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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Fragen Piratos / Antworten Huber / Vollgeld Monetative

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Fragen Piratos / Antworten Huber / Vollgeld Monetative


Chronologisch Thread 
  • From: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
  • To: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Fragen Piratos / Antworten Huber / Vollgeld Monetative
  • Date: Thu, 05 Apr 2012 17:46:31 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

Am 05.04.2012 17:09, schrieb Nicolai Haehnle:



Schade. Ich sehe das gleiche Problem wie Piratos, und die Antwort von
Huber ist m.E. alles andere als zufrieden stellend.

Er hat natürlich Recht damit, dass es ganz stark heute auf die
Bereitschaft der Banken ankommt, Kredit zu vergeben. Allerdings ist
das nicht die ganze Wahrheit: es kommt auch auf die Bereitschaft der
Kreditnehmer an, Kredite aufzunehmen. In der Krise wären viele Banken
durchaus dazu bereit gewesen, Kredite zu vergeben, aber niemand wollte
sie.

Die andere Seite ist aber der eigentliche Haken beim Vollgeld: das
Vollgeld muss den Banken explizit zum Verleihen zur Verfügung gestellt
werden, ansonsten *können* sie keine Kredite vergeben. Aber wenn es
denn das Vollgeld gibt, warum sollten Sparer dann in genau passendem
Umfang ihr Geld auch wirklich den Banken zur Verfügung stellen.


Das hängt stark von der Größe der Vollgeldmenge M ab. Stell Dir vor, daß die
Vollgeldmenge M größer als Summe von zu vergebenden Krediten wäre. Dazu
kommt noch, daß Vollgeld mehrmals gespart und verliehen werden, da Banken
das gesparte ja weiterverleihen und es somit wieder in den Kreislauf
zurückkehrt. Da Banken im Vollgeldsystem nicht gezwungen sind Sparguthaben
anzunehmen, werden sie immer nur soviel Gespartes annehmen wie sie auch an
Krediten vergeben können. Wenn die Vollgeldmenge M groß genug wäre, würde
dauerhaft ein Zustand eintreten bei dem die Banken mehr Sparangebote
bekommen als sie annehmen würden.

Sparlaufzeiten sind ja im Schnitt kürzer als Kreditlaufzeiten. Sollten also
Sparer ihr Sparguthaben nicht verlängern, würden die Banken einfach das Geld
von neuen Sparern annehmen, um die alten Sparer auszahlen zu können.

Und wenn es keine neuen Sparer gibt, weil es *makroökonomische*
Bewegungen gibt, wegen derer die Menschen ihr Geld nicht mehr der Bank
anvertrauen?

Hand aufs Herz, 2008/2009, als die GFC ihren Höhepunkt hatte: hättest
du da dein Geld noch in langfristiges Festgeld gelegt?



Mit makroökonomischen Bewegungen meinst Du wohl Krisen. Die M2-Guthaben in Europa sind 2008/2009 meines Erachtens angesichts der Schwere der Krise verhältnismäßig wenig gesunken:

http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaGegenwaertigesGeldsystem#Vergangene_Entwicklung_der_Geldmengen

Erstens sollte eine derartige Finanzkrise nach einer Geld- und Finanzmarktreform nicht mehr vorkommen.

Zweitens sinkt das Sparguthaben in solch einem Fall ja nicht, um das Geld auszugeben. Deshalb könnte ein vorübergehender krisenbedingter Sparangeboteinbruch leicht und schnell durch kurzfristige ZB-Kredite mit einer Laufzeit von einer Woche ausgeglichen werden, ohne daß dadurch Inflation erzeugt werden sollte.



Außerdem könnte man Vollgeld ja auch mit einer Geldsteuer verbinden, die
entfallen würde, wenn man sein Geld bei einer Bank spart. Dann fällt der
Guthabenzinsanteil bei den Kreditzinsen weg und auf den Geldbesitzern lastet
der Druck einem Wertverlust zu entgehen.

Großartig, dann heben die Menschen alle ihr Geld als Bargeld ab...
oder willst du das Ganze gleich noch mit einer Freigeldreform
kombinieren?



Natürlich ginge das nur wenn auch auf Bargeld eine Geldsteuer möglich wäre. Leider ist mit noch keine praktikable Methode bekannt. Aber das könnte sich ja noch ändern. Ich habe mich noch nicht intensiv damit auseinandergesetzt. Vom Marken aufkleben halte ich wenig. Vielleicht wird es irgendwann auch gar kein Bargeld mehr geben. Dann erübrigt das von selbst.



Heute ist es so, dass Geld auf Girokonten den Zahlungsfluss der Banken
ausgleicht. Mit Vollgeld wäre das nicht mehr so.


Beschreibe bitte genauer was Du damit meinst.

Kreditvergabe erfordert von Banken im heutigen System, dass sie im
Zweifelsfall zum Zahlungsausgleich ZBG an eine andere Bank überweisen.
Die Bank kann das vermeiden, indem sie die Menschen dazu verlockt, das
Geld bei ihr auf Girokonten / Tagesgeld zu legen.

Diese Möglichkeit existiert nach der Vollgeldreform nicht mehr.



Ja, weil sie überflüssig wäre. Es gibt dann nur noch einen Geldkreislauf. Girokonten wären nicht mehr Teil der Bankbilanz. Hast Du
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaVollgeldreform gelesen?




Letztlich erscheint mir Huber leider immer noch sehr konfus.
Interessanterweise versteht er anscheinend viele Fakten über das
Geldsystem deutlich besser als die meisten Ökonomen - das schließe ich
aus seinem Vortrag - aber was er mit dem Vollgeld erreichen will ist
einfach nur merkwürdig.

Insbesondere der Aspekt der Geldmengesteuerung: er scheint entweder
nicht zu wissen, oder nicht zuzugeben, dass eine strikte
Geldmengensteuerung Probleme nach sich zieht.

Was verstehst Du unter "strikte Geldmengensteuerung"?

Ich verstehe darunter Geldmengensteuerung als planwirtschaftliche
Zentralsteuerung. So wie ich Huber verstehe, will er Vollgeld genau
aus dem Grund, dass dadurch eine derartige Zentralsteuerung möglich
wäre.

Das ist übrigens etwas, was mir bei der Diskussion oft fehlt. Es wird
so wahnsinnig viel über Vollgeld geredet, aber mir ist immer noch
nicht klar, *warum* Huber das wirklich will, abgesehen davon, dass er
sich das selber ausgedacht hat und deswegen natürlich dran hängt.


Er vertritt die Meinung, daß Banken zuviel Giralgeld schöpfen. Die Geldmenge steigt viel schneller an als das Wirtschaftsprodukt. Das möchte er halt verhindern. Außerdem käme bei einer zentralen Steuerung der volle Geldschöpfungsgewinn dem Staat zugute. ZBen haben doch schon vor Huber versucht die Geldmengen zu steuern. Warum soll er sich das ausgedacht haben. Mit seinem Modell wäre es den ZBen möglich die Geldmenge direkt zu steuern.

Gruß Keox



Schöne Grüße,
Nicolai

--
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik
http://wiki.piratenpartei.de/BE:Squads/Geldordnung
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaGegenwaertigesGeldsystem : wird noch erweitert.
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaVollgeldreform: wird noch erweitert.




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