ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
- Date: Fri, 3 Feb 2012 12:31:13 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Evult
Hmm, also wenn ich vollen Zugang zu solchen Daten hätte, würde ich solche und
noch ganz andere Betrachtungen anstellen, auch Korrelationen untersuchen,
doch die haben in den meisten Fällen nur die Statistischen Bundesämter. Wir
müssen uns da mit Diagrammen begnügen oder im Bundesamt die Anfrage stellen,
dass die Analysen machen. Das wäre mal ein Punkt, den wir als Partei fordern
könnten, Korrelationen aus den umfangreichen Daten herzustellen, die die
wichtigsten volkswirtschaftlichen Thesen unterstützen oder widerlegen.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im
Auftrag von wiwg AT gmx.net
Gesendet: Freitag, 3. Februar 2012 12:23
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
Naja, was macht denn die Wissenschaft? Das gleiche: Statistik und Logik. Egal
ob Physiker, Chemiker, Biologe, Psychologe, Mediziner etc.: Alle benutzen
Statistik, deskritptive Statistik und analytische Statistik. Und deren
Sachverhalte sind nicht weniger Komplex.
Da können sich meiner Meinung nach auch Volkswirte nicht rausdrehen. Genau
dieses wissenschaftliche Ausseinandersetzung mit der Wirtschaft, mit zur
Hilfenahme des Werkzeuges der Statistik, fehlt mir. Damit kann man auch bei
komplexen Sachverhalten, die Wirkung/den Einfluss einer oder mehrer größen
auf ein Resultat statistisch beschreiben bzw. dessen Wirkung analytisch
ermitteln.
Ich sage nur Teststatistik und Korrellations-/Regressionsanalysen. Um auf den
Artikel, den ich anbrachte, als Beispiel zurückzukommen, so könnte der Autor,
anstatt nur einfach das Diagramm hinzuknallen, die Daten, die zum Diagramm
führen mal durch eine Zeitabhängige Korrelationsanalyse schicken. Erst dann
kann man auf deskriptiver ebene Sagen: es gibt einen kompletten/teilweisen
Zusammenhang, oder eben nicht.
Würde er jetzt noch seine Daten aufschlüsseln, nach Entwicklung der Schulden
(als Unabhängige Variable, das heißt die Variable, welche die Zielgröße
beinflussen soll) und z.B. das Wirtschaftswachstum (als Abhängige Variable,
welche die besagte Zielgröße darstellt), könnte er mit analytischer Statistik
einen Unterschiedstest zwischen zwei Gruppen (hohe Schulden vs. niedrige
Schulden) in Bezug auf das Wirtschaftswachstum durchführen. Damit könnte er
ermitteln, wie wahrscheinlich es ist, dass die Schulden das Wachstum
beeinflusst haben. Wobei das folgende dann z.B. die überprüfbare Hypothes
darstellen könnte: H1: µ1(Wachstum in bei hohen Schulden)>µ2(Wachstum bei
niedrigen Schulden), welches gegen H0: µ1<=µ2 (Schulden hätten keinen
Einfluss) getestet wird.
Das Ergebnis wäre ein Wahrscheinlichkeitswert (Alpha-Fehler), der die
Wahrscheinlichkeit besagen würde, das man einen Unterschied bedingt durch die
Schulden im Wachstum fälschlich feststellen würde (falsch positiv). Wobei man
Werte von weniger 5%, besser noch weniger 1%, idealer Weise von unter 0,1%
oder 0,01% erreichen möchte (Signifikanzwerte/-stufen)
Das sind in jeder Natur- und auch einigen Geisteswissenschaft absolute
Grundlagen, welche zwar nicht immer richtig gehandhabt/erinnert werden,
nichts desto trotz wissenschaftlicher Standard sind bzw. als solche angedacht
sind.
Grüße
Mike
-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Fri, 3 Feb 2012 11:36:01 +0100
> Von: CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de
> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
> Bernd Senf (kritischer Volkswirt) hat einmal geschrieben, die
> mathematischen Formeln in der Volkswirtschaft sind aus dem
> "Mathematikneid" der Volkswirte und Betriebswirte (gegenüber Physikern und
> Ingenieuren) entstanden.
> Keine einzige Formel die es in der Volkswirtschaft gibt, kann
> irgendeinen Nachweis führen. Die Systemzusammenhänge sind eben auch
> menschlich und nicht rein mathematisch, zudem durch die Vielzahl der
> Marktteilnehmer komplex.
> Die einzige Methode, wie man da Nachweise führen kann, ist Logik und
> Statistik. Deshalb kommt es eben leider zu diesen Diskussionen um
> virtuelle Behauptungen, wie z.B. dass es den Zinseszinseffekt nicht
> gäbe, weil die Zinsempfänger das Geld ja wieder ausgeben.
