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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Das Grillfest beenden!

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Das Grillfest beenden!


Chronologisch Thread 
  • From: Comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Das Grillfest beenden!
  • Date: Fri, 08 Jun 2012 12:43:15 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 07.06.2012 19:38, schrieb Arne Pfeilsticker: 2.      Wenn der zur Verfügung zu stellende Geldbetrag der Darlehensgeber nicht oder nur teilweise mit eigener Liquidität zu leisten hat, dann liegt ganz oder teilweise eine Geldschöpfung vor. Bis dahin scheint es ja sowieso keinen Dissenz zu geben.
Der Geldschöpfungsgewinn ist der Barwert der ersparten Zinsens auf die nicht zu leistende eigene Liquidität, des Geldschöpfer oder Bankensektor.
Das scheint mir doch mal eine prüffähige Definition zu sein.

Wenn man sie denn prüft, fällt auf, dass hier ein "Ertrag" der Bank definiert wird. Korrekt muss man also von einem Geldschöpfungs"ertrag" reden. Ob sich dieser Ertrag als Gewinn realisieren läßt, hängt von einer Reihe weiterer Faktoren ab.
Aber gehen wir mal davon aus, es gäbe eine Buchhaltungsvorschrift, diesen von Arne definierten Geldschöpfungsertrag in der GuV auszuweisen, dann müsste man in derselben Vorschrift natürlich auch den Geldvernichtungsaufwand mit gleicher Berechnungsgrundlage buchen, der bei der Tilgung eines Kredites entsteht. Der Geldschöpfungsertrag und der Geldvernichtungsaufwand gleichen sich also aus, solange die Geldmenge konstant bleibt.

Wächst die Geldmenge global, würde unter Geltung dieser Buchhaltungsvorschrift irgendwo ein Gewinn ausgewiesen (das scheint Arne recht zu geben), schrumpft allerdings die Geldmenge wieder, würde in gleicher Höhe irgendwo ein Verlust ausgewiesen. Eindeutig ein Nullsummenspiel.

Natürlich heißt das, dass die Banken ein Interesse an einer permanenten Erhöhung der Geldmenge haben könnten. Ihr Interesse an hohen Zinserträgen dürfte aber mindestens ebenso hoch sein. Die Erhöhung der Geldmenge drückt aber auf die Zinsen und erhöht darüber hinaus die Inflationsrate. Da kommt also wieder nix bei rum.

Der von Arne hier definierte Geldschöpfungsertrag (den er begrifflich ungenau als Geldschöpfungsgewinn bezeichnet) kann also zumindest nicht der entscheidende Faktor sein, der die Banken so reich macht. Eine Monopolisierung des Geldschöpfungsprivilegs bei der Zentralbank, würde also auch am Reichtum der Banken nichts ändern und auch die Bundesbank nur reich machen, wenn sie die Geldmenge permanent vergrößert.

Ein Geldschöpfungsertrag nach Arnes obiger Definition ist also für eine volkswirtschaftliche Betrachtung völlig ohne Bedeutung.

Etwas völlig anderes wäre es, wenn wir uns über die Möglichkeiten der Geldmengensteuerung durch die Zentralbank unterhalten, darüber ob die Geldmenge stärker begrenzt oder stärker ausgeweitet werden sollte oder ob die Möglichkeiten einer staatlich geplanten Geldmengensteuerung verbessert werden sollten. Dies sind sicher wichtige Fragen, die aber von dem oben definierten Geldschöpfungsertrag völlig unabhängig sind.

Fazit:
Eine Diskussion über Geldschöpfungserträge (oder -gewinne) ist absolut überflüssig. Über die Möglichkeiten der Geldmengensteuerung zu diskutieren, bei dem sicher auch die Geldschöpfung der Banken eine Rolle spielt, kann sinnvoll sein, ist aber ein anderes Thema.

Appell:
Laßt uns diese müßige Diskussion um den "Geldschöpfungsgewinn" beenden und zu wichtigeren Fragen kommen, wie z.B. der Geldmengensteuerung aber auch zu den m.E. noch wichtigeren Fragen der Verteilung.

These: Die Krise ist keine Verschuldungskrise, sondern eine Verteilungskrise. (so Heiner Flassbeck)

Ahoi
Comenius




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