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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Kritik an der Postwachstumsökonomik

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Kritik an der Postwachstumsökonomik


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Kritik an der Postwachstumsökonomik
  • Date: Wed, 02 Jul 2014 10:01:56 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Thomas,

ich meine einfach nur, daß der "Wachstums"-Begriff inhaltlich präzise und operationalisierbar definiert sein muß, wenn der Verdacht ideologischer Verwendung wirksam ausgeräumt werden soll.

Als diffuser, auf alles und jedes irgendwie beliebig angewandter Begriff: "Bevölkerungswachstum ist schlecht, wachsende Energie- und Ressourcenumsätze sind schlecht, also ist Wirtschaftswachstum schlecht" besteht für mich einfach der Verdacht ökologischer Neoreligiösität.

Da ich, nachdem ich Ende der 80er bis Mitte der 90er selbst den Grünen zugeneigt war, seit längerer Zeit aber große Teile des grünen Öko-Diskurses für verkappte apokalyptische Neoreligiösität als wirksames rhetorisches Mittel zwecks politischen Machtgewinns halte (das müßte ich sicherlich ausführlicher erklären, unter Rückgriff auf vergleichende Religionsforschung zu apokalyptischen Denkmustern), fordere ich hier grundsätzlich präzise Unterscheidungen ein.

Da dem Öko-Diskurs meist jegliches Bewußtsein für grundlegende Fragen der Ökonomie fehlt - z.B. für die Frage des Verhältnisses von (stofflichen) Gütern und (völlig unstofflichen) Vermögenswerten - wird "Wirtschaftswachstum" (das in Vermögenswert-Einheiten gemessen wird) oft gleichgesetzt mit wachsenden stofflichen Umsätzen (Bevölkerungswachstum, wachsende Ressourcenumsätze usw.) und auf dieser Basis "Wirtschaftswachstum" als wi-politisches Ziel kritisiert.

Das ist schlicht ein Kategorienfehler. Außerdem nützt es dem herrschenden neoliberalen Diskurs, denn zielt man niedrige Wachstums- und Inflationsraten an, drückt dies auf die Beschäftigung und ermöglicht es, den Druck auf die Gewerkschaften und die Lohnabhängigen generell zu verstärken. Ausbeutung findet dann eben im Namen des "Umweltschutzes" statt.

Leider besteht seitens der Ökos so gut wie kein Interesse an der Klärung wirtschaftstheoretischer Grundlagenfragen (wie eben der Werttheorie).

Es kommt aber noch mehr hinzu. Daß ein bestimmter Umfang von Ressourcenumsatz "schädlich für das globale Ökosystem" sei, setzt eine recht genaue Kenntnis der Funktionsweise dieses Systems voraus, die halbwegs sichere Prognosen ermöglicht. Da solche verläßlichen Modelle aber nicht existieren (sie existieren schon in der Meteorologie nicht), riechen entsprechende Schlüsse und Prognosen für mich grundsätzlich nach der oben angesprochenen rhetorischen Strategie politischen Machtgewinns durch Rückgriff auf das alte Muster der Beschwörung apokalyptischer Weltuntergangsszenarien ("globale Probleme" usw.).

Das wird besonders deutlich am Lieblingsthema der Ökos, dem "global warming", bei dem Studien, die der "Treibhauseffekt"-These theoretisch und empirisch widersprochen haben, seitens des IPCC systematisch unterdrückt wurden - für mich ein klares Zeichen, daß hier eine Machtstrategie gefahren wird. Die entsprechenden Editwars auf wikipedia, bei der Klimaskeptiker kaum eine Chance haben, sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.

Diese Position wird sich aber einem gläubigen Öko genausowenig vermitteln lassen wie einem Standardökonomen, der sich des Problems einer fehlenden Werttheorie gar nicht bewußt ist und die Frage nach der Stofflichkeit oder Unstofflichkeit von "Vermögenswerten" sowieso nicht stellt.

Da mache ich mir wenig Illusionen. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, meine Position dazu darzustellen und bei Gelegenheit auch ausführlicher (und hoffentlich nachvollziehbarer und überzeugender) darzustellen.

Soviel erstmal - sorry wenn ich dazu nicht mehr Texte anbieten kann.




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