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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber


Chronologisch Thread 
  • From: wiwg AT gmx.net
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
  • Date: Fri, 03 Feb 2012 12:22:41 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Naja, was macht denn die Wissenschaft? Das gleiche: Statistik und Logik. Egal
ob Physiker, Chemiker, Biologe, Psychologe, Mediziner etc.: Alle benutzen
Statistik, deskritptive Statistik und analytische Statistik. Und deren
Sachverhalte sind nicht weniger Komplex.

Da können sich meiner Meinung nach auch Volkswirte nicht rausdrehen. Genau
dieses wissenschaftliche Ausseinandersetzung mit der Wirtschaft, mit zur
Hilfenahme des Werkzeuges der Statistik, fehlt mir. Damit kann man auch bei
komplexen Sachverhalten, die Wirkung/den Einfluss einer oder mehrer größen
auf ein Resultat statistisch beschreiben bzw. dessen Wirkung analytisch
ermitteln.

Ich sage nur Teststatistik und Korrellations-/Regressionsanalysen. Um auf den
Artikel, den ich anbrachte, als Beispiel zurückzukommen, so könnte der Autor,
anstatt nur einfach das Diagramm hinzuknallen, die Daten, die zum Diagramm
führen mal durch eine Zeitabhängige Korrelationsanalyse schicken. Erst dann
kann man auf deskriptiver ebene Sagen: es gibt einen kompletten/teilweisen
Zusammenhang, oder eben nicht.

Würde er jetzt noch seine Daten aufschlüsseln, nach Entwicklung der Schulden
(als Unabhängige Variable, das heißt die Variable, welche die Zielgröße
beinflussen soll) und z.B. das Wirtschaftswachstum (als Abhängige Variable,
welche die besagte Zielgröße darstellt), könnte er mit analytischer Statistik
einen Unterschiedstest zwischen zwei Gruppen (hohe Schulden vs. niedrige
Schulden) in Bezug auf das Wirtschaftswachstum durchführen. Damit könnte er
ermitteln, wie wahrscheinlich es ist, dass die Schulden das Wachstum
beeinflusst haben. Wobei das folgende dann z.B. die überprüfbare Hypothes
darstellen könnte: H1: µ1(Wachstum in bei hohen Schulden)>µ2(Wachstum bei
niedrigen Schulden), welches gegen H0: µ1<=µ2 (Schulden hätten keinen
Einfluss) getestet wird.

Das Ergebnis wäre ein Wahrscheinlichkeitswert (Alpha-Fehler), der die
Wahrscheinlichkeit besagen würde, das man einen Unterschied bedingt durch die
Schulden im Wachstum fälschlich feststellen würde (falsch positiv). Wobei man
Werte von weniger 5%, besser noch weniger 1%, idealer Weise von unter 0,1%
oder 0,01% erreichen möchte (Signifikanzwerte/-stufen)

Das sind in jeder Natur- und auch einigen Geisteswissenschaft absolute
Grundlagen, welche zwar nicht immer richtig gehandhabt/erinnert werden,
nichts desto trotz wissenschaftlicher Standard sind bzw. als solche angedacht
sind.

Grüße

Mike

-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Fri, 3 Feb 2012 11:36:01 +0100
> Von: CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de
> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber