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
> [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.d
> e] Im Auftrag von wiwg AT gmx.net
> Gesendet: Freitag, 3. Februar 2012 11:16
> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
>
> In diesem Link
> (http://rodgermmitchell.wordpress.com/2009/09/07/introduction/) wird
> beschrieben, wie doch die Schulden und die Geldmenge eines monetär
> souveränen Systems positiv miteinander zusammenhängen sollen. Und mit
> einer ordentlichen Geldmenge soll dann auch die Wirtschaft ordentlich
> wachsen.
>
> Das Problem, neben dem Umstand, dass es scheinbar auf die EU-Zone
> nicht anwendbar ist, ist das fehlende wissenschaftliche Backup. Da
> sind zwar schöne Diagramme drin, aber es wird das Diagramm qualitativ
> betrachtet und
> gesagt: "gugg, eindeutig ein Zusammenhnag". Wobei, solange da keine
> Zahlen, am besten noch statistische Zusammenhangsmaße, wie
> Korrelationskoeffizient oder Varianzaufklärung (deskriptive Statistik)
> oder am Besten noch eine Signifikanz von Unterschieden, bedingt durch
> die Untersuchung bestimmter Einflussfaktoren (z.B. Schulden) auf eine
> Abhängige Größe (z.B. Wachstum) angegeben sind oder ermittelbar
> werden, ist das ganze zwar nett, aber nicht überprüfbar.
>
> Was ich sagen will:
> Bei all diesen netten Ökonomischen Systemen, Gesetzen und Theorien
> werden selten Werkzeuge zur überprüfung der Theorie zur Hand genommen,
> welche die Wissenschaft über Jahrhunderte entwickelt hat. Deshalb
> fällt es mir persönlich sehr schwer, die verschiedenen Theorien und
> Behauptungen gegeneinander abzuwegen, da alle irgenwo einer gewissen
> Logik folgen, doch irgendwo der logische Faden immer abbricht (aus meiner
> Sicht).
>
> Reduzierung der Schulden klingt erstmal logisch. Dann hätte der Staat
> mehr Möglichkeiten, in die Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung etc.
> zu investieren. Andererseits, so meine Erfahrung aus verschiedenen
> Simulationen bzw. Behauptungen verschiedener Modelle, führt das starke
> Schrumpfen der absoluten Schulden nach einer gewissen Latenzzeit zu
> einem schrumpfen der Wirtschaft und zu einer erneuten Verschuldung.
> Das mag den Simulationen/Modellen geschuldet sein, kann aber auch eine
> realistische Abbildung sein.
>
> Ich denke auch, dass ein sinnvoller Kompromis der Bezug von Schulden
> auf das BIP ist, kann das aber in keiner Weise durch Daten unterlegen.
> Wir befinden uns da auch in einem Dilemma. Ratingagenturen z.B. werden
> doch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die relative Staatsverschuldung
> bei der Bewertung der Staaten herannehmen, so liegt doch Japan
> inzwischen bei einem AA- (S&P), wobei wir immernoch ein AAA (S&P)
> haben (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Sollte diese
> Behauptung stimmen, wird es in einem Staat mit einem hohen
> Schuldenverhältnis und damit schlechtem Rating automatisch zu einer
> Verschlechterung der Wirtschaft auf Grund fehlender Investitionen führen.
> Es könnte ja aber auch sein, dass die Ratingagentur das
> Schuldenverhältnis zu Recht heranzieht. Aber bleiben denn
> Investitionen auf Grund eines hohen Schuldneverhältnisses aus?
>
> Eine Untersuchung, die einen positiven Zusammenhang von hohem
> Schuldenverhältnis, schlechtem Rating und geringerem Wachstum
> feststellen würde, liese daher mehrere inhaltlich verschiedene
> Schlussfolgerungen zu:
> 1. Die Bewertung der Ratingagentur scheint ein valider Indikator für
> die zukünftige Wirtschaftsleistung zu sein, das Schuldenverhältnis ist
> ein valider Parameter für das Rating 2. Die Bewertung der
> Ratingagentur scheint die zukünftige Wirtschaft eines Staates zu
> beeinflussen, Wirkung des Schuldenverhältnisses ist unklar 3. Das
> Schuldenverhältnis scheint die zukünftige Wirtschaft eines Staates zu
> beeinflussen, Wirkung des Ratings ist unklar ...
>
> Ob denn da die relativen Schulden, solange sich das Rating parallel zu
> diesem Verhält, ursächlich sind, kann daher kaum klar werden.
>
> Erst wenn ein Rating nicht von diesem Verhältnis abhängt, kann man die
> nun unterschiedlichen Einflüsse von Rating und Schuldenverhältnis
> bewerten.
>
> Ich persönlich komme aus solchen Dilemmas nicht raus, solange mir
> keiner seine Theorien mit überprüfbaren/überprüften Hypothesen unterlegt.
>
> Grüße
>
> Mike
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- [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber, MonikaHerz AT t-online.de, 03.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber, Nicolai Haehnle, 03.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber, wiwg, 03.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber, CU_Mayer, 03.02.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber, CU_Mayer, 03.02.2012
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