ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- To: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
- Cc: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG
- Date: Thu, 15 May 2014 11:56:21 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Ex-SystemPirat,
interessante Gedanken, die ich gern aufgreifen würde.
2-wertige Logik funktioniert nur innerhalb eines abgeschlossenen
Systems, von dem ich alle! Variablen/Funktionsweisen kenne. Aber
selbst der Konstrukteur (oder nennen wir es gleich: Schöpfer)
eines Systems geht nur von seiner eigenen beschränkten Vorstellung
der Funktionsweise des Ganzen aus.
Man kann das eigene Weltbild/Verständnis zwar erweitern, jedoch bleibt
immer ein Rest Unsicherheit. Das ist ja auch *der* Vorwurf, den die
heterodoxen WiWis den Mainstream-Anhängern machen. Statt von
vornherein Unsicherheit mit einzukalkulieren, wird sobald
Unstimmigkeiten zwischen Realität und Modell bekannt werden, am Modell
gefrickelt, so dass es wieder (oberflächlich gesehen) passt. Trial and
error, was nicht passt, wird passend gemacht...
Die Herangehensweise von uns Menschen ist doch, dass wir "Realität"
beobachten und die Erkenntnisse dann in Modelle pressen (das machen
dann sog. Vordenker für die große Masse). Erscheinen uns
die formulierten Zusammenhänge plausibel, werden sie als Weltbild
akzeptiert. In der Tat ist es dann "Glaube", der uns an ein fatales
Zinseszins-System, ein geozentrisches oder mechanistisches Weltbild
glauben lässt. Je nachdem, wie gut man gegen Kritik anderer
Sichtweisen geimpft ist, perlt diese wirkungslos am eigenen
ideologischen Panzer ab. Ich habe das persönlich gut in meinen
Diskussionen mit den Freiwirten in Erinnerung. So oft wie da die Worte
Teufelei, Mythen, Märchen, usw. gefallen sind (Thema "Geld"schöpfung),
ist der "Glaube" an die eigene Sichtweise dort sehr stark.
Man kann deswegen nur unnachgiebig auf inhaltlicher Ebene die
Fehler/Unzulänglichkeiten der jeweiligen Modelle aufzeigen und die
Leute ermuntern, mal die Perspektive zu wechseln. Das ist ein mühsames
Unterfangen, aber "überzeugend" ist am Ende nur eine noch plausiblere
Erklärung der ablaufenden "Realität".
Die ganzen Diskussionen rund ums Geldsystem sind in meinen Augen, ja,
unproduktiv, so lange man kein gemeinsames Verständnis dafür
entwickelt und akzeptiert hat, *was* Geld eigentlich ist und wie es
sich entwickelt hat. Es sind ja genau jene unterschiedlichen Sichtweisen
(endogen/exogen, Ding/nicht-Ding, etc.), die die Diskussion so weit
auffächert, dass am Ende kaum einer mehr durchblickt.
Hier geht es in erster Linie um ein Gegenüberstellen der A. Smithschen
egoistisch motivierten Überschuss-Tauschtheorie mit dem kooperativen Ansatz
von Anthropologen wie Graeber (Geld als Weiterentwicklung von IOUs).
Es kann bei den Theorien richtigerweise nicht darum gehen, ob wahr oder
falsch, sondern dass sie eine möglichst weit gefasste Beschreibung
der Realität liefern und breite Akzeptanz finden. Jeder Einzelne
von uns setzt sich sein Weltbild aus den ihm/ihr zur Verfügung
stehenden Informationen zusammen. Gleiche Quellen bedeuten ähnliche
Ansichten, die widerum in die ideologische Falle führen können.
Gesunde Kritik (an den Inhalten) ist notwendig, damit das eigene Bild
von Zeit zu Zeit einen Abgleich mit anderen Ansichten erfährt.
Glaubensdogmen durchschauen die Menschen früher oder später, Inhalte
sprechen in der Regel für sich. D.h. mit einer Gegenüberstellung der
konkurrierenden Konzepte wäre schon viel geholfen. Euer wiki sticht
was das angeht schon meilenweit heraus.
Grüße,
Marco
am Donnerstag, 15. Mai 2014 um 10:13 schrieben Sie:
> Die (überkommene) zweiwertige Logik (wahr/falsch) zeichnet sich
> zuallererst dadurch aus, dass sie eine transzendente Wahrheit
> voraussetzt. Sie setzt also etwas als existierend (Sein) voraus, das man
> nicht wissen kann, sondern glauben muss und sich nur durch Versuch und
> Irrtum erschließen kann. Eine dritte Möglichkeit neben wahr/falsch gibt
> es per Definition nicht.
> Im übrigen muss aus diesem Grund die zweiwertige Logik von Anfang an als
> Paradox erscheinen, weil sie etwas Drittes voraussetzt, mit dem sie
> offensichtlich selbst gar nicht umgehen kann, das eingeschlossene
> ausgeschlossene Dritte. Sie hat an fundamentaler Stelle einen blinden Fleck.
> Eine mehrwertige Logik muss den oben skizierten Einschränkungen nicht
> unterliegen, denn sie hat auch noch mindestens eine dritte Alternative,
> z.B. "ganz anders". Auch wenn dieses "ganz anders" wiederum nur
> zweiwertig gehandhabt werden könnte, so wäre doch der Sprung zu "ganz
> anders" in der mehrwertigen Logik möglich. Eine mehrwertige Logik hat
> also die Möglichkeit, in sich selbst zu bleiben, indem sie z.B. den
> blinden Fleck ganz einfach verschiebt.
> Insofern scheint die zweiwertige Logik so etwas wie eine "Religion"
> voraus und zwar so eine wie die christliche, die eine ewige Wahrheit
> postuliert. Sie scheint mir nicht, wie viele ostasiatische Religionen,
> vom "Nichts" auszugehen. Sie beruht an fundamentaler Stelle auf Glauben
> und nicht auf Wissen.
> Sich im Kontext gesellschaftlicher Probleme (alles scheint auch anders
> möglich, kein Zwang der Naturgesetze) auf eine zweiwertige Logik zu
> berufen halte ich (beschreibend, nicht bewertend!) für christlich
> religiös fundiert und wissenschaftlich logisch nicht begründbar.
> Dies scheint mir sowohl den Grundsätzen der Piratenpartei, als auch
> denen der AG zu widersprechen.
> Widerspruch?
--
Mit freundlichen Grüßen
Marco Schmidt
mailto:mschmidt.mailbox AT web.de
- [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Ex-SystemPirat, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Marco Schmidt, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Arne Pfeilsticker, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Marco Schmidt, 15.05.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Monika Herz, 15.05.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Zweiwertige Logik und die Grundsätze der PP bzw. AG, Frauke Mattfeldt, 19.05.2014
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