ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
- Date: Tue, 25 Mar 2014 12:35:31 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 25.03.2014 11:25, schrieb "Eckhard Rülke":
Hallo Keox,
Jo, da hast Du zweifelsohne recht: Je mehr eigentlich unabhängig voneinander
stattfindende Vorgänge man zusammenmatscht, desto komplizierter und
unübersichtlicher wird es.
Aber, wenn bei Dir nur M1 Geld ist heißt der Vorgang dann nicht mehr nur
Sparen sondern Geldvernichtung (so wie bei der Kredittilgung Geldvernichtung
stattfindet – es ist danach weniger Geld vorhanden).
zB.:
1.Bank vergibt Kredit-->Geld entsteht (heutzutage immer als Giralgeld, egal
was der Kunde dannach vor hat), also Geldschöpfung.
2.Zufälligerweise wandelt dann ein Kunde Sichteinlage in Termingeld um-->Geld
verschwindet=Geldvernichtung
3.Zufälligerweise vergibt die Bank einen weiteren Kredit-->Geld
entsteht=Geldschöpfung
4.Irgendwann ist eine Laufzeit eines Termingeldes um. Es wird wieder
Sichteinlage-->Geld entsteht=Geldschöpfung.
5.Irgendwann wird ein Kredit getilgt-->Geld verschwindet=Geldvernichtung
Usw.
Die Positionen kann man willkürlich vertauschen – so wie es n der Realität ja
auch ständig stattfindet. Jeder Einzelvorgang hat funktionell nichts mit
einem andern zu tun (ich weiß, dass man einen Kredit erst bekommen muss,
bevor man ihn tilgt. Aber es gibt immer viele Kredite und viele Spargelder).
Entscheidend ist: Die Zeitpunkte sind vollkommen stochastisch und voneinander
unabhängig.
Dass auch nur am gleichen Tag ein Sparvorgang und eine Kreditgewährung über
den gleichen Betrag und die gleiche Laufzeit abgeschlossen werden, ist irreal
konstruiert – und hilft dem Verständnis des System nicht weiter, im Gegenteil.
Aus diesem Grund bin ich für die andere Sichtweise: Alle Guthaben sind Geld -
egal mit welcher Fälligkeit. Und schon wird alles übersichtlicher.
Im Übrigen: "Geldschöpfung aus dem Nichts" ist kein Vorwurf sondern der
normale Job der Bank. Der sog. Geldschöpfungsgewinn ist nur der Kreditzins - nicht viel
anderes als Mietzins, Verleihgebühr o.ä.
Wichtig: egal wem man als "Schöpfer" postuliert: Den Kunden - wie es Axel
tut, oder die Bank - wie es üblich ist -
immer gilt: Das geschöpfte Geld gehört zu keinem Zeitpunkt der Bank. Es
entsteht auf dem Konto des Kreditnehmers, wird von diesem verwendet und zur
entsprechenden Zeit wieder getilgt, d.h. auf das Schuldkonto des
Kreditnehmers eingezahlt, wo es sich mit den Schulden trifft und zu dem wird,
woraus es entstanden ist: Zu Nichts!
Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine "einseitige Sichtweise". Dass das "Geld" auf dem Konto des Kreditnehmers entsteht bzw. liegt ist eine willkürliche Festlegung, die auch anders getroffen werden könnte.
Ihr müsst euch mal damit auseinander setzten, dass in dem Moment, den ihr üblicherweise als Geldschöpfung bezeichnet, Forderungen und Verbindlichkeiten in einem Zug entstehen. Beide verweisen auf das Geld, jeweils nur aus einer anderen Perspektive. Keine von beiden ist Geld, das geht schon rein logisch nicht, das wäre doch doppeltes oder gespaltenes Geld.
BD, Egge
Gesendet: Montag, 24. März 2014 um 23:37 Uhr
Von: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
Hallo,
Am 24.03.2014 15:30, schrieb "Eckhard Rülke":
@Keox:
Die Schwierigkeit, einen anderen Akteur zu verstehen, besteht oft einfach in
der Schwierigkeit, seinen Blickwinkel auf die Dinge nachvollziehen zu können:
Für jeden Normalbürger erscheint es zB. wünschenswert, dass eine alte Brücke
noch möglichst lange hält – nur der Brückenbauunternehmer sieht das aus
seinem eigenem Blickwinkel ganz anders.
