem menschenverachtend, für absolut asozial.
>>
>> ----------------------------------------------------------------------------------------------------
>>
>>
>>
*Wie soll ich einem jungen Menschen*, der ins Erwerbsleben eintritt,
>> erklären, dass er Sozialabgaben zahlen muss - es gleichzeitig
>> aber eine Gruppe Privilegierter gibt, die das nicht tun muss?
>>
>> *Wie soll ich ihm erklären*, dass er im Falle einer schweren
>> Krebserkrankung nicht von den besten Spezialisten behandelt wird
>> (obwohl dies ökonomisch möglich wäre)?
>>
>> *Wie soll ich ihm** erklären*, dass er sehr wohl Solidarabgaben
>> (etwa 1/3 in der GKV) zahlen muss, selbst aber tendenziell
>> schlechter behandelt wird und im Falle einer schweren OP Opfer
>> der Drehtürmedizin werden wird?
>>
>>
>> -- AG-Gesundheitswesen mailing list
>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen

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