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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nick_Haflinger <Nick_Haflinger AT xpertnet.de>
- To: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG
- Date: Sun, 01 Jun 2014 16:20:37 +0200
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Lieber Arne, Am 31.05.2014 11:58, schrieb Arne
Pfeilsticker:
Am 30.05.2014 um 10:17 schrieb Nick_Haflinger <Nick_Haflinger AT xpertnet.de>:
Hallo zusammen, hast du irgendein konkretes Beispiel, das zeigt, dass die
Logik Günthers zu mehr oder besserer Erkenntnis führt als die
klassische zweiwertige Logik?
Weia. Ich sagte doch, ich habe keine Zeit, Politik und so ;-) Unsere gesamte Zivilisation und insbesondere die EDV ist m.E.
ein überzeugendes Beispiel für die Stärke der zweiwertigen
Logik.
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Aber es gilt genauso, dass diese Logik der toten Materie ebenso offensichtlich nicht ausreicht, die "Mechanik" des Lebens zu verstehen, wie Warren Sturgis McCulloch bereits 1945 nachgewiesen hatte: http://www.vordenker.de/ggphilosophy/mcculloch_heterarchy.pdf Sonst hätten wir nämlich schon längst selbstreferente Maschinen und Automaten. Das klassische Operatoren-Operanden-Verhältnis verlangt nach Bertrand Russell und seiner logischen Typenlehre immer eine ein-eindeutige Typzuordnung. Ein Operand kann niemals ein Operator sein und umgekehrt. In der Biologie ist das aber ganz offensichtlich der Fall. So ist die DNA bezogen auf die Proteine verkürzt dargestellt ein Operator. Proteine jedoch, Enzyme, operieren ihrerseits am Genom herum, z.B. beim Gene-Repair. Damit platzt Dir der logische Kalkül weg. Günther hat daraus nun nicht einfach eine mehrwertige Logik gebastelt, sondern den zweiwertigen Kalkül über Orte und Gültigkeitsbereiche (Kontexturen) distribuiert. Was in einer logischen Domäne/Kontextur wahr ist, darf in einer anderen falsch sein. Deshalb "polykontexturale Logik". Nebenbei erklärt das auch die Häufigkeit des Wörtchens "nicht" im Güntherschen Werk. Nochwas, man kann die nicht beweisen, wie auch? Nach Gödel lässt sich ein strukturell mächtigerer Kalkül nicht in einem einfacher strukturierten beweisen. Den Kalkül zu nutzen, ist eine Willensentscheidung. Und wenn man das tut, führt er wirklich zu neuen Erkenntnissen. Hegels zweite Negation führt nicht in die Iteration des hin und her springens zw. wahr und falsch wie die erste, sondern in die "Akkretion". Genauer ausgeführt mit sämtlichen Quellen und so habe ich das in meinem Buch TRANS- im Aufsatz "Denken denken": http://www.epubli.de/shop/buch/TRANS--Joachim-Paul-9783844255027/27457#beschreibung Oder sehr verkürzt und dicht auf der Openmind 2011: https://www.youtube.com/watch?v=ZRZqkQyGyWg Und nochwas: EIn Reflexionsprozess besteht nicht aus alternativen Argumenten, er verarbeitet diese, er ist der Prozess, der die Argumente zum Gegenstand - als Operanden - hat. Soviel fürs erste, lG, Joachim Beim Lesen von Günther viel mir auf, dass er zwar die
Revolution predigt, aber in seiner Streitschrift selbst einen
klassischen zweiwertigen Durchmarsch macht. Eines der Kernworte
der zweiwertigen Logik, das Wort „nicht“, kommt in seinem Buch
"Idee und Grundriss einer nicht-Aristotelischen Logik“ am
8-häufigsten vor.
Ich habe noch relativ wenig von Günther gelesen und
vielleicht deshalb noch kein gutes Beispiel gefunden.
Günther trifft Annahmen über die zweiwertigen Logik, die so
nicht haltbar sind. Einer seiner zentralen Aussagen ist z.B.:
Eine zweiwertige Logik arbeitet mit ausschließlich extensionalen Begriffen und ist immer eine Theorie des objektiven, denktranszendenten Seins. Jedes n-wertige System, wobei n > 2, ist eine formale Theorie des Reflexionsprozesses. Die mehrwertige Logik ist technisch extensional, aber begrifflich-thematisch intensional. Der Unterschied von 1. und 2. konstituiert die Unterscheidung von Aristotelischer und nicht-Aristotelischer Logik. Zu 1.:
Diese Aussage, dass die zweiwertige Logik ausschließlich
mit extensionalen Begriffen arbeitet, ist falsch.
