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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Frage an die AG wg. Bargeld-Umlauf und Umlaufsicherung

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Frage an die AG wg. Bargeld-Umlauf und Umlaufsicherung


Chronologisch Thread 
  • From: Monika Herz <elisapirat AT googlemail.com>
  • To: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>, ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Frage an die AG wg. Bargeld-Umlauf und Umlaufsicherung
  • Date: Fri, 23 Mar 2012 22:13:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Nicolai,
> •         Bargeldtransaktionen im Vergleich zu Giralgeldtransaktionen  = 58%

Die 58% beziehen sich auf Transaktionen insgesamt. Also 58% aller
Transaktionen von Privatpersonen (sicher im Gegensatz zu B2B) laufen
in Bargeld ab.

Naja, das wissen wir nicht genau. Niemand weiß, wie oft Bargeld die Besitzer wechselt. Es ist im Bericht auch nicht von Transaktionen von Privatpersonen die Rede. 

> Im Vortrag nehme ich diese Daten (nur 4.4% des Bargelds sind in
> Transaktions-Umlauf) zur Begründung für den Umlaufimpuls des Regio.
> * der Umlaufimpuls ist ein Steuerungsinstrument gegen Bargeld-Hortung
> * der Umlaufimpuls ist daher ein Steuerungsinstrument für Bargeld-Ausgabe
> (in 7 Jahren + 329%)
> * der Umalufimpuls ist daher ein Instrument gegen Inflationsgefahr: solange
> Bargeld (60%) unter der Matratze liegt, egal, sobald aber aufgrund
> politischer Ereignisse dieses Bargeld massiv in Umlauf gebracht wird,
> erzeugt es am Markt Teuerung (vermutlich, man weiß es ja nicht genau, oder?)

Klar, das ist möglich. Das ist aber eigentlich eher unkritisch, weil
es ein einmaliger Teuerungsschub wäre - wenn das Bargeld in Umlauf
gebracht wurde hört der Spuk wieder auf. In der VWL wird ja eher die
anhaltende Inflation problematisiert.

Der Haken ist: Bei einer angenommen Überflutung des Marktes von bisher gehortetem Bargeld wäre Teuerung die Folge. Die Teuerung bleibt erhalten, der Spuk ist erschienen - aber er hört nicht mehr auf. Die Folge ist, dass die Leute, die nicht in der Lage waren, Bargeld zu horten, von der Teuerung dauerhaft betroffen sind, aber kein Geld haben. Sie können nach der Teuerung nichts mehr kaufen. Das ist ein ganz übler Spuk. Der gefällt mir nicht. Gar nicht.
 

> * der Umlaufimpuls ist daher ein Instrument zur Kontrolle von
> Inflationsgefahr

Na, ich weiß nicht. Die Inflation, von der ständig die Rede ist, kommt
ja nicht daher, dass die Menschen ihr Gespartes auflösen. Du machst da
also etwas zum Thema, das eigentlich niemanden so wirklich juckt.

Und ist nicht diese niedrige aber stetige Inflation nicht auch schon
ein Umlaufimpuls, der der Gefahr, die du siehst, entgegen wirkt?

Ich spreche von der Gefahr einer galoppierenden Inflation. Die schleichende haben wir ja schon. Ich trag in meinem Geldbeutel 1 Schein, da steht "1Milliarde Reichsmark" drauf. Es war ursprünglich ein "1000-Reichsmark-Schein", überstempelt in roter Farbe mit dem Wort 1 Milliarde. Aber man konnte nichts mehr davon kaufen! Nicht nett. Diese Ängste kursieren iwie noch im Unbewußten. Vielleicht wäre der Umlaufimpuls doch eine Medizin dagegen!
 

> * außerdem ist der Umlaufimpuls das "Abbild natürlicher Prozesse im Geld",
> weil in der Natur die Dinge auch "rosten, schimmeln und vergehen...".
> Umlaufgesichertes Geld ist daher "natürliches" Geld, von daher "gesundes"
> Geld...

Geld ist keine reale Ressource sondern ein vom Menschen geschaffenes
Konzept, für das es in der Natur kein Analogon gibt. Den ewigen
Versuch, krampfhaft eine Analogie für Geld in anderen Dingen zu
suchen, halte ich für verkehrt. Die wahre Natur des Geldes versteht
man erst, wenn man diesen Versuch aufgibt. Daraus könnte man doch ein
schönes Koan basteln, denkst du nicht?

Ja, Geld ist ein Konzept. Sowieso. Aber was spricht denn dagegen, das Konzept Geld an die natürlichen Gegebenheiten anzubinden. Solange es noch Konzepte braucht. Wenn wir keine Konzepte mehr brauchen, brauchen  wir auch kein Geld mehr. Das wäre die Lösung des Koans.

Ich verstehe, woher der Impuls kommt, aber ich finde ihn falsch, denn
er führt zu allen möglichen Absurditäten. Woher weißt du denn zum
Beispiel, was die richtige Höhe des Imlaufimpuls sein sollte? 1000%
jährlich? 100% jährlich? 10% jährlich? 1% jährlich? 0,1% jährlich? 0%
jährlich?

Und überhaupt: die Inflation ist doch auch schon ein Umlaufimpuls,
oder etwa nicht? Wieso sollte man da noch künstlich etwas
draufschlagen?

Inflation ist kein Umlaufimpuls. Es ist umgekehr. Umlaufimpuls ist die Medizin für Inflation.Inflation führt - konsequent zu Ende gedacht - zu Verarmung der Massen.
Brauchen wir Inflation? Oder brauchen wir Umlaufimpuls?
Und das ist nciht eine Frage der Wortwahl.
Die Höhe des Umlaufimpulses ergibt sich aus dem Bedarf. Wenn viel Bedarf, ist hohe Geldgeschwindigkeit erwünscht, also Anreiz durch hoher Umlaufimpuls. Wenn Sättigung, dann niedriger Umlaufimpuls. So wie der Mensch, wenn er satt ist, runterfährt. Und wenn er was braucht, hochfährt, um zu schaffen.
Wenn schon Konzepte, dann solche, die der Natur des Planeten, auf dem wir leben, angepasst sind, anstatt gegenteilig - mit den längerfristig verheerenden Folgen.
Kannst du dem folgen?

lg Monika

> Meine Frage bzw. Bitte an Euch:
> 1. Die Zahlen oben hab ich aus dem Bericht ermittelt. Mag jemand prüfen, ob
> ich richig gerechnet hab?
> 2. Sind meine Schlußfolgerungen nach Ansicht der AG korrekt?

Die Zahlen sehen für mich richtig aus. Die Schlussfolgerungen teile
ich nicht, aber das habe ich ja oben schon geschrieben.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.





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