In det Tat trifft diese Problembeschreibung gut auf die Debatte
"Geldschöpfung vs Weiterverleihen" zu.
Nun zur Bank:
Wenn Du einen positiven Kontostand hast, ist das FÜR DICH ein Guthaben. DU
könnest dieses Geld jederzeit an einen Anderen weiterverleihen.
Aus Sicht der Bank aber ist Dein Guthaben eine Verbindlichkeit – eine Art
Schulden.
So, als wenn Du zuhause unbezahlte Rechnungen liegen hast, die demnächst
irgendwann fällig werden.
Genau darin besteht die Schwierigkeit: Sich damit abzufinden, dass das eigene
Guthaben bei der Bank - das Geld, was man sich sauer erarbeitet hat – für die
Bank das genaue Gegenteil ist: Eine Verbindlichkeit!
Daß Giralgeld aus Sicht von Banken eine Verbindlichkeit ist, sollten
hier inzwischen fast alle schon lange verstanden haben.
Und nun zum Kredit:
Stell Dir vor, es kommt jemand zu Dir und braucht Geld. Und Du sagst: Kein
Problem. Ich habe hier noch ein paar unbezahlte Rechnungen. Die kannst Du
gern übernehmen.
Ganz egal, wann die Fälligkeit dieser Rechnungen liegt – sie sind prinzipiell
ungeeignet jemand anderem seinen Zahlungsmittelbedarf zu erfüllen.
Und genauso geht es der Bank mit den gebuchten Guthaben - auf Girokonten oder
auf Sparkonten – Es sind einfach Schulden mit unterschiedlicher Fälligkeit!
Die kann man prinzipiell nicht als Guthaben weiterverleihen!
Es geht doch gar nicht darum, daß das Giralgeld welches die Bank einem
neuen Kreditnehmer leiht "identisch" ist mit dem welches ein Sparer
vorher gespart hat. Das geht natürlich nicht, weil es durch Sparvorgang
verschwindet. Das Entscheidende ist, daß die Geldmenge nach der
Kreditvergabe nicht gößer ist als vor dem Sparen. Stellen wir uns zuerst
mal Sparen und anschließende Kreditvergabe in einem Vollgeldsystem
(Goldgeldsystem wäre auch passend). Der Sparer gibt sein Geld 1000€
(Aktiva) der Bank wo es auch auf der Aktivseite auftaucht. Die Geldmenge
der Nichtbanken sinkt um 1000€. Auf der Passivseite der Bank kommt das
neue Sparguthaben hinzu. Der Kreditnehmer erhält das Geld ausgehändigt.
Die Geldmenge der Nichtbanken steigt um 1000€.
Nun das ganze im gegenwärtigen Teilreservesystem: Der Sparer spart,
weshalb sein Giralgeld in Sparguthaben umgewandelt wird. Es taucht aber
nicht auf der Aktivseite der Bank auf. Die Geldmenge der Nichtbanken
sinkt um 1000€. Ein Kreditnehmer erhält 1000€. Die Geldmenge der
Nichtbanken steigt um 1000€. Tatsächlich wurden bei diesem Vorgang 1000€
Giralgeld geschöpft, aber eben nur soviel wie vorher gespart wurden.
Der einzige Unterschied besteht darin, daß im Teilreservesystem das Geld
des Sparers vorübergehend nicht auf der Aktivseite der Bank auftaucht.
Und nun zurück zu Deiner anfänglichen Aussage. Die Fraktion der
Giralgeldschöpfer die behauptet, daß Banken Geld nicht weiterverleihen
nimmt einen Blickwinkel ein, der bei der Kreditvergabe startet. Dann
sieht sie die wundersame Giralgeldschöpfung und hört vor Staunen auf
weiter zu denken. Die Fraktion "Banken verleihen Geld weiter" nimmt
stattdessen einen Blickwinkel ein, der beim Sparen beginnt. Weil das auf
den ersten Blick plausibel erscheint (ist es ja auch), hört auch diese
Fraktion auf weiter zu denken, da damit ja scheinbar alles erklärt
werden kann.
