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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Narrative ökonomischer Vernunft (I): Was produzieren Banken?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Narrative ökonomischer Vernunft (I): Was produzieren Banken?


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Weiß <Weiss-Tom AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Narrative ökonomischer Vernunft (I): Was produzieren Banken?
  • Date: Wed, 11 Feb 2015 13:38:55 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 07.02.2015 um 23:45 schrieb Gerhard:
Das Motto 'Narrative ökonomischer Vernunft' soll den Versuch darstellen,
ökonomische Zusammenhänge zu erläutern, ohne in die Tiefen ökonomischer
Theorien einzutauchen. Anhand von Beispielen sollen Begriffe geklärt,
Fehlern in den theoretischen Annahmen illustriert, und damit die
Absurdität der Argumentation in der Mainstreamökonomie aufgezeigt
werden. Als Zielgruppe ist wirtschaftspolitisch interessierte Laie
angedacht, dem auf diese Weise die grundlegenden Konzepte ökonomischer
Theorien nahegebracht werden soll.
Schöne Idee. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob man das so gut hinkriegt wie man es gerne machen würde. (Aber deshalb auch 'Versuch', ok, ...)

Zum Inhaltlichen:
Ich beginne die Reihe mit der Frage:

Worin besteht der Produktionsprozess bei Finanz'produkten'?

Ein Produkt ist das Ergebnis eines Produktionsprozesses. Am Ende steht
etwas Werthaltiges, das von Käufern am Markt erworben werden kann.

Hat sich schon einaml jemand gefragt, worin dieser Prozess bei den
innovativen Finanz'produkten' besteht, die von Banken angeboten werden?

Aus quantumanalytischer Sicht ist die Sache relativ klar. Es findet ein
relativer Tausch zwischen gegenwärtigen Einkommen und zukünftigem
Einkommen statt.
Ist schon mal nicht ganz richtig. Es gibt auch einige Derivate, die keinen Cash-flow in der Gegenwart haben (http://en.wikipedia.org/wiki/Futures_contract#Definition_of_futures_contract).
Machen wir das an einem Beispiel fest:

Als Kunde kaufe ich also heute ein Papier zum Preis von x. Im Gegenzug
erhalte ich zu einem Zeitpunkt in der Zukunft eine Rückzahlung von x +
delta_x, wobei delta_x mir als positiv versprochen wird, tatsächlich
aber total unbekannt ist. Kurz gesagt, ich verzichte also für einen
bestimmten Zeitraum auf einen Teil meines Einkommens in der Hoffnung auf
höheres Einkommen in der Zukunft.

Bei einer Aktie oder Unternehemnsanleihe habe ich durch Art und Umfang
der Geschäftstätigkeit zusätzliche Informationen, die es mir erlauben,
das Risiko besser einzuschätzen. Wie sieht es aber bei den derivativen
Papieren aus? Hier fehlt jeglicher realwirtschaftliche Bezug,
Das finde ich zu simplifizierend bzw. falsch. CDS sind an Zahlungsfähigkeit von realen Personen gekoppelt, daneben gibt es Derivate auf Rohstoffpreise, Währungen oder sonstige Kurse. Zugegeben alles eher den monetären Phänomenen zuzurechnen, aber wie kann man das schon komplett trennen?
es ist
auch keine eigenständige unternehmerische Leistung der Banken erkennbar,
welche die Annahme eines Wertzuwachses gerechtfertigen würde.
Beispiel Agrarspekulationen: Ein Bauer möchte seinen Weizenverkauf im Sommer gegen Preisverfall absichern, ist dafür bereit eine Prämie zu zahlen. Die Bank verkauft dieses Derivat weiter an einen Nahrungsmittelspekulanten. Die Bank streicht ihre Marge ein, gibt den Rest der Prämie an den Spekulanten weiter, hat dafür aber das Risiko nicht mehr zu tragen.
Wieso ist eine Prämie nicht gerechtfertigt?
Was bleibt
ist einzig das Vertrauen auf ein diffuses 'Wachstum', von dem niemand
sagen kann, woher es kommen soll.

Der Handel mit derivativen Papieren hat somit mehr Ähnlichkeit mit dem
Roulettespiel in Spielcasinos, mit dem einzigen Unterschied, dass beim
Roulette die Erfolgswahrscheinlichkeiten sehr wohl bestimmt werden
können. Kurzfristig kann ein Spieler durch die Auswahl einer geeigneten
Strategie (->Martingale) durchaus Überschüsse erzielen, langristig wird
sich jedoch ein Gewinn von 1/37 (ZERO) des umgesetzten Kapitals
zugunsten des Casinos durchsetzen.

Spielbanken unterliegen zurecht einer strengen staatlichen Kontrolle.
Wirtschaftspolitisch ist es daher höchst verantwortungslos, Geschäfte
mit derivativen Papieren zu gestatten, oder wie in den letzten Jahren
geschehen, sogar aktiv zu fördern.

Die Argumentation geht ins klassische Derivate-Bashing, das meiner Meinung nach am Problem vorbei geht.




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