Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Varoufakis: Schäuble's Plan for Europe (kommenden Do in der ZEIT, vorab am blog)

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Varoufakis: Schäuble's Plan for Europe (kommenden Do in der ZEIT, vorab am blog)


Chronologisch Thread 
  • From: Kos <Korbinian.Sturm AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Varoufakis: Schäuble's Plan for Europe (kommenden Do in der ZEIT, vorab am blog)
  • Date: Wed, 29 Jul 2015 21:10:33 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Gerhard,

Bei Ruef hies es ja 'entering the credit system...'. Dies werte ich als
ersten Hinweis, dass das Kreditsystem eines Landes institutionell bei
den Banken zu verorten ist. Erst 1984 wurde durch Graziani der
konzeptionell eigenständige Status der Banken als Treuhänder im Modell
der Monetary Circuit Theory gewürdigt.

Es dürfte noch einen früheren Artikel als 1984 über die Monetary_circuit_theory geben:
1903 schrieb Nicholas Johannsen über diese Thema!

Vgl.:
https://en.wikipedia.org/wiki/Monetary_circuit_theory
*The notion and terminology of a money circuit dates at least to 1903, when amateur economist Nicholas Johannsen wrote Der Kreislauf des Geldes und Mechanismus des Sozial-Lebens (The Circuit Theory of Money), under the pseudonym J.J.O. Lahn; (Graziani 2003).* In the interwar period, German and Austrian economists studied monetary circuits, under the term Kreislauf, with the term "circuit" being introduced by French economists following this usage. The main protagonists of the French approach to the monetary circuit is Alain Parguez. Today, the main defenders of the theory of the monetary circuit can be found in the work of Riccardo Bellofiore in Italy, and in Canada, in the work of *Marc Lavoie*, Louis-Philippe Rochon and Mario Seccareccia.

Marc Lavoie habe ich hervorgehoben, da ich seine Arbeiten sehr schätze.

Ich habe über
Jacques Rueff
(* 23. August 1896 in Paris; † 23. April 1978) https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Rueff
ein bisschen gelesen.

In
http://www.zeit.de/1965/37/verliebt-in-das-gold/komplettansicht?print=true
heißt es:
In der Nummer vom Juli 1961 des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Fortune veröffentlichte er unter der Überschrift „The West is Risking a Credit Collapse“ eine eindrucksvolle Warnung vor den Gefahren der auf dem Gold-Devisenstandard ruhenden Kreditstruktur:
„Das Land mit der Schlüsselwährung (gemeint ist vor allem die USA) befindet sich in der nur scheinbar kerngesunden Lage, seine internationalen Schulden niemals abtragen zu müssen. Das Geld, das es seinen ausländischen Gläubigern zahlt, kommt wie ein Bumerang gleich wieder zurück... es ist wie beim Spielen der Kinder, wo Sieger und Verlierer nach jeder Runde die Murmeln wieder austauschen ... das vermeintliche wunderbare Geheimnis, sich ein Defizit ohne Tränen leisten zu können ...

Ich vermute mal, dass das Geld, das zurückkommt in US-Staatsanleihen gelenkt wurde.
Wehe, wehe, wenn das Ausland keine US-Staatsanleihen hinzukauft....
Was passiert wenn der Verkauf von US-Staatsanleihen beginnt, sei mal nicht zu denken.

Auch spannend ist diese Begebenheit, die ich folgend umschreibe:
Aufgrund der Liebe der Franzosen für Gold gelang Rueff ein geschickter Schachzug.

Bei der Sanierung des Franc im Jahre 1958 machten sich Pinay und Rueff geschickt die tiefverwurzelte Vorliebe der Franzosen für das Gold zunutze. Während bisher alle Versuche, die ansehnlichen Bestände der privaten Goldhorter zur Stärkung der Währungsreserven abzuschöpfen, am Widerstand der Besitzer gescheitert waren, legte die Regierung nun eine sogenannte „goldindexierte“ Staatsanleihe auf, die mit dem Börsenwert des „Napoleon“ (20-Franc-Goldmünze) verknüpft war.

Die Zeichner der Anleihe erhielten eine Garantie, daß ihre Papiere unter keinen Umständen einen Verlust erleiden würden, wie dies bei fast allen vorhergegangenen Staatsanleihen infolge der Franc-Entwertung der Fall gewesen war. Wenn nämlich der Preis des Napoleon über den bei der Ausgabe der Anleihe gültigen Kurs von 3600 (alten) Francs hinaussteigen sollte, so hieß es in der Ankündigung, dann sollten die Inhaber der neuen Staatspapiere eine Prämie erhalten, die dem Preisanstieg der Goldmünzen entspräche.
______

Zurück zu deiner Mail:
Die Quantumanalyse geht noch einen Schritt weiter, in dem die Produktion
in das einfache Bankenmodell integriert wird. Dies geschieht durch
Schmitts Konzept des

'absoluten Tausches',...

das kenne ich bisher nicht. Über http://tracksofthoughts.blogspot.de/2011/05/der-absolute-tausch.html werde ich mich mal reindenken.

...wodurch die monetäre Sphäre
einer Volkswirtschaft konzeptionell von der realen Sphäre getrennt ist.
Banken 'begleiten' in ihrer Finanzierungsfunktion die realen
Produktionsprozesse, oder anders ausgedrückt: Banken verschaffen
Unternehmen die Zeit, in der Produktion stattfinden kann. Der
Zentralbank kommt in diesem Modell die Aufgabe der Mediation zu, wodurch
aus den unterschiedlichen Kreditgeldern der Geschäftsbanken im
Interbanken-Clearing ein einziges homogenes Zahlungsmittel für das
gesamte Währungsgebiet (also das Land selbst) entsteht.
Okay, bis hierher keine Fragen
Im Folgenden habe ich mir wichtig erscheinende Aussagen fett gekennzeichnet!
Hält man sich vor Augen, dass eine Nichtbankenbilanz in der Bankenbilanz bereits
grundsätzlich vorhanden ist, allerdings spiegelbildlich (Aktiva der Bank
ist Passiva der Nichtbank und umgekehrt), *so ergibt sich daraus, dass
der Vermögensstatus einer Volkswirtschaft bereits vollständig vom
Bankensystem abgebildet wird.*
Volle Zustimmung
Wie sieht es nun auf internationaler Ebene aus? Hier kommt das zur
Geltung, was du als fehlende Saldierungsmöglichkeit genannnt hast. Wenn
ein Reservewährungsland wie die USA Güter importiert, so resultiert
daraus, dass das Exportland lediglich einen Depotanpruch - also eine
Forderung - im US-Bankensystem erwirbt. *Wann dieser Anspruch durch
US-Exporte oder US-Investitionen im Exportland kompensiert wird, steht
in den Sternen. Das Land trägt also das volle Währungsrisiko.*
Jep.
Ein supranationales Verrechnungssystem, wie die International Clearing
Union schafft hier Abhilfe, indem sie auf internationaler Ebene mit dem
selben Clearing-Mechanismus zwischen den nationalen Notenbanken
installiert, wie es die nationalen Notenbanken bereits für die
nationalen Geschäftsbanken tun.
In der Theorie 100%ig richtig. Ich möchte nur anmerken: Nationalstaaten sind auch Machtgebilde, die gegeneinander Kriege führen können. Eine International Clearing
Union kann von Einzelstaaten ignoriert werden. Niemand kann und darf sie auf Linie bringen, da wir sicherlich von freien Nationalstaaten ausgegangen sind! Ich meine die Umsetzung unmöglich solange es keine demokratische Weltregierung gibt.

Kos




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang