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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Georg Cosmic Nägle <cosmic AT poetryclub.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Fragen Piratos / Antworten Huber / Vollgeld Monetative
- Date: Tue, 3 Apr 2012 23:56:13 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo ich ab die Antworten von Jospeh Huber auf die AG Fragen (Piratos)
AGH zu Vollgeld / Monetative ins Pad eingestellt und hier vorab:
Fragen an Prof. Huber für den 28.3. um 18:00 im Abgeordnetenhaus in Berlin
bitte hier einstellen:
Nachstehend meine Antworten in blau:
In unserem heutigen Geldsystem ist Geld in Staatsanleihen ausgelagert, wenn
Nichtbanken Anleihen von Banken kaufen, verkleinert sich die Geldmenge M1 ,
(Bilanzverkürzung bei Wertpapierverkauf einer GB an eine Nichtbank). Wenn nun
eine Nichtbank dies Staatsanleihe wieder einer Bank verkauft, entsteht wieder
neues Giralgeld. (Bilanzverlängerung). Wie soll dieser Vorgang in der
Monetativen möglich sein, wenn die Geldmenge quasi konstant gehalten wird?
Wo kommt das Geld her, das entsteht, wenn in der Monetativen jemand seine
Staatsanleihen einer Bank verkauft?
Die Feststellung ist für das Giralgeldsystem zutreffend. Unter
Vollgeld-Bedingungen sind solche Verkäufe und Rückkäufe ebenso möglich. Nur
würde bei solchen An- und Verkäufen weder Geld geschaffen noch gelöscht. Das
Volgleld zirkuliert einfach: vom Anleihekäufer zum Anleiheverkäufer, egal ob
es sich dabei um eine Bank oder Privatperson oder wen auch immer handelt.
(PS: Dass ein Kunde einer Bank eine Staatsanleihe verkauft, ist nicht gerade
typisch. Kommt eigentlich nie vor).
Das Geld kommt in einer Vollgeldordnung dadurch in Umlauf, dass entweder die
Zentralbank (als Monetative) neues Geld in der Regel an den Staatshaushalt
überweist, durch dessen Ausgaben das Geld in Umlauf kommt (originäre
Seigniorage), oder dadurch, dass die Zentralbank kurzfristig herkömmlichen
verzinslichen Kredit an Banken gibt.
Wie wird dafür gesorgt, dass dadurch die Geldmenge nicht zunimmt, wenn
Geldvermögen in Geld verwandelt werden?
In einem Vollgeldsystem nimmt die Geldmenge nur durch vorgenannte Emissionen
der Zentralbank/Monetative zu. Die Geldmenge ist die Basis, mit der alle
laufenden Transaktionen und Transfers getätigt werden. Das ist heute im
Prinzip, genauer gesagt, im Ergebnis des angesprochenen Vorgangs, nicht viel
anders. Zwar wird durch eine Liquidierung von Termineinlagen in diesem Moment
zusätzliches Giralgeld geschaffen; aber in aller Regel bleibt dieses Geld
nicht im Umlauf, sondern wird diesem durch vergleichbare Neulanlagen zeitnah
wieder entzogen.
Es ist doch völlig undenkbar, dass diese riesigen Geldvermögen jemals wieder
Vollgeld werden dürfen, oder?
Ja, so sehe ich das auch. Bei diesen Geldvermögen handelt sich auch nicht um
Geld-Mengen (dies sind nur M0 und M1), sondern eben um Geldvermögen bzw
Geldkapital bzw monetäre Aggragate: nicht Geld (Zahlungsmittel), sondern
Forderungen auf Geld (M2, M3, Wertpapiere). Diese Vermögen sollen und werden
auch in einem Vollgeldsystem nicht in kritischer Masse zu Geld werden (wie
auch in einem Giralgeldsystem nicht, weil die Leute und Firmen verzinsliche
Vermögen bilden wollen bzw Eigenkapital bilden müssen, also nicht Bargeld
halten, trotz der relativen Wirkung der Liquiditätspräferenz).
Wenn die Monetative dieses Geld über den Staat den Anleihenbesitzern zukommen
läßt, was macht die Monetative, in Zeiten, wo Rezession die Geldmenge
eigentlich verkleinern sollte?
