Ahoi
wer sind denn die Sparer ? Und warum sparen sie ?
Buzz
Am 29.01.2012 14:17, schrieb Piratos aka. Tobias:
Am 29.01.2012 12:57, schrieb GeldPirat:
Ahoi Leute,
hier sind mir nach meiner Meinung an einem ausgesprochen
interessanten Punkt in der Debatte angekommen. Wir haben 7
Stationen im Lebenszyklus einer Staatsanleihe bis diese in den
Besitz einer Nichtbank kommt. Über diese 7 Stationen herrscht
Einigkeit. Welche Auswirkungen diese jedoch auf die Geldmenge
haben ist unter den Diskutanten umstritten.
Tobias lässt sich offenbar von der Vorstellung leiten, dass das
Giralgeld, das bei der Emission einer Staatsanleihe entsteht
(3.) die umlaufende Geldmenge maßgeblich bestimmt und betrachtet
daher den Kauf durch eine Nichtbank, also die Vernichtung des
Giralgeldes, als ein gravierendes Problem für die
Realwirtschaft. Bitte berichtige mich Tobias, wenn ich Dir hier
etwas falsches unterstellen sollte - es wäre nicht absichtlich.
Hier mein Versuch ein Bild zu malen, für die Künstler unter uns,
verzeiht, wenn es nicht "schön" wird.
Das Bild vom Motor "Wirtschaft"
Dieser Motor "Wirtschaft" hat ein Schmiermittel, unser
Tauschmittel "Geld", dieses Geld fließt in einem Kreislauf in dem
Motor "Wirtschaft".
Jetzt hat der Tauschmittelkreislauf plötzlich ein Leck, an einer
Stelle tritt ein wenig Tauschmittel aus dem Kreislauf aus, und
tropft auf den Boden. Dort bildet sich ein Pfütze (die "Spar"-
Pfütze), die erst ganz klein ist.
Am Anfang merkt der "Motor" das kaum, er funktioniert noch gut,
damit er weiter gut funktioniert, fließt das restliche
Tauschmittel halt etwas schneller, kein Problem.
Die Pfütze wird aber mit der Zeit immer größer, weil keiner das
Leck schließt, und plötzlich merkt der Motor, dass er nicht mehr
gut geschmiert ist, er wird langsamer.
Tja, was ist zu tun, man könnte das Leck schließen, aber es gibt
"Mächte" die sagen, nöö erst mal füllen wir das Tauschmittel auf,
damit der Motor wieder genug Tauschmittel hat.
Der "Bewacher des Motors"(der Staat) geht zum Tauschmittelerzeuger
(Bank) und holt sich dort neues Tauschmittel, dafür unterschreibt
er eine Art Rück-Zahlschein (die Staatsanleihe)
Der Staat kippt das Tauschmittel in den Motor und er läuft wieder
super, Ok es tropft zwar noch, aber der Bewacher des Motors weiß
ja jetzt wo er Nachschub bekommt.
Wenn die "Spar"-Pfütze zu groß wird, kommt der
Tauschmittelproduzent an, denkt sich, da liegt ja so viel
Tauschmittel rum, und ich habe ja noch die Zahlscheine, dann
könnte ich ja die Zahlscheine dort in der Pfütze einlösen, ich
nehme was da rausgetropft ist und lege an die Stelle den
Zahlschein. Die Sparer in der Pfütze finden das super, weil die
Zahlscheine was ganz sicheres sind, der Wächter des Motors ist
ganz seriös, und selber das Tauschmittel wieder in den Motor
schütten, da habe ich eh keine Lust drauf (Konsumverzicht).
Der Tauschmittel Produzent denkt sich, wie geil, so kann ich dem
Wächter immer wieder neues Tauschmittel verkaufen, wir müssen nur
das Leck etwas größer machen, dann verkaufe ich dem Wächter noch
mehr...
Gesagt, getan, mit einem Guthabenzinswerkzeug vergrößert der
Tauschmittelproduzent das Leck am Motor, nun fließt mehr in die
"Spar-Pfütze", und der Wächter des Motors steht beim
Tauschmittelhändler immer häufiger an, um neues Tauschmittel zu
bekommen, der Motor läuft immer un-runder, der Staat unterschreibt
immer mehr Zahlscheine, der Tauschmittelhändler saugt die Pfütze
immer schneller leer, damit das Leck nicht auffällt, den die
Sparer in der Pfütze sind solange ruhig, solang die Zahlscheine
die sie erhalten sooo sicher sind, wie echtes Tauschmittel.
Tja nun stehen die Sparer da in einer kleine Pfütze Tauschmittel,
was ihnen ständig auf den Kopf tropft, eingebettet in wahnsinnig
viel Zahlscheinen vom Wächter des Motors.
Der Wächter muss die ganze Zeit Tauschmittel ins System kippen,
damit der Motor überhaupt noch funktioniert,
und nun.....
