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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Meinungsbild "Zins erzwingt Wirtschaftswachstum"

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Meinungsbild "Zins erzwingt Wirtschaftswachstum"


Chronologisch Thread 
  • From: Stephan Schwarz <stephan.schwarz AT piratenpartei-bayern.de>
  • To: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Meinungsbild "Zins erzwingt Wirtschaftswachstum"
  • Date: Sat, 12 May 2012 22:01:47 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: PiratenPartei LV Bayern

Hallo AGler,

ich hätte gern von Euch ein Meinungsbild, zu diesem Einwand, der auf der "Zinskritik-Kritik" Wikiseite gekommen ist:

"Die Zinsen müssen vom Kreditnehmer, sofern dieser nicht der Staat ist  erwirtschaftet werden. Sofern der Kreditnehmer ein Wirtschaftsunternehmen ist, muss der Zins zusätzlich zum ohnehin zurückzuzahlenden Kredit erwirtschaftet werden. Das Unternehmen muss also mehr Gewinne machen. Sofern sich die für den Zins erforderlichen Gewinnsteigerungen nicht durch Preiserhöhungen oder Effektivitätssteigerungen erzielen lassen, muss eine reales Wachstum erfolgen. Mit anderen Worten: selbst Zins zwingt die kreditnehmenden Unternehmen potenziell zu einem Wirtschaftswachtum! --Logos 10:33, 12. Mai 2012 (CEST)"

+1

Das impliziere ich eigentlich stetig, ist nicht schlecht ausgedrückt und sicherlich nicht verkehrt meine ich.

Statt Preiserhöhungen oder Effektivitäts-Steigerungen würde ich aber eher
Repression ( arbeits- bzw. leistungsbezogene sowie natur/umwelt-bezogene) sowie aufwands- bzw. kosten-exkludierende Bestrebungen (outsourcing) seitens der Unternehmen anführen, die den Zins mit erwirtschaften müssen.

Noch besser ists natürlich, gleich gar kein Wirtschafts-Unternehmen zu sein bzw. nicht als solches zu gelten. Folglich keine Steuern an den Staat zahlen zu müssen. -> siehe Vermögens- / Profit-Auslagerung in Stiftungen
Auch das ist eine Gangart der Unternehmen, Kosten zu sparen um kompetativ zu bleiben & das ROI (Return on Investment) bedienen zu können, bei deteriminiertem (Markt-)Wachstum.

Das Problem besteht meines Erachtens auch nicht primär im Kredit-Zins an sich, sondern vielmehr beim Eintritt von Kredit-Ausfällen, die umgelegt werden über KreditAusfall-Versicherungen oder bei Verzugszinsen auf Krediten.
Thema Verzugszinsen:
die quasi nur im Falle der Abweichung von den regulären Aufnahme-Konditionen des Kredits eintreten - also ein an diesem Punkte nicht mehr berechenbares / kontrollierbares Rückzahlungs-Verhalten des Schuldners und damit verbunden eine hohe Unsicherheit / ein abweichendes, erhöhtes Risiko (d. Wahrscheinlichkeit vollständiger Kredit-Tilgung..) für die Bank aufwerfen, die dem Gläubiger ggü. ihrerseits ja wieder Guthabenzins / spezielle Konditionen etc. garantiert und dafür eintritt / gerade steht. Ist das korrekt?

§ 288 Verzugszinsen

(1) Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(2) Bei Rechtsgeschäften, an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, beträgt der Zinssatz für Entgeltforderungen acht Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(3) Der Gläubiger kann aus einem anderen Rechtsgrund höhere Zinsen verlangen.

(4) Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen.


