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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Währungssystem

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Währungssystem


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Währungssystem
  • Date: Wed, 5 Mar 2014 10:50:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Solche "Artefakte", wie das von Arne, scheinen mir typisch für die AG (Piratenpartei?) zu sein. Sie können nach meinem Verständnis dann entstehen, wenn ein wesentliches Element der Kommunikation, das Verstehen, ignoriert wird.

Kommunikation kommt erst zustande, wenn Verstehen kommunikativ ausgedrückt wird. Diese Verstehen darf man jedoch nicht mit Zustimmung oder Ablehnung verwechseln. Es gibt auch verstehende Ablehnung.

Bei den meisten Produkten der AG kann ich mir persönlich nicht vorstellen, wie kommunikatives Verstehen möglich sein soll. Ich meine damit nicht, dass es nicht möglich wäre, die Argumentation im stillen Kämmerlein nachzuvollziehen. Das wäre mit dem entsprechenden Energieaufwand wahrscheinlich möglich. Damit hat aber noch keine Kommunikation stattgefunden, d.h. es liegt noch keine soziale Relevanz vor.

In punkto gelingender Kommunikation sollte die Frage im Vordergrund stehen, wer sich auf die mitgeteilte Information verstehend beziehen soll. Erst danach wird dann auch noch relevant, ob "richtig" verstanden wurde (das muss auch und kann nur wiederum ein Produkt der Kommunikation sein und nicht etwas im Kopf eines einzelnen Teilnehmers) und ob zustimmend oder ablehnend weiter kommuniziert wird.

Ich schätze bei den meisten Beiträgen den generellen Personenkreis, der für eine konstruktive und produktive Kommunikation in Frage kommt, gegen 0. Bei generell thematischem Interesse mag er kurzzeitig etwas größer sein und entsprechende "Kommunikationsfragmente" sind ja auch beobachtbar. Eine für einen etwas größeren Personenkreis anschlussfähige thematische Aufbereitung, die sich dann für einen größeren Kreis wahrnehmbar stabilisiert, konnte ich bis jetzt jedoch nicht beobachten. Dabei kann ich ein verstehenden Eingehen auf einen Beitrag selbst nur in den seltensten Fällen feststellen.

Eins ist mir zudem völlig rätselhaft. In der AG wird immer das mangelnde Wissen in der Bevölkerung und in Fachkreisen thematisiert. Speziell vor dem Hintergrund dieses Sachverhalts halte ich die meisten Beiträge der AG für nicht kommunikationsfähig (im Sinne eines konstruktiven Verstehens und nicht nur der Mitteilung von sachlichen Informationen). Wer soll sich den freiwillig mit etwas beschäftigen, wenn für ihn schon absehbar ist, dass er hinterher als Dummkopf dastehen könnte?

In der AG scheint mir die Sachebene die Beziehungsebene vollkommen zu dominieren. Kurzzeitig mag das eine durch das andere substituierbar sein. Langfristig führt das jedoch zum Abbruch der Kommunikation, was hier im Moment bei vielen Mitgliedern zu beobachten ist: Kommunikativer Ausstieg bei bekundeter sachlicher Übereinstimmung in vielen Punkten und wahrgenommenem persönlichen Wissenszuwachs.

Am 04.03.2014 23:48, schrieb moneymind:
Hallo Arne,

vielen Dank für den Link zu Deinem detailliert ausgearbeiteten
Vorschlag. Alle Achtung. So weit bin ich mit meinen Überlegungen noch
lange nicht. Ich bin eher noch mit der möglichst präzisen Klärung von
Grundbegriffen und -Prozessen beschäftigt. Mit den Funktionsweisen
unterschiedlicher Währungs- und Wechselkurssystemen kenne ich mich
bisher noch überhaupt nicht aus (fixe Wechselkurse bzw.
Bandbreitenfixierung vs. freie Wechselkurse), obwohl das unheimlich
wichtig wäre. Überhaupt merke ich in letzter Zeit immer deutlicher,
wie sehr mir v.a. keynesianisches VWL-Grundwissen fehlt (auch wenn
diesen Konzepten oft das Fundament abgeht, kann man sich doch nicht
leisten, sie zu ignorieren, wie ich mehr und mehr merke).

