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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums
- Date: Mon, 24 Nov 2014 12:36:37 +0100
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Am 22.11.14 um 11:49 schrieb Kos:
> Geldes“ betrachtet. Schriftlich festgehaltene Kritik daran findet sich
> nur, wenn man explizit danach sucht.
> Eine sehr gute Kritik findet sich in:
> /Logik und Unlogik des Geldes. Über Geld, Wert und Macht./
> Magisterarbeit 2012 von Patrick Siebert (Magister der Philosophie)
> http://othes.univie.ac.at/19674/ (Universität Wien)
> http://patrickseabird.blogspot.de/2012/04/diplomarbeit-zwei-logik-und-unlogik-des.html
> (Patricks Homepage)
Sehr schöne Arbeit, welche die philosophischen Aspekte des Phänomens
Geld zusammenfasst.
> Darin speziell:
> Seite 51
> Zitat Anfang
> Verbleiben wir zunächst bei der Formel: Geldmenge mal
> Umlaufgeschwindigkeit ist gleich Preisniveau mal reales
> Bruttoinlandsprodukt. Möchte man nun das Preisniveau bestimmen, so muss
> man MV durch Y dividieren. Interessant ist sogleich, dass das reale
Oh, da muss man zuerst einmal schauen, woher der gute Patrick diese
Darstellung übernommen hat. Als volkswirtschaftliches Lehrbuch ist es
nur Altpapier. Hinter der Quantitätsgleichung steckt der triviale
Zusammenhang, der auch Adam Smith schon bekannt war, dass ein und
dasselbe Geld - unabhängig von seiner Form (Münze, Note…) - innerhalb
eines bestimmen Zeitraumes mehrmals verwendet werden kann. In einer
gegebenen Periode (z.B. T = 1 Jahr) gilt daher folgender Zusammenhang:
Linke Seite: Geldmenge x Umschlagshäufigkeit (gemessen in [1/t] wegen
der Zeit im Nenner auch als Geschwindigkeit interpretiert -> vgl.
Winkelgechwindigkeit)
Rechte Seite: physischer Output x Preisniveau
Auf der rechten Seite haben wir wieder einen heterogenen Output, der in
beliebigen physikalischen Einheiten gemessen werden kann. Abhelfen kann
man sich mit der Vorstellung eines Preis- sowie eines Mengenvektors, der
komponentenweise multipliziert und dann aufsummiert den 'Umsatz' einer
Volkswirtschaft in dieser Periode angibt. Für eine monetäre Betrachtung
kann dann von physischen Einheiten abstrahiert werden, da nur noch die
Tatsache, dass eine Transaktion (eine dimensionslose Größe)
stattgefunden hat, relevant ist. Auf eine einzelne Transaktion runter
gebrochen ist es dann unerheblich, ob ich sage "ich habe x [€]
ausgegeben" (l.S.) oder "ich habe n von einem Gut zum Preis von x/n [€]
erworben" (r.S.). Es ist die selbe Aussage, nur anders formuliert.
Den kapitalen Schnitzer, den sich Irving Fisher, und in Folge auch
Milton Friedman geleistet haben, ist, aus dieser Tautologie eine
Kausalbeziehung herzustellen.
Ausführlicher wird dieser Zusammenhang in Kapitel 10 von
Cencini, Alvaro (1988): Money, income, and time: a quantum-theoretical
approach. London ; New York: Pinter Publishers.
dargestellt (S.141 ff.)
> Anscheinend wird in „Field Theory of Macroeconomics“ dieser Punkt nicht
> so ausführlich behandelt.
Das ist schade, denn seine Analyse ist für die Mainstreamökonomie ein
argumentativer Tritt in die Eier (mit Anlauf!). Vielleicht sollten wir
ihn mal anschreiben und mit unseren Erkenntnissen konfrontieren.
> Selbstverständlich führt eine Erweiterung (und somit einer
> „verkomplizierung“ nicht zwangsläufig zu etwas Richtigem. Auch die
> erweiterte Quantitätsgleichung kann falsch sein.
Zumindest erfasst Genreith die Einheiten richtig. Zum anderen ist die
Quantitätsgleichung jetzt nicht soo die intellektuelle Herausforderung,
wie ich oben skizziert habe.
>> Im Kapitel 'Anmerkungen zu Geldtheorie und Quantitätsgleichung' kommt
>> er zu der Feststellung, dass die verschiedenen 'Arten' von Geldern
>> mehr Verwirrung stiften als aufklären; insbesondere sind die Aggregate
>> M1–M3 nur Teilmengen des in der Volkswirtschaft zur Verfügung
>> stehenden Finanzierungskapitals.
> Der u.U. beliebigen Einteilung von M1-M3 stimme ich zu.
Die Unterscheidung der unterschiedlichen Geldaggregate liegt allein in
der Fristigkeit, also nicht unbedingt beliebig.
>> Die weitere Analyse arbeitet dann mit phanomenologischen
>> Ad-Hoc-Definitionen von Geld und Gütern, die die Handelsströme einer
>> Volkswirtschaft wiederspiegeln.
>
> Ich verstehe dich so: Er verwendet seine eigenen Begriffe und definiert
> sie. Finde ich voll i.O. weil (leider) viele Begriffe in den
> Wirtshafts“wissenschaften“ je nach Denkrichtung anders definiert werden
> (z.B. sparen). Es gibt kein Kompendium das so klar und exakt die
> Begriffe definiert wie es in der Physik üblich ist.
Das Problem der Ökonomie liegt u.a. auch darin dass zentrale Begriffe
wie Geld und Kapital überhaupt nicht definiert sind.
Das ist imho auch die 'Schwäche' in Genreiths Ansatz. Es fehlen die
historischen und konzeptionellen Bezüge zu durchaus korrekten
Erkenntnissen, welche die Ökonomie in den letzten 200 Jahren
hervorgebracht hat.
gerhard(ivl1705)
- Re: [AG-GOuFP] Stock-Flow-konsistente Makromodelle sind die Fortführung der Saldenmechanik!, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Stock-Flow-konsistente Makromodelle sind die Fortführung der Saldenmechanik!, Gerhard, 21.11.2014
- [AG-GOuFP] Reich-Sein im Kapitalismus, thomas, 21.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Reich-Sein im Kapitalismus, Patrik Pekrul, 22.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Reich-Sein im Kapitalismus, Thomas Irmer / ID Concept, 25.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 23.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 26.11.2014
- [AG-GOuFP] einfache Quantitätsgleichung ist Humbug, auch die erweiterte Q.-Gl.?, Kos, 22.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 22.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 24.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 22.11.2014
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