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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Narrative ökonomischer Vernunft (I): Was produzieren Banken?

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Re: [AG-GOuFP] Narrative ökonomischer Vernunft (I): Was produzieren Banken?


Chronologisch Thread 

Am 11.02.15 um 13:38 schrieb Thomas Weiß:
> Zum Inhaltlichen:
>> Ich beginne die Reihe mit der Frage:
>>
>> Worin besteht der Produktionsprozess bei Finanz'produkten'?
>>
>> Ein Produkt ist das Ergebnis eines Produktionsprozesses. Am Ende steht
>> etwas Werthaltiges, das von Käufern am Markt erworben werden kann.
>>
>> Hat sich schon einaml jemand gefragt, worin dieser Prozess bei den
>> innovativen Finanz'produkten' besteht, die von Banken angeboten werden?
>>
>> Aus quantumanalytischer Sicht ist die Sache relativ klar. Es findet ein
>> relativer Tausch zwischen gegenwärtigen Einkommen und zukünftigem
>> Einkommen statt.
> Ist schon mal nicht ganz richtig. Es gibt auch einige Derivate, die
> keinen Cash-flow in der Gegenwart haben
> (http://en.wikipedia.org/wiki/Futures_contract#Definition_of_futures_contract).

Da haben wir in der Tat eine andere Klasse von Geschäften. In der
ursprünglich angedachten Form (Futures auf Rohstoffe, Weizen,
Orangensaft etc.) stellt dies einen absoluten Tausch von Einkommen gegen
realen Output (die dem Geschäft zugrunde liegenden physischen Objekte)
dar, der auf einen fixen Zeitpunkt in der Zukunft terminiert ist. Diese
Form ist heute aber die Ausnahme. Im Regelfall werden solche Kontrakte
durch Gegenposten glattgestellt, was quantumökonomisch nichts anderes
als ein relativer Tausch von Einkommen zwischen zwei
Wirtschaftssubjekten zu einem vorab bestimmten Termin ist.

Erwähnenswert ist in diesem Kontext die Existenz eines Hebels, wie er
auch für Optionsgeschäfte gilt: Da für den Abschluss des Geschäftes nur
ein Bruchteil des Einkommens des zugrundeliegenden Kontraktes notwendig
ist, kann für die Gültigkeitsdauer des Kontraktes das Handelsvolumen
monströs aufgebläht werden.

>> Bei einer Aktie oder Unternehemnsanleihe habe ich durch Art und Umfang
>> der Geschäftstätigkeit zusätzliche Informationen, die es mir erlauben,
>> das Risiko besser einzuschätzen. Wie sieht es aber bei den derivativen
>> Papieren aus? Hier fehlt jeglicher realwirtschaftliche Bezug,
> Das finde ich zu simplifizierend bzw. falsch. CDS sind an
> Zahlungsfähigkeit von realen Personen gekoppelt, daneben gibt es
> Derivate auf Rohstoffpreise, Währungen oder sonstige Kurse. Zugegeben
> alles eher den monetären Phänomenen zuzurechnen, aber wie kann man das
> schon komplett trennen?

Das soll ja herausgearbeitet werden. Du widersprichst dich ja schon
selbst, indem du feststellst, dass die beschriebenen Geschäfte monetärer
Natur sind.

>> es ist
>> auch keine eigenständige unternehmerische Leistung der Banken erkennbar,
>> welche die Annahme eines Wertzuwachses gerechtfertigen würde.
> Beispiel Agrarspekulationen: Ein Bauer möchte seinen Weizenverkauf im
> Sommer gegen Preisverfall absichern, ist dafür bereit eine Prämie zu

Das ist normales Hedging und auch ökonomisch sinnvoll weil
stabilisierend. Durch den heute festgelegten Preis bestimmt der Bauer
ein stabiles und sicheres Einkommen für die künftige Kalkulation.

> zahlen. Die Bank verkauft dieses Derivat weiter an einen
> Nahrungsmittelspekulanten. Die Bank streicht ihre Marge ein, gibt den
> Rest der Prämie an den Spekulanten weiter, hat dafür aber das Risiko
> nicht mehr zu tragen.
> Wieso ist eine Prämie nicht gerechtfertigt?

Das Problem ist, dass im heutigen Bankensystem aus quantumökonomischer
Sicht Phantomguthaben entstehen, die nachfragewirksam die Preise auf den
Kapitalmärkten in die Höhe treiben. In einem regulär arbeitenden
Bankensystem werden solche Preisdifferenzen auf dem Interbankenmarkt
unter Mediation der Zentralbank ausgeglichen.

Nebenbei: diese Phantomguthaben lassen sich als Spekulationskapital sehr
gut in den gehebelten Kontrakten 'verstecken'.

> Die Argumentation geht ins klassische Derivate-Bashing, das meiner
> Meinung nach am Problem vorbei geht.

Auch durch kreatives Umdeklarieren bleibt eine Wette eine Wette.






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