In Wahrheit haben beide Seiten Recht, aber eben nur zu einem Teil.
Banken schöpfen bei Kreditvergaben Giralgeld und sie leihen Ersparnisse
weiter, aber sie tun eben weder das eine noch das andere ausschließlich.
Diese ganze Debatte wirkt auf mich im nachhinein wie ein schlechter
Witz. Unglaublich daß so viele Menschen (darunter ja auch viele
Professoren) so dumm sein können (und ich habe dazu gehört -> schäm).
Wahrscheinlich spielt die Psychologie eine große Rolle. Ihr wärt
bestimmt sehr interessante Versuchspersonen.
Gruß, Egge
Gesendet: Samstag, 22. März 2014 um 17:13 Uhr
Von: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
Am 22.03.2014 14:59, schrieb Benedikt Weihmayr:
Naja, ich gehe da einfach anders ran.
Ich weiß dass in einem idealisierten Kreislauf Investitionen vor der
Ersparnisbildung kommen, und die Investitionen mit durch Kredit geschaffene
Depositen vorfinanziert werden müssen. Das ganze sehe ich neutral und habe
daran nichts auszusetzen.
Zum Teil stimmt das ja, aber der Großteil der Investitionen wird auch
heutzutage noch durch vorherige Ersparnisbildung finanziert. Das
impliziert meine Behauptung, daß bei Kreditvergaben nur zu einem
geringen Teil Giralgeld geschöpft wird. Vielleicht gibt es doch noch
Dissens zwischen uns.
Daher muss ich auch nicht irgendwas um zehn Ecken interpretieren, um irrige
Vorstellungen und Verurteilungen von Lernunwilligen Menschen aus der Welt zu
schaffen.
LG Bene
PS: Ersparnisbildung im volkswirtschaftlichen Sinne kann übrigens auch in
täglich fälligen Einlagen stattfinden. ( Aufgrund zb. einer hohen
Liquiditätspräferenz)
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-
bounces+benedikt=weihmayr.de AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
geldordnung-und-finanzpolitik-
bounces+benedikt=weihmayr.de AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Keox
Gesendet: Samstag, 22. März 2014 09:12
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
Hallo,
Am 21.03.2014 22:15, schrieb Benedikt Weihmayr:
Ah jetzt hab ich deine Logik verstanden.....nun ja man kann es so
sehen wenn man möchte,
Ich denke, daß man es so sehen muß, falls man herausfinden will wie groß
der Anteil der Geldschöpfung bei Kreditvergaben wirklich ist. Allerdings lässt
sich nur im nachhinein ein Wert bestimmen, welcher keine feste Größe hat,
weil er von mehreren Faktoren abhängt.
wobei sich mir die Relevanz dieses Punktes nicht wirklich erschließt. Wobeidu ja selbst sagst, dass dich diese Diskussion nervt.
Die Relevanz besteht wohl darin, daß damit eine überflüssige Diskussion
beendet werden kann;)
---
Diese E-Mail ist frei von Viren und Malware, denn der avast! Antivirus Schutz
ist aktiv.
http://www.avast.com
--
AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
- Re: [AG-GOuFP] Einlagensicherung, Rechtsanspruch, Bank-Insolvenz, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Einlagensicherung, Rechtsanspruch, Bank-Insolvenz, Rudolf Müller, 29.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Einlagensicherung, Rechtsanspruch, Bank-Insolvenz, thomas, 29.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Thomas Irmer / ID Concept, 28.03.2014
- Nachricht nicht verfügbar
- Nachricht nicht verfügbar
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudolf Müller, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Comenius, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Eckhard Rülke, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Ex-SystemPirat, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Jürgen Niccum, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Keox, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Eckhard Rülke, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Keox, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Eckhard Rülke, 26.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Ex-SystemPirat, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Eckhard Rülke, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Peter Baum, 25.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 25.03.2014
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.