Ich verstehe die Frage nicht so recht. Ist gemeint, dass durch
Übergangs-Seigniorage Staatsschulden zurückgekauft werden? In diesem Fall
wird die Geldmenge nicht ausgeweitet. Denn es fließt jeweils nur so viel
Vollgeld an die Anleihebesitzer, wie durch Tilgung von Altkredit an Giralgeld
gelöscht wird. Das bedeutet eine einfache Ersetzung von Giralgeld durch
Vollgeld, per se ohne Änderung der umlaufenden Geldmenge.
Unabhängig davon: In Zeiten der Rezession sollte die Geldmenge nicht
verkleinert werden (wie heute die Banken durch Kreditklemme das bewirken),
sondern besser stabil gehalten werden.
Was sollte Menschen dazu bewegen, Ihr monetatives, wertstabiles Geld in
Anleihen auszulagern, damit sich das „Geldvermögen einlösen“ und das
"Geldvermögen erschaffen“ kompensiert?
Auch diese Frage ist für mich nicht klar zu verstehen. Das Vollgeld der
Monetative kann zwar im Prinzip beanspruchen, wertbeständiger als Giralgeld
zu sein, weil es weniger Inflation und Finanzmarktspekulation impliziert. Ob
es wirklich 'wertstabil' sein wird, hängt jedoch, wie bei jedem Geld, davon
ab, ob die Wirtschaft ihre Produktivität aufrecht erhält, steigert oder nicht
zu halten vermag.
Das ist mein Hauptproblem, dass ich mit Vollgeldsystem habe, wie verhindert
man das Horten von Vollgeld, was ja ohne Zweifel das Hauptproblem heute ist.
Was soll mich davon abhalten, mein wertstabiles Geld einfach zu behalten? Ist
das nicht ein Problem für die Tauschmittelfunktion des Geldes in der
Monetativen? Gibt’s da schon Lösungen?
Dem kann ich nicht zustimmen. 'Horten' war ein typisches und tatsächliches
Problem in der Metallgeldzeit. Heute ist es - in Deutschland, und nur da,
dank Gesell - zu einer fixen Präokkupation in einem gewissen Milieu geworden.
In einer modernen Wirtschaft ist eine zyklische Zu- und Abnahme der
Liquiditätspräferenz nur natürlich und gehört zu einer organischen Evolution
auch der Wirtschaft.
Die neueren Versuche, Geldanlagen in M2, M3 und Wertpapieren ebenfalls als
'Horten' zu interpretieren finde ich abwegig.
Schon in einem Giralgeldsystem muss Geld nicht erst gespart werden, um
investiert werden zu können. Worauf es wirklich ankommt, ist die Bereitschaft
der Banken, Kredit zu geben. Das hat mit Horten nichts zu tun, denn dafür
brauchen die Banken niemandes Geld, nur (fraktional, d.h. zum Bruchteil)
Zentralbank-Reserven.
Auch in einem Vollgeldsystem kann eine - hypothetisch unterstellte -
verringerte Geldzirkulation durch vorübergehende Ausgabe von mehr Geld
kompensiert werden.
Soweit meine Fragen. Schöne Grüße, Piratos
Ähnliches Thema wie Piratos, anders formuliert: Wie soll Vollgeld für ein
Marktgleichgewicht auf dem Kredit-/Geldmarkt sorgen?
Ein Gleichgewicht auf dem Geld- und Kreditmarkt gibt es heute genau genommen
nicht, weil die Giralgeldschöpfung im Auf ebenso wie die Giralgeldvernichtung
im Ab keine immanenten Grenzen kennt. Erst eine stabile (nicht konstante)
Geldmengenentwicklung in einer Vollgeldordnung bietet die Grundvoraussetzung
für ein Marktgleichgewicht - soweit es so etwas in der wirklichen Welt
überhaupt gibt.
Anscheinend wollen zum aktuellen Zinsniveau viel mehr Wirtschaftssubjekte
Guthaben vergrößern oder Schulden verkleinern als umgekehrt, mit dem Effekt
dass der Staat als Schuldner einspringen muss.
Ja, das sehe ich auch so. Nur sind das nicht gerade normale Bedingungen, und
typisch nur für eine schwere Krise bevor eine Bereinigung stattfindet.
Auch unfreiwillige Arbeitslosigkeit ist hier als Kreditangebot zu betrachten,
denn die Arbeitslosen wollen ja erst mal in Vorleistung gehen (arbeiten) um
Guthaben aufzubauen, um diese dann teilweise recht bald und teilweise erst
sehr viel später wieder abzubauen.
Schade, aber das verstehe ich wiederum nicht.
Schöne Grüße,
Joseph Huber
cosmic & the
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