ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: David Finsterwalder <d.finsterwalder AT gmail.com>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
- Date: Tue, 17 Feb 2015 19:42:39 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hey Patrik,
> Am 17.02.2015 um 07:39 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
>
>> Das Problem dabei ist, dass die Sicherheit nirgendwo - außer im Kreditvertrag - offensichtlich auftaucht (an Patrik: deswegen ist Schuldrecht von so immenser Bedeutung für die VWL)
>
> Demnach müsste es also landesspezifische VWL geben. Ist das der Hintergrund für Nationalökonomie?
Genauer: Natürlich haben die Grundprinzipien des Schuldrechtes einen bedeutenden Einfluss auf die Volkswirtschaft, sonst bräuchte man sich ja über unser (Kredit-)Geldsystem auch überhaupt nicht zu unterhalten.
Ich habe ja nur geschrieben, dass die DETAILS des Vertragsrechts volkswirtschaftlich irrelevant sind.
Das war nicht als Kritik sondern nur als Hinweiß gemeint warum ich mich damit so intensiv befasst habe. Vertragsdetails haben mich da auch nie gejuckt. Mir gings bei meiner Beschäftigung eher um rechtsphilosophische Entwicklungen. Die historische Schule um Savigny hat da noch mehr verkackt. Ich wage es kaum mir die Frage zu stellen was wäre, wenn das BGB eher auf Hegel zurückgegangen wäre als auf Savigny. Der hatte so viel gute Einsichten. Ganz viel in der (Politische) Ökonomie hat auch mit dem Hobbschen Menschenbild zu tun. Hegel hielt es für bescheuert (Stichwort: homo oecconomicus). Weiterhin hat er ja das Konkurrenzparadoxon verstanden, dass bei Marx noch als "Dialektik der bürgerlichen Gesellschaft" mitschwang. Aber Hegel funktioniert nur wenn er auf dem Kopf steht. Marx sah eben den starken Staat nur als Mittel der Unterdrückung. Für Hegel war der starke Staat die Antwort auf das Konkurrenzparadoxon (im Sinne Kants kategorischen Imperativs).
Der springende Punkt ist der: In einem Rechtsstaat verkommt die Moral von ganz allein. Das ist auch kein Problem, weil man ja die Institution erschafft und diese die Moral ablösen. Appelle an die Moral sind in einem Rechtsstaat intellektuelle Rohrkrepierer. Die Moral verkommt von ganz alleine. Das war, ist und wird im Modell "bürgerliche Gesellschaft" immer so sein eben weil ja die konkurenzidee teil der Bürgerlichen Gesellschaft ist (und solange Konkurrenz mehr oder weniger sportlich ist, ist das ja auch OK). Die Empirie bestätigt das ja immer wieder. Die Moral wird im Rechtsstaat eben zur Sittlichkeit entäußert. Dadurch wird Kants eigenverantwortliche Ethik aber zur Aufgabe des Staates. Im nachhinein würde dem unverstandenen Hegel dann der Stempel des "preußischen Staatsphilosphen" aufgedrückt. (Beim Karl Popper - die Fleischgewordene Antiphilosoph - ging das teilweise so weit, dass er dem hegelschen Denken die Schuld am Nationalsozialismus gab...)
Das Problem dass Individualinteressen AUF TEUFEL KOMM RAUS aus der Politik ferngehalten werden muss, war bei Hegel so deutlich wie auch in Platons Politeia. Was von deren Einsichten noch übrig blieb, waren ihre "antidemokratische" Haltung die darin begründet lag, dass sie intellektuelle Hürden für aktive Politische Arbeit herbeisehnten (Wenn Demokratie verlangt, dass man der Überzeugung sein muss, dass jeder Depp Politker sein kann, bin ich auch antidemokratisch).
Hegel war in seiner Forderung so dermaßen rigoros, dass man quasi in seiner Funktion als Staatsdiener nicht mal mehr über die bürgerlichen Rechte verfügte. Nicht den geringste individuelle Anreiz dürfte man haben. Staatsdienst sollte eine Bürde sein die nur verantwortliche Leute aus Vernunft auf sich nehmen, die wirklich am Gemeinwohl interessiert sind und bereit sind sich dafür aufopfern. Ein Vernunftspamfilter für die Politik. Das wurde übersehen, falsch verstanden und falsch ausgelegt. Und nun haben wir den Salat, dass Politiker Politik für ihre Banker Kumpel Politik machen können und die Moral - oh wie unerwartet - total verkommt. Das hätte schon auf Verfassungsebene rigoros verhindert werden müssen.
Dass Savigny da das römische Schuldrecht verkackt hat ist eigentlich nur ein Nebenschauplatz. Viel wichtiger ist, dass sie beim BGB teilweise schon wichtige rechtsphilosophische Grundeinsichten verkackt haben.
Grüße
David
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, David Finsterwalder, 14.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Rudolf Müller, 17.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Patrik Pekrul, 17.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Christoph Mayer, 19.02.2015
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