(bin ich in einem kreativem Rausch und bringe noch einen
"V-Effekt" a la Brecht)
... und nun kommt Frau Merkel und verbietet dem Wächter des Motor
weiter Tauschmittel reinzuschütten (Schuldenbremse), ich hoffe,
der Wächter des Motors ist ADAC Premium Mitglied...
- Ende der Geschichte -
Bitte, bitte jetzt kein Shitstorm, war nur ein künstlerischer
Versuch,
meine Ablass Kerze brennt bereits am "Wirtschaftsfach-Altar" ;-)
--
Liebe Grüße Piratos aka. Tobias
Heinz-Ulrich, Benedikt und bislang auch ich sehen keine
nennenswerten Auswirkungen durch die Emission von Staatsanleihen
auf die umlaufende Geldmenge. Das Bild vom Autohändler, der
seine Ware möglichst rasch wieder los werden will ist da sehr
schön. Auch hier, sollte ich jemandem Unrecht tun; bitte richtig
stellen.
Ich habe mal eine kleine Graphik angefertigt, die verschiedene
Varianten visualisiert. http://wiki.piratenpartei.de/Datei:AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik_Monetisierung_von_Staatsschulden.pdf
Bevor ich diese Graphik beschreibe, will ich aber betonen, dass
es sich dabei einfach nur um rein hypothetische Zeitverläufe
handelt. Ich habe nicht die geringste Ahnung welche der
schematischen Darstellungen eher der Realität entspricht.
Bild 1 entspricht der Vorstellung, dass sich Anleihen relativ
lange Zeit im Besitz von Banken befinden, rote Phase.
Entsprechend der Stationen 1 bis 7 ist die umlaufende Geldmenge
während dieser roten Phase um das Volumen der Staatsanleihe
erhöht. Die dünne schwarze Linie soll das symbolisieren.
Bild 2 entspricht dem Autohändler, der seine Autos sehr schnell
weiterverkauft. Die Geldmenge wird nur kurzzeitig beeinflusst.
Und Bild 3 ist der Versuch zu zeigen, dass bei ausreichend
schnellem Takt der Emission von Staatsanleihen die Geldmenge
selbst dann maßgeblich beeinflusst werden kann, wenn Anleihen
relativ schnell in den Besitz von Nichtbanken kommen.
Bild 1 und Bild 3 bedeuten Monetisierung von Staatsschulden.
Bild 2 zeigt keinen Zusammenhang zwischen Geldmenge und
Staatsschulden.
Nochmal: keine Ahnung welches Bild das realistischere ist.
Vielleicht kann man auch noch weitere Schemata dieser Art
konstruieren. Mein Bauchgefühl aber sagt mir, dass wir das
unbedingt herausfinden sollten. Hier scheint mir dass wir vor
einer Weggabelung in der Meinungsbildung stehen. Es ist zu
erkennen, dass mit exakt der selben Beschreibung der
Lebenszyklen einer einzigen Staatsanleihe unterschiedlich
argumentiert werden kann und diese unterschiedlichen
Argumentationsrichtungen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen
führen. Nichts geringeres als die Frage ob das Sparen nun das
Grundübel schlechthin ist oder doch nicht, entscheidet sich an
dieser Weggabelung.
Möglicherweise spielt in diese Diskussion auch noch der
Mechanismus der Verbriefung von Staatsanleihen eine Rolle. Ich
habe mal gelesen, dass Versicherungen nicht unbedingt
Staatsanleihen direkt besitzen, sondern vielmehr indirekt über
Pfandbriefe, aber auch über Bankanleihen. Wäre schön, wenn einer
der Mitlesenden hier Licht ins Dunkel bringen könnte. Ich selbst
bin an dieser Stelle leider völlig unwissend.
Mit Besten Grüßen aus München,
Klaus
(GeldPirat)
P.S.: Wer hierauf antwortet, bitte nicht vergessen den Betreff,
der Netiquette entsprechend, zu kürzen auf "Re: Monetisierung
von Staatsschulden". Also das (was: ...) löschen.
Am 28.01.2012 20:17, schrieb Piratos aka. Tobias:
Am 28.01.2012 18:40, schrieb Benedikt Weihmayr:
„Folglich ein Nullsummenspiel, bei
dem keine realwirtschaftlich relevante Geldschöpfung
erfolgt.“
Der Kreislauf geht doch so:
1. Staat
emittiert Staatsanleihe und Bank hat sie in ihrer Bilanz
2. Staat
bekommt das neu geschöpfte Geld der Bank aufs Konto
3. Staat
gibt das Geld über Staatsausgaben aus, Subventionen,
Gehälter, Sozialausgaben etc
4. Die
privaten Haushalte und Unternehmen häufen
Einnahmenüberschüsse an
5. Mit
den Einnahmenüberschüssen werden Staatsanleihen von den
Banken gekauft
6. Die
Bank überträgt die Staatsanleihe an den Käufer
7. Die
Bank vernichtet das Giralgeld des Käufers
Hab ich da nen Fehler drin?
Bitte sagen
Ja sehr gute Zusammenfassung,
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