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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Währungssystem

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Währungssystem


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Währungssystem
  • Date: Wed, 5 Mar 2014 13:41:56 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 04.03.2014 um 23:48 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:

Hallo Arne,

 Nur kurz eine Frage: welche konkreten bestehenden Probleme soll Dein Währungssystem lösen?

Hallo Wolfgang,
danke für dein Feedback und hier meine kurze Antwort auf die obige Frage:
  1. To big to fail.
  2. Too interconnected to fail
  3. Auflösung der Machtkonzentration des Bankensektors
  4. Keine Bankenruns
  5. Stabilisierung der Finanzmärkte
  6. Billigere und vielfältigere Finanzierung der Realwirtschaft 
  7. Stop der Ausbeutung der Realwirtschaft durch den Finanzsektor

Darüber hinaus werden erhebliche Synergieeffekt geschaffen.

Auf den Vortragsfolien zur ThinkTwice Konferenz habe ich am Ende eine Gegenüberstellung der charakteristischen Eigenschaften vom derzeitigen System, Bitcoins und meinem Vorschlag (Cooperative Currency Infrastructure): http://wiki.piratenpartei.de/Datei:ThinkTwice_2014_Euro_-_Fundamental_reforms_instead_of_Fix_Packs.pdf 

Du erwähnst da nur „die Finanzkrisen der letzten Jahre", erklärst aber nicht, wie diese aus
Deiner Sicht zustande kamen.
Dazu habe ich ein Paper geschrieben: Ursachen und Chancen der Finanzkrise. Es bezieht sich primär auf die Finanzkrise 2007/2008. 

Es ist über die Seite bearbeitete Themen verfügbar: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Aufbereitete_Themen#Finanzm.C3.A4rkte 


Du schreibst zu Dullien/Herr/Kellermann:

Ich habe die entsprechenden Abschnitte quer gelesen und konnte nicht
wirklich feststellen, dass man bei den Vorschlägen über
„Kreidefressen“ hinausging. An das wirklich Eingemachte - die
Stellung des Bankensektors in der Gesamtwirtschaft und die
Geldschöpfung der Geschäftsbanken - ging man nicht.

Ich denke eher, daß Du und Dullien/Herr/Kellermann ganz
unterschiedliche (beidesmal wohlbegründete, aber eben anders
begründete) Vorstellungen davon haben, was eigentlich das "wirklich
Eingemachte" ist.

Du siehst es im "Geldsystem". Doch dasselbe Geldsystem hat ja nicht
permanent Finanzkrisen produziert, sondern erst in den letzten Jahren.
Es hat sogar zwischen 1945 und 1975 enorme Prosperität gebracht, mit
einem Anteil der Lohnabhängigen am Gesamtprodukt und einem Wohlstand
der breiten Masse der Lohnabhängigen, den es noch nie zuvor in der
Geschichte gegeben hat.
Wau! - Den Finanzsektor als die "Mutter Theresa" der Volkswirtschaft zu betrachten - halte ich für etwas gewagt.


Wenn also dasselbe Geldsystem 30 Jahre lang Prosperität,
Vollbeschäftigung und breiten Wohlstand ganz ohne Finanzkrisen und
Börsencrashs gebracht hat,
Bist du sicher, dass es das Geldsystem war, das diesen Wohlstand gebracht hat? Diese These sollten wir mal intensiver diskutieren.

Und wenn wir über Wohlstand reden, dann stellt sich die Frage: Wohlstand für wen?

Ich möchte niemandem die Butter vom Brot kratzen, aber die globalen Fehlentwicklungen gehen zu einem erheblichen Teil auf das Konto des Geldsystems. 

sich dann aber in ein Casino-System mit steigender Arbeitslosigkeit und sich verschärfender Umverteilung von
unten nach oben entwickelt hat,
Die verschärfte und globale Ungleichverteilung des Vermögens hat m.E. eine entscheidende Wurzel im Geldsystem und dem daraus resultierenden Finanzsektor. 

dann sieht es für mich eher so aus,
daß dies nicht im "Geldsystem per se" begründet sein kann, sondern
eher in verschiedenen wirtschaftspolitischen Strategien des Umgangs
damit (Formen der Regulierung, Besteuerung, der Globalsteuerung etc.),
die wiederum eng mit a) ökonomischen "Theorien" und b) Machtfragen
zusammenhängen.

Ich meine daher auch, wir brauchen nicht in erster Linie ein neues
Geldsystem, sondern einen intelligenten, auf wenigstens halbwegs
korrektem Verständnis seiner makroökonomischen Grundprozesse
beruhenden politischen Umgang damit (Regulation durch Staat und
Zentralbank).
Unser heutiges Geldsystem hat seine Architektur aus dem 19. Jahrhundert. Selbst wenn wir heute intensiv Computer einsetzen, ist es im Kern ungefähr so, wie wenn man versucht einen Ochsenkarren zum fliegen zu bringen. Ich meine es ist einfacher, wenn man gleich Flugzeuge baut und genau das versuche ich mit meinem Vorschlag zu machen.

Die keynesianische Tradition einer "monetären Theorie
der Produktion" kommt einem solchen Verständnis weitaus näher als das
gegenwärtig in den Köpfen dominierende neoklassische Modell, indem
Geld tatsächlich "keine Rolle spielt“.
Egal, ob Keynes oder Klassik, Modelle und Theorien, deren Axiome sich nicht auf Tatsachen beziehen, können nicht für sich in Anspruch nehmen, dass mit ihnen logische Schlüsse gezogen werden können.


Es erstaunt mich auch, daß innerhalb der AG offensichtlich manche ein
supermonetaristisches Vollgeld, andere dagegen die Abschaffung von
Zentralbanken (wäre m.E. fatal) anstreben. Kann es sein, daß das
Verhältnis zwischen ZB und GBen sowie v.a. die Entstehung, Ziele
(Inflationsziel z.B.) und (gesamtwirtschaftlichen) Funktionen von ZBen
noch nicht wirklich diskutiert wurden?
Diskutiert schon, aber von einem Konsens sind wir weit entfernt. 

Aber ich denke solche Diskussionen müssen immer wieder aufgegriffen werden.

Viele Grüße
Arne

Also ... sorry, wenn ich erstmal nicht mehr dazu sagen kann, ich bin
da sehr langsam und sollte mich in der Mailingliste vielleicht auch
eher bißchen zurückhalten.

Beste Grüße
Wolfgang

--
AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik

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