Beweis durch Gegenbeispiele:
Die meisten Begriffe der Logik werden intensional bzw.
operational definiert, wie z.B. allgemeingültig, erfüllbar,
falsifizierbar, unerfüllbar, widerspruchsfrei, etc.
Beispiel Definition allgemeingültig: Eine Ausdruck ist
allgemeingültig, wenn alle Interpretationen des Ausdrucks wahr
sind.
Beispiel die Ausdruck: "A —> B = nicht A oder nicht B"
ist allgemeingülltig, weil er für jede Aussage A und B wahr
ist.
Bei einer extentionalen Definition müssten alle
allgemeingültigen Ausdrücke explizit aufgeführt werden.
Beispiel: Der Beweis dass die Menge der geraden natürlichen
Zahlen genau so mächtig ist, wie die Menge aller natürlichen
Zahlen kann gar nicht extentional geführt werden, weil die
Menge der natürlichen Zahlen unendlich ist. Auch sind
„gerade“, „Menge“, „natürliche Zahlen“ intensionale Begriffe.
Ganz allgemein kann man sagen, dass in der Mathematik alle
Beweise, die sich auf unendliche Mengen beziehen, operational
oder intensional geführt werden müssen, weil man unendliche
Mengen nicht extensional aufzählen kann.
Beispiel einer operationalen Definition der gerade Zahlen:
Eine Zahl ist gerade, wenn sie ohne Rest durch die Zahl 2
geteilt werden kann.
Es spielt für die zweiwertige Logik keine Rolle, ob die
Begriffe einer Aussage extentional, intentional oder auch
operational definiert sind.
Beispiel: "Eine Zahl ist die Menge der in ihr enthaltenen
Elemente." ist eine intensionale Definition des Begriffs Zahl.
Z.B. die Zahl 1 ist die Menge, die 1 Element enthält. Und
das gilt für alle Zahlen.
Und dass die zweiwertige Logik eine Theorie des
„objektiven, denktranszendenten Seins“ sein soll, halte ich
für eine sehr gewagte These. Mein erster Eindruck ist sogar,
dass diese Aussage der zentrale Denkfehler in Günthers Theorie
ist.
Die Logik ist eine Theorie, die sich wie jede Theorie, auf
der Sprachebene abspielt. Die Brücke zur Realität bzw. dem
Gegenstand, auf den sich die Sprach bezieht, hat nichts mit
Logik zu tun, sondern mit der Semantik der Sprache.
Diese Kluft können wir nur zum Teil über unsere Sinne und
Messwerkzeuge überbrücken und zum Teil über die Logik. Für die
Aussagen, die wir nicht mittels Sinne und Messwerkzeuge
wahrnehmen können, können u.U. indirekt über logisches
Schließen bestätigt oder widerlegt werden.
Zu 2.:
Günther führt den Reflexionsprozess als dritten
Wahrheitswert ein (siehe Seite 127 Idee und Grundriss einer
nicht-Aristotelischen Logik)
Aus meiner Sicht besteht ein Reflexionsprozess aus
alternativen Argumenten und hat nichts mit einem Wahrheitswert
wie wahr oder falsch zu tun.
Meine Reflexion in dieser Hinsicht hat mich zu der
Erkenntnis gebracht, dass jede Theorie im Kopf gleichzeitig
das Brett vor dem Kopf ist, weil eine Theorie Möglichkeit und
Grenze zugleich ist einen Sachverhalt zu erkennen. Auf diese
Weise gelingt es vielleicht zwischen den Brettern hindurch
einen Blick auf die Sache zu werfen. :=)
Viele Grüße
Arne
-- Nick Haflinger http://www.vordenker.de http://www.vordenker.de/blog http://www.thinkartlab.com http://www.memristics.com https://twitter.com/Nick_Haflinger https://plus.google.com/109695070289286400247/posts ********************************************************** Dear spies, members and minions of the Five Eyes Alliance, ladies and gentlemen! This e-mail has been sent from within the borders of the Federal Republic of Germany. This is a sovereign state. This sovereign state has strict data laws for protecting the data and privacy of its citizens. Therefore it is strictly prohibited to record, store or digitally evaluate this e-mail message. Please bear this in mind while minding your business. Thank you very much. [#PRISM #noPRISM #tempora] |
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