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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: alex AT twister11.de
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Target2-System der EZB - dazu sind Artikel auf SPON & sueddeutsche erschienen
  • Date: Fri, 6 Apr 2012 20:38:36 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

On Fri, Apr 6, 2012 at 8:12 PM, <alex AT twister11.de> wrote:
>> Die Kinder können ihr Spielzeug dem Betreuer geben, um im Gegenzug auf
>> der Tafel Punkte zu erhalten. Sie können sich gegenseitig Punkte
>> überweisen, und dann mit den Punkten wieder von der Betreuerin
>> Spielzeuge erhalten (die Punkte werden dann einfach von der Tafel
>> gelöscht). Die Betreuerin muss darauf achten, dass die Summe der
>> Punkte auf der Tafel immer der Summe der bei ihr als Pfand liegenden
>> Spielzeuge entspricht.
>
>
> Frage: Sicher das hier alles stimmt?
> Den fett markierten Teil finde ich kritisch. Man kann gegen Punkte seine
> eigenen Spielzeuge auslösen, aber hat man mehr Punkte als verpfändete
> Spielsachen, so kann man nicht damit auf Spielsachen anderer Zugreifen,
> richtig?

Wer ist "man"?

Das mit dem Rückkaufen der Spielsachen ist nur eine Näherung. In
Wirklichkeit bietet die EZB nicht ihre gesamten Wertpapiere jederzeit
zum Kauf durch die Banken an. Es funktioniert eher so: wenn die
Overnight Interest Rate (also der Zinssatz, zu dem Banken sich
gegenseitig Zentralbankgeld leihen) unter den Leitzins sinkt, dann
bedeutet das, dass es zu viel Zentralbankgeld gibt. Die EZB beschließt
dann, Offenmarktoperationen durchzuführen, was ganz konkret bedeutet,
dass sie Wertpapiere (Spielzeuge) auf dem Markt anbietet; die Banken
kaufen sich diese Wertpapiere (Spielzeuge), und im Gegenzug reduziert
sich ihr Zentralbankgeldguthaben (Punkte auf der Tafel).

Noch komplizierter wird das dadurch, dass die meisten Spielzeuge als
Folge von Repurchase Agreements bei der EZB liegen, d.h. die Banken
"verkaufen" das Wertpapier an die EZB und garantieren, dass sie es
nach einer festen Zeit (X Tage) wieder "zurück kaufen". Das ist alles
sehr virtuell, und passt eben in ein Kindergartenbeispiel nicht
herein, daher mein Versuch der Approximation.


>> Was passiert jetzt, wenn ein Kind aus Raum A seine Punkte an ein Kind
>> aus Raum B schicken will? Die Punktestände stehen auf verschiedenen
>> Tafeln, aber die Betreuer erklären sich bereit, trotzdem die Punkte
>> auf den Tafeln entsprechend zu ändern.
>>
>> Aber der Betreuer von Raum B hat jetzt ein "Problem": am Anfang wurde
>> abgemacht, dass die Summe der Punkte auf der Tafel der Summe der
>> Spielzeuge beim Betreuer entsprechen muss, und jetzt sind auf der
>> Tafel der Betreuerin von Raum B *mehr* Punkte, als sie Spielzeuge hat.
>> Umgekehrt stehen auf der Tafel in Raum A *weniger* Punkte, als der
>> Betreuer dort an Spielzeugen hat.
>
>
> Griechenland hat weniger Punkte auf der Tafel, dafür nen Haufen Spielsachen
> - zumindest theoretisch,

Genau.


>> Die Betreuer einigen sich darauf, die Regeln so anzupassen, dass das
>> kein Problem mehr ist. Sie merken sich einfach, wie viele Punkte
>> insgesamt zwischen den Räumen hin- und hergegangen sind, und lassen
>> das als Ausgleich der fehlenden bzw. überschüssigen Punkte gelten.
>
>
> Kannst du mal so ein Tafelbild malen?
> Angenommen Betreuer A hat 100 Spielsachen und 100 Punkte
> Angenommen Betreuer B hat 200 Spielsachen und 200 Punkte
> Dann lassen sie den Cross-Tafel-Punktetransfer zu.
> Mit deiner Lösung würde dann folgendes passieren:
> Betreuer A hat 100 Spielsachen und 50 schwarze Punkte und 50 farbe1 Punkte
> Betreuer B hat 100 Spielsachen und 100 schwarze Punkte und 50 farbe1 Punkte
> (schwarze Punkte sind Originalpunkte, farbige Punkte sind an crosstafel
> weitergegebene Punkte... ... gäbe es n Betreuer, würde man einfach n farben
> nutzen...)

Nein. Die Punkte sind ja die "Guthaben" der Kinder, die gibt es nur in
einer Farbe. Also mal ein konkretes Beispiel.

Betreuer A hat 100 Spielsachen, auf "seiner" Tafel steht:
Alex 27
Barbara 31
Charlie 19
Denise 23

Betreuerin B hat 100 Spielsachen, auf "ihrer" Tafel steht:
Ernst 33
Franziska 36
Georg 31

Nun schickt Barbara 20 Punkte an Ernst.

Betreuer A hat 100 Spielsachen und ein Target-Saldo -20, und auf
"seiner" Tafel steht:
Alex 27
Barbara 11
Charlie 19
Denise 23

Betreuerin B hat 100 Spielsachen und ein Target-Saldo +20, und auf
"ihrer" Tafel steht:
Ernst 33
Franziska 56
Georg 31

Zurück übersetzt in Bilanzen sieht es so aus:

Betreuer A: Aktiva: 100 Spielsachen; Passiva: A 27, B 11, C 19, D 23,
Target-Verbindlichkeit 20
Betreuerin B: Aktiva: 100 Spielsachen, Target-Forderung 20; Passiva: E
33, F 56, G 30

Die Summe der Aktiva ist gleich der Summe der Passiva.


> Vielleicht kann man die Eltern der Kinder zwischen diese und den Betreuer
> schalten ...in einem weiteren Schritt, um Vorgänge inklusive Buchgeld zu
> beschreiben.

Kann man machen, wobei man berücksichtigen muss, dass es sehr, sehr
viel mehr Kinder als Eltern gibt. Also wenn jedes Elternpaar so ein
Dutzend Kinder hätte, könnte man vielleicht plausible Szenarien malen
- nur dann wird plausibel sichtbar, dass für den Zahlungsausgleich
zwischen den Eltern sehr viel weniger Zentralbankgeld/Punkte notwendig
sind als Giralgeld fließt.


>> Lerne, wie die Welt wirklich ist,
>> aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
>
>
> Jeah :-) ... das Problem hierbei ist, das es ne Menge Menschen gibt, die
> noch nie wussten wie die Welt wirklich sein sollte, weil sie sich nie damit
> auseinandergesetzt haben.
> Aber gäbe es viele von solchen, wäre die Piratenpartei ja auch schon
> stärkste Kraft im Bund... so wird sie in absehbarer Zeit erstmal nur
> Drittstärkste Kraft :-)
> .... mit ganz viel Glück schon bei der nächsten Bundestagswahl - ... - sonst
> müssten wir ja nochmal 4 Jahre warten :D

Hoffen wir erst mal auf weiterhin gute Landtagswahlergebnisse ;)

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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