Ich bin auch immer noch nicht wirklich eingelesen ins AG-wiki, kenne
also auch noch nicht die Sichtweisen der verschiedenen Mitglieder,
ihre Ziele, Herangehensweisen usw. Was ich schon kenne und sehr gut
fand, war Eure Kritik der Zinskritik.

Beim Überfliegen Deines Textes tue ich mir sehr schwer, da ich ganz
anders herangehe. Nur kurz eine Frage: welche konkreten bestehenden
Probleme soll Dein Währungssystem lösen? Du erwähnst da nur "die
Finanzkrisen der letzten Jahre", erklärst aber nicht, wie diese aus
Deiner Sicht zustandekamen.

Du schreibst zu Dullien/Herr/Kellermann:

Ich habe die entsprechenden Abschnitte quer gelesen und konnte nicht
wirklich feststellen, dass man bei den Vorschlägen über
„Kreidefressen“ hinausging. An das wirklich Eingemachte - die
Stellung des Bankensektors in der Gesamtwirtschaft und die
Geldschöpfung der Geschäftsbanken - ging man nicht.

Ich denke eher, daß Du und Dullien/Herr/Kellermann ganz
unterschiedliche (beidesmal wohlbegründete, aber eben anders
begründete) Vorstellungen davon haben, was eigentlich das "wirklich
Eingemachte" ist.

Du siehst es im "Geldsystem". Doch dasselbe Geldsystem hat ja nicht
permanent Finanzkrisen produziert, sondern erst in den letzten Jahren.
Es hat sogar zwischen 1945 und 1975 enorme Prosperität gebracht, mit
einem Anteil der Lohnabhängigen am Gesamtprodukt und einem Wohlstand
der breiten Masse der Lohnabhängigen, den es noch nie zuvor in der
Geschichte gegeben hat.

Wenn also dasselbe Geldsystem 30 Jahre lang Prosperität,
Vollbeschäftigung und breiten Wohlstand ganz ohne Finanzkrisen und
Börsencrashs gebracht hat, sich dann aber in ein Casino-System mit
steigender Arbeitslosigkeit und sich verschärfender Umverteilung von
unten nach oben entwickelt hat, dann sieht es für mich eher so aus,
daß dies nicht im "Geldsystem per se" begründet sein kann, sondern
eher in verschiedenen wirtschaftspolitischen Strategien des Umgangs
damit (Formen der Regulierung, Besteuerung, der Globalsteuerung etc.),
die wiederum eng mit a) ökonomischen "Theorien" und b) Machtfragen
zusammenhängen.

Ich meine daher auch, wir brauchen nicht in erster Linie ein neues
Geldsystem, sondern einen intelligenten, auf wenigstens halbwegs
korrektem Verständnis seiner makroökonomischen Grundprozesse
beruhenden politischen Umgang damit (Regulation durch Staat und
Zentralbank). Die keynesianische Tradition einer "monetären Theorie
der Produktion" kommt einem solchen Verständnis weitaus näher als das
gegenwärtig in den Köpfen dominierende neoklassische Modell, indem
Geld tatsächlich "keine Rolle spielt".

Es erstaunt mich auch, daß innerhalb der AG offensichtlich manche ein
supermonetaristisches Vollgeld, andere dagegen die Abschaffung von
Zentralbanken (wäre m.E. fatal) anstreben. Kann es sein, daß das
Verhältnis zwischen ZB und GBen sowie v.a. die Entstehung, Ziele
(Inflationsziel z.B.) und (gesamtwirtschaftlichen) Funktionen von ZBen
noch nicht wirklich diskutiert wurden?

Also ... sorry, wenn ich erstmal nicht mehr dazu sagen kann, ich bin
da sehr langsam und sollte mich in der Mailingliste vielleicht auch
eher bißchen zurückhalten.

Beste Grüße
Wolfgang





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