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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: HagenPirat <mailathh-geldordnung AT yahoo.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen
  • Date: Thu, 5 Apr 2012 17:38:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Lieber Hagen,

On Thu, Apr 5, 2012 at 10:54 AM, HagenPirat
<mailathh-geldordnung AT yahoo.de> wrote:
> nha schrieb:
>> HagenPirat schrieb:
>>>
>>> ...
>>>
>>> Die Target2-Salden sind bei einem
>>> Kreditausfall (wenn ein Land seine Kredite nicht begleichen kann) oder
>>> bei
>>> einem Zerfall des Eurosystems ein Problem - nicht vorher.
>>
>> Falsch, ein Problem besteht nur bei einem Zerfall des Eurosystems. Der
>> Kreditausfall eines Landes hat nichts mit Target zu tun, weil Target
>> ja nur Verrechnung innerhalb des ESZB ist und somit von den
>> Regierungsfinanzen unabhängig ist.
>
>
> Wer es streng formulieren will, kann behaupten, dass weder ein Kreditausfall
> noch ein denkbarer Zerfall des Währungssystems etwas mit Target2 zu tun hat.
> Selbst bei einem Zerfall des Euros entsteht kein Problem, sofern die
> Forderungen irgendwann beglichen werden. Aber diese Formulierungsfrage
> interessiert mich hier nicht.
> Du formulierst es so, als ob der Kreditausfall eines Landes nichts mit
> Target2 zu tun hat. Das ist aber gar nicht die Frage oder die Antwort oder
> von Bedeutung.
> Sofern ein Land seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann
> und Insolvenz wird, wird es keine Zahlungen aus diesem Land geben. Im
> Zweifel wird auch die zugehörige Landeszentralbank nicht fähig sein ihren
> Zahlungsausgleich durchzuführen. (Bei einer klassischen Insolvenz werden die
> restlichen Werte auf die Gläubiger aufgeteilt. Bei einem
> Zahlungsausfall/Staatspleite ist es sehr fraglich, wie man das ausgleichen
> will. Lassen wir auch diese Frage beiseite.)
> Wenn es keine Zahlungen mehr aus einem Land gibt, werden alle Forderungen
> aus diesem Land hinfällig. Dabei ist es egal, ob das im Target2 ablesbar ist
> oder ob es nur zentral bei der EZB anfällt.
> Insofern halte dich deine Aussage "Falsch, ein Problem besteht nur bei einem
> Zerfall des Eurosystems." für falsch.

Nimm es bitte nicht persönlich, aber an deiner Argumentation sieht man
richtig schön deutlich, dass du Target2 einfach nicht verstanden hast.

Du sagst: bei einem Zahlungsausfall des Landes wird es keine Zahlungen
mehr aus dem Land geben. Das ist - zumindest grob - richtig [1]. Aber
für die Target2-Salden ist das *besser so*!

Denn die Target2-Verbindlichkeiten Griechenlands *steigen*, wenn
Zahlungen aus Griechenland in die Rest-Eurozone getätigt werden (und
es keine umgekehrten Kapitalflüsse gibt).

Damit die Target2-Verbindlichkeiten Griechenlands *sinken*, muss es
Zahlungen von der Rest-Eurozone nach Griechenland geben.


>> Aber zum Zahlungsausfall der nationalen Zentralbank kann es eben nicht
>> kommen, weil die nationalen Zentralbanken als de facto-Zweigstellen
>> der EZB immer unbegrenzt zahlungsfähig sind.
>
> Was passiert mit Verbindlichkeiten, die nicht beglichen werden? Was
> passiert, wenn die EZB oder die Landeszentralbanken Geld an andere Banken
> ausgeben und diese Banken das Geld nicht zurückzahlen können?

Dann bedeutet das, dass diese Banken pleite sind und in ein
Insolvenzverfahren geschickt werden müssen. Sollte das ESZB
Bankanleihen dieser Bank besitzen, dann müssten diese womöglich
abgeschrieben werden, d.h. es kommt zu einem Bilanz-Verlust (auch das
ist aber nicht zwingend; es kommt drauf an, *wie* die Bank abgewickelt
wird und inwieweit die Bankanleihen durch ein Folgeinstitut übernommen
werden - das wird sicher hitzige Insolvenz-Verhandlungen geben). Das
hat aber wiederum mit dem Thema dieser Diskussion nichts zu tun.

Schöne Grüße,
Nicolai

[1] In Wirklichkeit gibt es natürlich nie den Zahlungsausfall *eines
Landes*, sondern den Zahlungsausfall *der Regierung*, und private
Akteure werden nach wie vor Zahlungen ausrichten können. Aber das sei
mal als Detail dahingestellt.
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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