Sofern korrekt, stellen gerade Verzugszinsen die eigentliche Form des Wuchers dar. Wenn also irgendwo im Wirtschafts-Kreislauf etwas hakt - Sand im Getriebe knirscht - also etwa unerwarteter Mehr-Aufwand & -Kosten für das sich in einem vertrags-rechtlichen Kredit-Rahmen befindliche Unternehmen, für Staat oder Privatpersonen entstehen, zahlt im Endeffekt immer der Eigentümer dessen drauf bzw. der Kunde des Unternehmers, wenn er sich die Weitergabe der MehrKosten wirtschaftlich - durch Einpreisung - erlauben kann. Oder, wenn der Schuldner kein Unternehmer ist - kein wirtschaftlich fungierender Betrieb (etwa der Staat oder nicht gewerblich Tätige PP's) - bleiben die Mehrkosten eben an diesem hängen. Der Staat stellt hier wieder eine Ausnahme dar, da dessen Haushalts-Politik ja nach dem Gleichungs-Prinzip Einnahmen = Ausgaben verläuft und die fehlenden Einnahmen auf die Bürger umgelegt - diese (direkt oder indirekt) zum Aderlass herangezogen werden.

Bedenklich ist am Einkommen aus (Kapital-)Vermögen aber gerade eines: Der Eigentümer, der mittels seiner Einlage / Vermögens-Depot als Gläubiger ggü. der Bank fungiert, und die Bank selbst gewinnen in diesem Falle immer. Sie setzen für gewöhnlich ihre Rechte prioritativ durch. Sie ziehen nur ebenfalls! den Kürzeren, wenn sie Ansprüche ggü. (Rück-)Versicherern nicht durchsetzen können - gezwungen werden, freiwillig auf Ansprüche zu verzichten (wie beim haircut griechischer Staats-Obligationen etwa ^_^)

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Nicht der Zins "zwingt" die Unternehmen mehr verdienen zu müssen, sondern hebeln ihr Eigenkapital, weil sie mehr verdienen "wollen" - das sie es das müssen, ist ein selbstgewählter "Zwang".

ich bin da anderer Meinung.

Und selbst wenn der Zwang selbstgewählt ist, Kompetativität - Konkurrenzfähigkeit zwingt die Unternehmen letztendlich doch in einem globalisierten Markt. Geht ein HornOchse (der Leitbulle^^) vor, laufen die andern hinterher - es entsteht also nen Herdentrieb.
Das ist also kein Grund, hier nicht ein signifikantes Problem im Zins(eszins) zu sehen. Und da der homo oeconomicus bzw. der effiziente Markt ja auch ein mystifiziertes, nicht mehr valides Postulat für eine sich selbst regulierende, rechtschaffene Wirtschaft ist..

Naja, jedenfalls hat das nichts mit Esoterik zu tun! Es stellt ein Glied in der immer stärker frequentierten Kette der Abwärtsspirale aus Wachstumswahn, Drang zu immer mehr Effizienz und der damit einhergehenden globalen Austeritäts-Politik dar, sag ich mal so.
Und der Zwang zu Hebeln durch Aufnahme von Fremdkapital etc. bzw. der Trend hin zu firmeneigenen Banken bei den big playern sind mit Gründe dafür, dass insb. mittelständische Unternehmen - um am Markt bestehen zu können - zu immer repressiveren Mitteln greifen müssen und der Kampf um billige Arbeitskräfte & andere Ressourcen sich immer weiter zuspitzt - der Strick um den Hals der Proletarier und sowieso aller Minderqualifizierten oder Minderpriviligierten (fehlende Mobilität, Leistungs-Bereitschaft, Unabhängigkeit, Vernetzung etc.) sich quasi immer weiter zuzieht und ihnen die Luft zum Atmen raubt.

Gerade der Zins und Verzugs-Zins bei Krediten ist denke ich mit ein Kern-Faktor, ein Haupt-Grund für kurzfristiges unternehmerisches Denken.
Denn der Zins muss zeitnah zurückzahlbar sein, sonst wirds teuer bei Überschreitung der vertraglich geregelten Rückzahl-Konditionen..!!

Wollen wir vllt Heiner Flassbeck dienstags hierzu mal zu einer Stellungnahme bewegen?

-->Bitte um feedback!
in der AG Wirtschaft gibts ne Menge Leute die meinen, der Zins wäre die letzten Jahrzehnte zu niedrig!!

piratigen Sonnabend

--
Sonnigen Tag, Stephan Schwarz
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