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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Rudi <piratrudi AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn
- Date: Fri, 18 May 2012 18:58:13 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Hallo Arne,
und jetzt stell Dir bitte vor, Du möchtest das ganze meiner 10-jährigen
Tochter erklären und formulierst es deshalb nochmal neu.
Geht das?
Gruß
Rudi
Am 18.05.2012 02:30, schrieb Arne Pfeilsticker:
> Hallo Frank,
> danke dass du nachfragst und nicht einfach die Abkürzung nimmst und
> sagst: Wie kann man nur so ein Schwachsinn behaupten.
>
> Lass mich anhand des Laptops auf die Perspektive hinweisen, von der aus
> der Geldschöpfungsgewinn sichtbar wird.
>
> Stell dir vor du hast zwei gleiche Laptops. Dann zerlege einen dieser
> Laptops in seine Einzelteile. Was ist nun der Unterschied zwischen
> diesen beiden Laptops? Rein materiell liegen auf dem Tisch zwei Haufen
> mit den genau gleichen Teilen. Ein Mathematiker würde nun sagen, dass
> der Unterschied in der Struktur liegt. D.h. in den Beziehungen der Teile
> untereinander. Offensichtlich ist die Struktur ein sehr wichtiger
> Aspekt. Der zusammengebaute Laptop hat völlig neue Eigenschaften und ein
> völlig anderes Verhalten, als jedes Einzelteil oder auch der gesamte
> Haufen an Einzelteilen.
>
> Auf dem letzten Bundesparteitag musste ich meinen Laptop zerlegen, weil
> ich mir Apfelsaftschorle über die Tastatur gekippt habe. Ich war nicht
> nur geschockt, sondern mir war klar, dass nur eine ganz bestimmte
> Struktur zurück zu meinem funktionierenden MacBook Pro führt. Leider
> hatte ich diese Struktur nicht wieder 100%tig herstellen können, seither
> hängen manchmal zwei Tasten.
>
> Dieser Struktur-Teile-Aspekt ist nicht nur in technischen Systemen,
> sondern auch in Software oder in volkswirtschaftlichen Systemen zu
> finden. Darüber hinaus gibt es nicht nur die Variante eine
> funktionierende Struktur und alle anderen Strukturen führen zu defekten
> Systemen, sondern unterschiedliche Strukturen können zu einem
> unterschiedlichen Verhalten führen.
>
> Worauf ich hinaus möchte ist, dass auch in einem Währungssystem die
> Teile und Teilsysteme nicht nur nach ihrem *nominell rechtlichen*
> Aspekt, sondern auch nach ihrem *funktionalen tatsächlichen* Aspekt
> betrachtet werden müssen.
>
> *Systemzustand 1:* Nominell rechtlich sind die 1000 Euro, die die Bank
> dem Lieferantenkonto gut schreibt, eine Verbindlichkeit. Solange aber
> diese Guthaben zur Zahlung von Forderungen auf Konten bei der gleichen
> Bank verwendet wird oder zur Wertaufbewahrung einfach auf dem Konto
> stehen bleibt, so lange sind die Herstellungskosten für dieses Giralgeld
> lediglich die Kosten für den Buchungssatz auf dem Girokonto des
> Lieferanten. Der Geldschöpfungsgewinn ist die Differenz zwischen den
> 1000 Euro und den wenigen Cents, die der Buchungssatz kostet. Solange
> und nur so lange dieser Zustand anhält, ist diese Verbindlichkeit
> *funktionales Eigenkapital*.
>
> Das ist der von der Bank angestrebte Systemzustand. In diesem
> Systemzustand erhalten die Geschäftsbanken von den Nichtbanken
> Leistungen ohne wirkliche Gegenleistung.
>
> Sobald aber einer der Zahlungsempfänger die 1000 Euro teilweise oder
> ganz abheben möchte oder auf ein Konto bei einer anderen Bank überweisen
> möchte, ändert sich die Systemstruktur signifikant und damit das
> Verhalten des Systems. Aus dem funktionalen Eigenkapital wird
> funktionales Fremdkapital.
>
> *Systemzustand 2:* Wenn das Guthaben abgehoben wird, dann verliert die
> geldschöpfende Bank ab diesem Zeitpunkt den Geldschöpfungsgewinn
> teilweise oder ganz an die Zentralbank, weil die geldschöpfende Bank bei
> der Zentralbank einen Kredit aufnehmen muss, um die Barabhebung zu
> finanzieren. Falls die Zentralbank mitspielt könnte die geldschöpfende
> Bank das Bargeld auch im Tausch von Aktiva, wie z.B. Gold, kaufen.
>
> In diesem Systemzustand ist die Geschäftsbank in einer ähnlichen
> Situation wie eine Nichtbank. Allerdings kann sie ihre Aktiva zu einem
> erheblich günstigeren Zinssatz finanzieren.
>
> *Systemzustand 3:* Wenn das Guthaben teileweise oder ganz an eine andere
> Bank überwiesen wird, dann muss die Bank die Überweisung mit
> Zentralbankgeld bezahlen, das sie sich entweder von der Zentralbank oder
> von anderen Banken leiht. Ab diesem Zeitpunkt verliert die
> geldschöpfende Bank den Geldschöpfungsgewinn an die Zentralbank oder an
> die refinanzierende Bank. Im Falle einer refinanzierenden Geschäftsbank
> bleibt der Geldschöpfungsgewinn innerhalb des Bankensektors.
>
> In diesem Systemzustand könnte sich der Bankensektor als Ganzes in einem
> ähnlich guten Zustand befinden, wie im Zustand 1. In diesem Zustand
> können sich die Banken aber gegenseitig das Wasser abgraben, indem sie
> Nichtbanken veranlassen Geld von anderen Banken auf die eigene Bank zu
> überweisen. Und genau das ist der Grund warum Banken Kundeneinlagen
> entgegen nehmen und für diese Einlagen Habenzinsen bezahlen. Den eigenen
> Kunden werden zinsbringende Anlagemöglichkeiten angeboten, damit diese
> Kundengelder nicht die eigene Bank verlassen.
>
> Ich hoffe, dass ich mit dieser Erklärung die Fragen beantworten konnte.
> Nach meiner Erfahrung gehört diese funktionale Betrachtungsweise zu den
> schwierigsten Punkten im Verständnis der Geldschöpfung.
>
> Hak und frag einfach nach, wenn noch irgendwelche Aspekte nicht klar sind.
>
> LG Arne
>
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Arne Pfeilsticker, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Arne Pfeilsticker, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Piratos, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Piratos, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Stephan Schwarz, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Piratos, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Christoph Ulrich Mayer, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, SystemPirat, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Arne Pfeilsticker, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Rudi, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Monika Herz, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Monika Herz, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Systemfrager, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Christoph Ulrich Mayer, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Christoph Ulrich Mayer, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Patrik Pekrul, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Rudi, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zins, die Drölfzigste (was: Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn), Hilmar Benecke, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zins, die Drölfzigste, Rudi, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Patrik Pekrul, 19.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Christoph Ulrich Mayer, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Monika Herz, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Axel Grimm, 18.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung, Geldschöpfungsgewinn, Arne Pfeilsticker, 18.05.2012
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