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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?


Chronologisch Thread 
  • From: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen, wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?
  • Date: Thu, 04 Oct 2012 13:35:32 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Newsgroups: pirates.de.talk.politik.geldordnung-finanzpolitik.ag-bereich
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver

Am 26.09.12 23:32, schrieb Christoph Ulrich Mayer:
> Es gibt ja immer noch Menschen, die sagen, dass es keine
> Geldschöpfung / Kreditschöpfung durch Geschäftsbanken gibt, z.B. auch
> Helmut Creutz.

Auch Helmut Creutz ist im Grunde noch Metallist (wie im übrigen auch die
meisten Mainstreamökonomen), das heißt sie behandeln Geld wie ein
Handelsgut.

> Ich habe jetzt mal untersucht:
>
> Gibt es eine Möglichkeit, dass Geldvermögen und Geldmenge wachsen,
> wenn es keine Giralgeldschöpfung gibt?

Dazu müsstest du zuallererst die Begriffe Geldmenge und insbesondere
Geldvermögen sauber definieren. Dank kreativen Umlabelns und Vermarktens
alter Hüte ist es den Banken gelungen, wirksam zu verschleiern, was in
einer Volkswirtschaft tatsächlich als werthaltig anzusehen ist. Es
müsste daher im Bankensektor erst einmal eine Art Inventur stattfinden.

Darüber hinaus sind im Bankensystem Positionen als werthaltig
registriert, deren Realisation erst in der Zukunft liegt (Bsp.
Facebook-Aktien).

> Ich komme zu dem Schluss: nein. Nur wenn man Geldanlagen wie
> Wertpapiere mit reinnimmt, die nicht direkt als Geldvermögen gewertet
> werden können. Selbst das Zentralbankgeld M0 kann im jetzigen System
> dann nicht wachsen, weil die ZB ja nur an Banken Geld ausgeben darf
> (nicht an Staat oder Privatpersonen).

Richtig. Zwischen ZB und Geschäftsbanken besteht ein separater
Kreislauf, bei dem die Kreditgelder der Banken hinsichtlich
Risikoneigung und Fristigkeit homogenisiert werden.

> Seht Ihr hier eine Lücke bzw. wie bewertet Ihr das?
>
>
>
> Es liegt hier ja ein Kreislauf vor. Wo der Anfang eines Kreislaufs
> ist, kann man nur schwer definiert sagen, wenn man ihn mitten im
> Betrieb beobachtet.
>
> Ist der Anfang des Kreislaufes der Kauf vom Produkt, die Auszahlung
> von Arbeitseinkommen oder eine Finanzierung?

Am Anfang einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft steht die Finanzierung
von Produktionsprozessen. Dies geschieht üblicherweise mit dem Einräumen
einer Kreditlinie durch eine Geschäftsbank. Anders gesagt, die Bank
versorgt das Unternehmen mit der Liquidität, um anfallende Zahlungen
durchzuführen. Wenn man so will, kann man auch sagen, die Bank schießt
dem Unternahmen das Einkommen vor, das es erst auf den Gütermärkten in
Zukunft realisieren muss.

Am Anfang steht das Konto auf 0, weil Forderung und Verbindlichkeit
gegenüber ein und derselben Person besteht (Off Balance Record). Erst
wenn auf den Faktormärkten (Entlohnung Mitarbeiter etc.) Leistungen
bezogen werden, wird das Konto des Unternehmens belastet.

Kennst du schon meine Wikiseite? Ich habe da was über bestehende
Geldtheorien geschrieben:
<http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ivl1705/Geld>


> * Durch einen Kauf entsteht kein Geld und kein Geldvermögen. Es wird
> einfach Geld eines Marktteilnehmers an einen anderen Marktteilnehmer
> transferiert. Bargeldmenge, M0, M1 ist vorher wie nachher gleich.
> Geldvermögensveränderung A = - Geldvermögensänderung B ->
> volkswirtschaftliches Geldvermögen ist konstant.

Realwirtschaftlich ist aber die Verfügungsgewalt über das reale Objekt
des Kaufes vom Verkäufer/Hersteller zum Käufer übergegangen. Der
Lagerbestand beim Verkäufer ist gesunken, gleichzeitig hat das Konto des
Verkäufers um den Betrag zugenommen, der dem Marktpreis des verringerten
Lagerbestandes entspricht. Auf der Käuferseite haben wir eine Abnahme
des Kontostandes um den selben Betrag. Volkswirtschaftlich betrachtet
wurde Einkommen vernichtet. Im Gegenzug verfügt er über die
uneingeschränkte Nutzung über das reale Objekt des Kaufes.

> * Durch die Auszahlung von Arbeitsentgelt das gleiche: Weniger Geld
> beim Unternehmen, mehr beim Arbeitnehmer, Bargeldmenge, M0, M1 ist
> vorher wie nachher gleich, volkswirtschaftliches Geldvermögen ist
> konstant.

Der Arbeitnehmer hat aber Einkommen erzielt. Das heißt, er wurde für
seinen Anteil am volkswirtschaftlich erbrachten Output entlohnt.


> Da ist also doch einiges mehr drin als ein Bargeldumlauf und
> Mindestreserveeinlagen (vorgeschrieben derzeit 1% der
> Kundeneinlagen).

Vergiss Mindestreserve. GB müssen über Eigenkapitalanforderungen an die
Kandare genommen werden.

gerhard






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