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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Überziehungskredite

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Überziehungskredite


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Überziehungskredite
  • Date: Fri, 31 Oct 2014 12:28:25 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 30.10.2014 um 20:56 schrieb Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>:

> Mit den 2,7 Billionen im Clearingverfahren hebeln die Geschäftsbanken den
> Individualzahlungsverkehr mit 224 Billionen aus?
> Verstehe ich jetzt nicht.
>
> Kannst Du mir Deine Aussage näher erläutern?

Sicher.

In deiner Quelle steht:

Gesamtwert aller bargeldlosen Transaktionen von Nichtbanken: 70,5 Bio.€
(Tabelle 7)
Davon ins Ausland 10,2 Bio.€
Aus dem Ausland 15,1 Bio.€

Interessant ist nun folgendes:

Target2-Interbankenvolumen 224,3 Bio.€ (Tabelle 10)
Massenzahlungsverkehr: 2,7 Bio.€

1. Erkenntnis: Für die Banken sind die Transaktionen der Nichtbanken ein
Nebenposten, "die Märkte" beschäftigen sich hauptsächlich mit sich selbst
2. Über den EMZ werden nur nicht-eilbedürftige Transaktionen abgewickelt:
http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Aufgaben/Unbarer_Zahlungsverkehr/Massenzahlungsverkehr_EMZ/massenzahlungsverkehr_emz.html

"Die Bundesbank ist auch im Massenzahlungsverkehr operativ tätig und betreibt
mit ihrem EMZ (Elektronischer Massenzahlungsverkehr) eine wichtige
Clearingeinrichtung im Euroraum.
...
Beim EMZ handelt es sich um ein kostengünstiges System zur Abwicklung nicht
eilbedürftiger Zahlungen.
...
Rund 700 Kreditinstitute und sonstige Kontoinhaber der Bundesbank,
beispielsweise öffentliche Verwaltungen, nutzen den EMZ und reichen
arbeitstäglich rund 10 Millionen Aufträge (im Gegenwert von 8 Milliarden
Euro) ein, die sich zu rund 40% auf Überweisungsaufträge und zu rund 60% auf
Einzugsaufträge (Lastschriften und umgewandelte Schecks) aufteilen."

Es scheint sich also beim EMZ im Wesentlichen um das Instrument zu handeln,
mit dem der Nichtbankenverkehr abgewickelt wird. Bemerkenswert ist hier, dass
das Gesamtvolumen 35-Mal so hoch ist, wie das EMZ-Volumen. Womit also
offensichtlich ein bedeutender Teil verrechnet wird. Es kann natürlich auch
sein, dass der Rest über Target2 abgewickelt wird, aber da fehlt mir eine
Quelle. Ich gehe davon aus, dass alle "normalen" Überweisungen nicht
eil-bedürftig sind und daher über den EMZ nach Verrechnung (Clearing)
überwiesen wird. Die bloße Gegenüberstellung beider Zahlen ist also nicht
zielführend.

Interessant allerdings:

"Durch die Bruttoabwicklung im EMZ ist ein Kreditrisiko für den
Zahlungsempfänger ausgeschlossen."

Ich denke, damit ist gemeint, dass der Residualbetrag nach dem Clearing
brutto abgewickelt wird:
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Aufgaben/Unbarer_Zahlungsverkehr/informationsblatt_der_elektronische_massenzahlungsverkehr_emz.pdf?__blob=publicationFile

"Die Verbuchung der SEPA-Überweisungen und SEPA-Lastschriften erfolgt nach
dem Bruttoprinzip auf Basis der ein- und ausgelieferten logischen Dateien.
Jeder Teilnehmer erhält zum Abschluss eines Bankgeschäftstages (ca. 22:00
Uhr) eine Abstimmungsdatei (Daily Reconciliation Report) je genutztem Dienst
des SEPA-Clearers (SEPA-Überweisung, SEPA-Basislastschrift,
SEPA-Firmenlastschrift), die eine Zusammenstellung der eingereichten Dateien
für Gut- bzw. Lastschriften enthält.
...
Die Verrechnung der Gegenwerte aller im EMZ verarbeiteten ein- oder
ausgelieferten Zahlungen erfolgt dateibasiert (Bruttoverrechnung) auf Konten
im Zahlungsverkehrsmodul (Payments Module) von TARGET2 (Kreditinstitute) bzw.
Konten bei der Bundesbank (Öffentliche Verwaltungen)."

Mehr hierzu:
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0CDIQFjAB&url=http%3A%2F%2Fwww.intranet.bbsii-kl.de%2Fmedia%2Fdownload_gallery%2F20111109_Lehrerseminar_Beitrag%2520des%2520ZV.pptx&ei=zGtTVPGuDIbmaIaigpAL&usg=AFQjCNEjTvvXGzie3gUxcECdF9fYBCBGfg&bvm=bv.78677474,d.d2s

Interessant ist, dass über EBA, das in der EMZ-Statistik enthalten ist,
täglich 206 Mrd.€ umgesetzt werden:
https://www.ebaclearing.eu/EBA-CLEARING-Annual-Statistics-N=6aa5102e-ace3-4fa9-b6e2-f0df7f441964-L=EN.aspx

Wobei ich mir jetzt nicht sicher bin, ob das vor oder nach dem Clearing ist.
Ich denke davor, denn in deiner Quelle steht ja 8 Mrd. pro Tag - was uns
einen Hinweis auf den Umfang des Clearing gibt, Faktor 25!

Da müssen noch ein paar Daten analysiert werden, aber mir scheint, dass die
Banken untereinander (bspw. im Hochfrequenzhandel) die eilbedürftigen
Zahlungen über Target2 direkt ausführen (viel hin- und her in ZB-Geld
innerhalb eines Tages) und das "normale" Kundengeschäft eher Über EZM/EBA im
Nettoverfahren abgewickelt wird - nach Verrechnung. Wobei auch zu prüfen
wäre, ob bei der Bruttoverrechnung tatsächlich jede einzelne Transaktion aus
den "logischen Dateien" mit Zentralbankgeld ausgeführt wird, oder ob am Ende
der Verarbeitung der Saldo brutto in Zentralbankgeld überwiesen wird.








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