> Bernd Senf (kritischer Volkswirt) hat einmal geschrieben, die
> mathematischen Formeln in der Volkswirtschaft sind aus dem "Mathematikneid"
> der
> Volkswirte und Betriebswirte (gegenüber Physikern und Ingenieuren)
> entstanden.
> Keine einzige Formel die es in der Volkswirtschaft gibt, kann irgendeinen
> Nachweis führen. Die Systemzusammenhänge sind eben auch menschlich und nicht
> rein mathematisch, zudem durch die Vielzahl der Marktteilnehmer komplex.
> Die einzige Methode, wie man da Nachweise führen kann, ist Logik und
> Statistik. Deshalb kommt es eben leider zu diesen Diskussionen um virtuelle
> Behauptungen, wie z.B. dass es den Zinseszinseffekt nicht gäbe, weil die
> Zinsempfänger das Geld ja wieder ausgeben.
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
> [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im
> Auftrag von wiwg AT gmx.net
> Gesendet: Freitag, 3. Februar 2012 11:16
> An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Staatschulden abbauen nach Felber
>
> In diesem Link
> (http://rodgermmitchell.wordpress.com/2009/09/07/introduction/) wird
> beschrieben, wie doch die Schulden und die Geldmenge eines
> monetär souveränen Systems positiv miteinander zusammenhängen sollen. Und
> mit
> einer ordentlichen Geldmenge soll dann auch die Wirtschaft ordentlich
> wachsen.
>
> Das Problem, neben dem Umstand, dass es scheinbar auf die EU-Zone nicht
> anwendbar ist, ist das fehlende wissenschaftliche Backup. Da sind zwar
> schöne Diagramme drin, aber es wird das Diagramm qualitativ betrachtet und
> gesagt: "gugg, eindeutig ein Zusammenhnag". Wobei, solange da keine Zahlen,
> am
> besten noch statistische Zusammenhangsmaße, wie Korrelationskoeffizient
> oder Varianzaufklärung (deskriptive Statistik) oder am Besten noch eine
> Signifikanz von Unterschieden, bedingt durch die Untersuchung bestimmter
> Einflussfaktoren (z.B. Schulden) auf eine Abhängige Größe (z.B. Wachstum)
> angegeben sind oder ermittelbar werden, ist das ganze zwar nett, aber nicht
> überprüfbar.
>
> Was ich sagen will:
> Bei all diesen netten Ökonomischen Systemen, Gesetzen und Theorien werden
> selten Werkzeuge zur überprüfung der Theorie zur Hand genommen, welche
> die Wissenschaft über Jahrhunderte entwickelt hat. Deshalb fällt es mir
> persönlich sehr schwer, die verschiedenen Theorien und Behauptungen
> gegeneinander abzuwegen, da alle irgenwo einer gewissen Logik folgen, doch
> irgendwo
> der logische Faden immer abbricht (aus meiner Sicht).
>
> Reduzierung der Schulden klingt erstmal logisch. Dann hätte der Staat
> mehr Möglichkeiten, in die Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung etc. zu
> investieren. Andererseits, so meine Erfahrung aus verschiedenen Simulationen
> bzw. Behauptungen verschiedener Modelle, führt das starke Schrumpfen der
> absoluten Schulden nach einer gewissen Latenzzeit zu einem schrumpfen der
> Wirtschaft und zu einer erneuten Verschuldung. Das mag den
> Simulationen/Modellen geschuldet sein, kann aber auch eine realistische
> Abbildung sein.
>
> Ich denke auch, dass ein sinnvoller Kompromis der Bezug von Schulden auf
> das BIP ist, kann das aber in keiner Weise durch Daten unterlegen. Wir
> befinden uns da auch in einem Dilemma. Ratingagenturen z.B. werden doch mit
> hoher Wahrscheinlichkeit auch die relative Staatsverschuldung bei der
> Bewertung
> der Staaten herannehmen, so liegt doch Japan inzwischen bei einem AA-
> (S&P), wobei wir immernoch ein AAA (S&P) haben (korrigiert mich, wenn ich
> falsch liege). Sollte diese Behauptung stimmen, wird es in einem Staat mit
> einem
> hohen Schuldenverhältnis und damit schlechtem Rating automatisch zu einer
> Verschlechterung der Wirtschaft auf Grund fehlender Investitionen führen.
> Es könnte ja aber auch sein, dass die Ratingagentur das
> Schuldenverhältnis zu Recht heranzieht. Aber bleiben denn Investitionen auf
> Grund eines
> hohen Schuldneverhältnisses aus?
>
> Eine Untersuchung, die einen positiven Zusammenhang von hohem
> Schuldenverhältnis, schlechtem Rating und geringerem Wachstum feststellen
> würde,
> liese daher mehrere inhaltlich verschiedene Schlussfolgerungen zu:
> 1. Die Bewertung der Ratingagentur scheint ein valider Indikator für die
> zukünftige Wirtschaftsleistung zu sein, das Schuldenverhältnis ist ein
> valider Parameter für das Rating 2. Die Bewertung der Ratingagentur scheint
> die zukünftige Wirtschaft eines Staates zu beeinflussen, Wirkung des
> Schuldenverhältnisses ist unklar 3. Das Schuldenverhältnis scheint die
> zukünftige Wirtschaft eines Staates zu beeinflussen, Wirkung des Ratings ist
> unklar ...
>
> Ob denn da die relativen Schulden, solange sich das Rating parallel zu
> diesem Verhält, ursächlich sind, kann daher kaum klar werden.
>
> Erst wenn ein Rating nicht von diesem Verhältnis abhängt, kann man die
> nun unterschiedlichen Einflüsse von Rating und Schuldenverhältnis
> bewerten.
>
> Ich persönlich komme aus solchen Dilemmas nicht raus, solange mir keiner
> seine Theorien mit überprüfbaren/überprüften Hypothesen unterlegt.
>
> Grüße
>
> Mike
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