ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: thomas <pazeterno AT web.de>
- To: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG
- Date: Wed, 11 Jun 2014 17:37:08 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
sehr wichtiger Beitrag von Ex-..., siehe unten
der Begriff der Emergenz war noch nicht präsent, als eine ähnliche
Debatte ("Adorno - Popper") geführt wurde
http://de.wikipedia.org/wiki/Positivismusstreit
"Popper postuliert die Einheit der Methode von Natur- und
Sozialwissenschaften: Beide bestehen darin, „Lösungsversuche für ihre
Probleme – die Probleme, von denen sie ausgeh[en] – auszuprobieren“
Bei Adorno wird "Totalität" als grundlegender struktureller Zusammenhang
gesehen, der den Charakter der Gesellschaftsform bestimmt; die
„psychosozialen Agenturen“ (Familie, Autoritäten, Peers, Massenmedien
etc.) der Gesellschaft formen und bestimmen Denken und Identität des
Individuums und damit auch der (Sozial-)Wissenschaftler von vornherein
in weitaus größerem Maß, als das Individuum andersherum auf die sozialen
Agenturen einwirken kann. Soziologie soll diese Totalität aufdecken und
analysieren, um die Voraussetzungen zu ihrer potentiellen Überwindung zu
schaffen.
Während der Kritische Rationalismus also vorschlägt, das Ziel der
Sozialwissenschaft sei der Versuch, gesellschaftliche Probleme zu lösen
und gesellschaftliche Missstände zu beseitigen, ist die Frankfurter
Schule der Auffassung, dass das Ziel darin besteht, die der Gesellschaft
zugrundeliegende Totalität auszumachen, die diese Probleme und
Missstände verursacht. Diese Totalität bestehe aus Widersprüchen
(Klassengegensätzen), die der Kritische Rationalismus irrigerweise dem
Gesellschaftsbegriff der kritischen Theorie (Totalität) statt der
Gesellschaft selbst (als Gegenstand dieses Begriffs) anlaste, weil er
die klassische Logik statt der hegelschen Dialektik verwende. "
On 05/06/14 10:20, Ex-SystemPirat wrote:
>
> Ich denke, dass die "Realität", in der wir leben, das beste Beispiel
> ist. Wer sieht seine Lebenssituation denn durch auschlie0lich klassisch
> logische Modelle und darauf aufbauende Argumentation angemessen
> beschrieben und erklärt? Sind es nicht eigentlich die logischen
> Paradoxien, die den Weg zu den eigentlichen Problemen und potenziellen
> Lösungen andeuten?
>
> Überall dort, wo Komplexität eine Rolle spielt, versagen alle lediglich
> verkomplizierenden Modelle und Logiken.
>
> Die zweiwertige Logik kann mit dem Phänomen der Emergenz nicht umgehen.
> Wer freilich Emergenz leugnet, kann sicher gut mit einer zweiwertigen
> Logik leben.
>
> Wer aber Emregenz nicht lediglich in die zugrunde liegenden Annahmen des
> logischen Kalküls, quasi nach außen als unkalkulierbaren "Schmutzeffekt"
> verbannen will, der kann sich mit der klassischen Logik nicht zufrieden
> geben.
>
> Wer im Kontext gesellschaftlicher Probleme mit der klassischen Logik
> argumentiert, handelt aus meiner Sicht unverantwortlich. Die aktuellen
> Probleme dürften doch gerade deshalb so ausufern, weil unsere logischen
> "Werkzeuge", dass Phänomen der Emergenz vollständig vernachlässigen
> (müssen!).
>
> Es reicht nicht, immer wieder den Satz nachzuplappern, dass das Ganze
> mehr als die Summe seiner Teile wäre, und dann mit einer Methodik
> weiterzuarbeiten, die diese Tatsache vollständig ignoriert und
> konterkariert.
>
>
>
>> Am 15.05.2014 um 10:13 schrieb Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>:
>>
>>> Die (überkommene) zweiwertige Logik (wahr/falsch) zeichnet sich
>>> zuallererst dadurch aus, dass sie eine transzendente Wahrheit
>>> voraussetzt. Sie setzt also etwas als existierend (Sein) voraus, das
>>> man nicht wissen kann, sondern glauben muss und sich nur durch
>>> Versuch und Irrtum erschließen kann. Eine dritte Möglichkeit neben
>>> wahr/falsch gibt es per Definition nicht.
>>>
>>> Im übrigen muss aus diesem Grund die zweiwertige Logik von Anfang an
>>> als Paradox erscheinen, weil sie etwas Drittes voraussetzt, mit dem
>>> sie offensichtlich selbst gar nicht umgehen kann, das eingeschlossene
>>> ausgeschlossene Dritte. Sie hat an fundamentaler Stelle einen blinden
>>> Fleck.
>>>
>>> Eine mehrwertige Logik muss den oben skizierten Einschränkungen nicht
>>> unterliegen, denn sie hat auch noch mindestens eine dritte
>>> Alternative, z.B. "ganz anders". Auch wenn dieses "ganz anders"
>>> wiederum nur zweiwertig gehandhabt werden könnte, so wäre doch der
>>> Sprung zu "ganz anders" in der mehrwertigen Logik möglich. Eine
>>> mehrwertige Logik hat also die Möglichkeit, in sich selbst zu
>>> bleiben, indem sie z.B. den blinden Fleck ganz einfach verschiebt.
>>>
>>> Insofern scheint die zweiwertige Logik so etwas wie eine "Religion"
>>> voraus und zwar so eine wie die christliche, die eine ewige Wahrheit
>>> postuliert. Sie scheint mir nicht, wie viele ostasiatische
>>> Religionen, vom "Nichts" auszugehen. Sie beruht an fundamentaler
>>> Stelle auf Glauben und nicht auf Wissen.
>>>
>>> Sich im Kontext gesellschaftlicher Probleme (alles scheint auch
>>> anders möglich, kein Zwang der Naturgesetze) auf eine zweiwertige
>>> Logik zu berufen halte ich (beschreibend, nicht bewertend!) für
>>> christlich religiös fundiert und wissenschaftlich logisch nicht
>>> begründbar.
>>>
>>> Dies scheint mir sowohl den Grundsätzen der Piratenpartei, als auch
>>> denen der AG zu widersprechen.
>>>
>>> Widerspruch?
>>>
>>> --
>>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
>>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
>>>
>>
>>
>
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Nick_Haflinger, 01.06.2014
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Arne Pfeilsticker, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Wolfgang Nicka, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Arne Pfeilsticker, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Rudi, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 07.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Rudi, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Arne Pfeilsticker, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Arne Pfeilsticker, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, thomas, 11.06.2014
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