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ag-bauen-verkehr - [Ag-bauen-verkehr] von Barrierefreiheit finanziell profitieren - Musterbauordnung (MBO) § 50 Barrierefreies Bauen

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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[Ag-bauen-verkehr] von Barrierefreiheit finanziell profitieren - Musterbauordnung (MBO) § 50 Barrierefreies Bauen


Chronologisch Thread 
  • From: "Ulrich Schlueter" <uschluet AT muenster.de>
  • To: <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Ag-bauen-verkehr] von Barrierefreiheit finanziell profitieren - Musterbauordnung (MBO) § 50 Barrierefreies Bauen
  • Date: Sun, 16 Dec 2012 18:57:57 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Der Betreff "von Barrierefreiheit finanziell profitieren" ist bewusst provozierend gewählt, denn Piraten sind ja eigentlich Gutmenschen, die sich persönlich nicht bereichern wollen, zumindest nicht über Beiträge dieses Forums. ;)
 
 
Werft einen Blick auf
http://nullbarriere.de/musterbauordnung.htm
§ 50 Barrierefreies Bauen
 
Was die Einwände angeht, dass ein Häuslebauer nicht durch Gesetze und Verordnungen bezüglich Barrierefreiheit eingeschränkt werden sollte:
 
§ 49 der Bauordnung NRW gilt nur für Mehrfamilienhäuser. Diese werden i.d.R. von Investoren gebaut, die Mieterträge erzielen wollen und selbst oft gar nicht in das Haus einziehen. Viele Studien belegen, dass die Bevölkerung überaltert und dass deshalb immer mehr barrierefreie Wohnungen benötigt werden. Stehen nicht genügend barrierefreie Wohnungen in einer Stadt zur Verfügung, so steigen und steigen die Mieten für die wenigen angeboteten barrierefreien Wohnungen. Sie sind dann für viele Rentner und junge Behinderte nicht finanzierbar. Der Staat muss dann einen Teil der Miete übernehmen. Es kann nicht sein, dass der Staat (wir alle) dafür zahlen muss, dass die Investoren beim Bau von Mehrfamilienhäusern an der Barrierefreiheit sparen und mehr (kurzfristige) Rendite erzielen wollen.
 
Natürlich sollten private Häuslebauer von selbstgenutzten Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern nicht mit Gesetzen und Verordnungen zur Barrierefreiheit oder Barrierearmut verdonnert werden. Sie sollten aber verstärkt über den Mehrwert und den späteren Werterhalt von barrierefreien Wohnungen informiert werden.
 
Wenn bundesweit die Bevölkerungszahl stagniert oder sogar sinkt, so stagniert oder sinkt irgendwann auch die Nachfrage nach Wohnungen, spätestens dann, wenn die augenblicklich steigende Nachfrage nach kleinen Wohnungen für Singlehaushalte und Paarhaushalte befriedigt ist. Wenn nun aufgrund es Mangels an barrierefreien oder barrierearmen Wohnungen deren Mieten bzw. Kaufpreise stetig steigen (was zumindest in Großstädten nachweisbar ist), bedeutet das bei stagnierender oder fallender Gesamtnachfrage nach Wohnungen zum Kauf oder Miete, dass die Mieten und Kaufpreise für nicht barrierefreie Wohnimmobilien langfristig fallen werden. Wer also heute nicht barrierefrei baut oder kauft, muss bei einem späteren Verkauf damit rechnen, dass der Wert des Gebäudes nicht linear, sondern überproportional gefallen ist - im Gegensatz zu barrierefreien Wohnimmobilien.
 
Ich spreche bewusst immer von Barrierefreiheit (nach geltenden DIN-Normen) und von Barrierearmut. Ein Einfamilienhaus, aber auch weitere Stockwerke in einem Mehrfamilienhaus, müssen nicht komplett nach allen Punkten der DIN-Normen für barrierefreies Bauen gestaltet werden. Oft reichen nur bestimmte Maßnahmen, die sicherstellen, dass ein Rollstuhlfahrer selbstbestimmt (ohne fremde Hilfe) in seine Wohnung kommt und dort in alle Räume. Viele Rollstuhlfahrer können auch eine Badewanne nutzen. Es gibt Sitzauflagen für Badewannen. Der Rollstuhlfahrer fährt neben die Badewanne, klappt die eine Armlehne des Rollstuhls nach hinten weg und zieht sich auf die Sitzfläche der Badewanne rüber. Danach zieht er den Duschvorhang zu. Bedingung ist, dass er in der Lage ist, seine Beine über die Badewannenseite zu hebeln. Aber es gibt auch Badewannen mit aufklappbarer Seitenwand, siehe hier:
 

dusch-badewannenkombination-easy-in-m-von-repabad
http://www.badexperte.de/aktuell/die-dusch-badewannenkombination-easy-in-m-von-repabad.html
 
badewannenduschkombination twinline.html
http://www.badexperte.de/aktuell/twinline-badewannenduschkombination.html

Barrierefreie Bäder - Badexperte.de
http://www.badexperte.de/bad-welten/barrierefreie-baeder/
 
Generell muss man ja Folgendes beachten: Ein Rollstuhlfahrer wird nicht mit demselben Rollstuhl, mit dem er draußen und in der Wohnung fährt, in eine bodentiefe Dusche fahren. Stattdessen muss er in einen wassergeeigneten Rollstuhl oder sonst etwas sich umsetzen oder umgesetzt werden. In Anbetracht dessen ist es dann oft egal, ob man anschließend in der bodentiefen Dusche sitzt oder auf einem Brett oder Spezialhocker in der Badewanne.
 
Generell gilt: Wenn eine Wohnung nachträglich für einen Behinderten nutzbar gemacht werden soll, hängt es von der Art und Schwere der Behinderung ab, was alles wie geändert werden sollte.
 
Und jetzt ein Tipp für Investoren: Ich selbst kaufte über eine Zwangsversteigerung für 47.000 € eine Eigentumswohnung in einem Hochhaus. Ein Rollstuhlfahrer kommt ohne Überwindung von Stufen in den Hauseingang und über den Lift in seine Wohnung. Zur Zeit ist die Wohnung noch an Nichtbehinderte vermietet. Ziehen die aus, so gestalte ich die Wohnung barrierearm um: Schwelle zur Loggia durch klappbare Rampe überwindbar machen. 60 cm breite Badtür verbreitern und durch Schiebetür ersetzen. Dafür gibt es auch nur Zuschüsse vom Staat. Anschließend biete ich eine barrierearme seniorengerechte Mietwohnung über eine Anzeige an und kann sofort erheblich mehr Miete erzielen. Im selben Haus werden bereits einige gleichgroße und gleichausgestattete Wohnungen von Immobilienmaklern, die den Trend erkannt haben, zu über 70.000 € angeboten, wobei dann noch die Maklercourtage hinzukommt, die bei mir wegfallen würde, wenn ich mich später zum Verkauf meiner dann barrierearmen Wohnung entscheide und für den Verkauf eine Website mit Beschreibung, Fotos und Videos zur Wohnung anbiete.
 
Bin ich nun ein renditegeiler Investor: Je mehr Leute wie ich handeln, desto größer wird das Angebot an barrierearmen Wohnungen, und dann fallen die Preise und Mieten dafür wieder. Und niemand kann ja wohl sagen, dass ich mein Wissen um diese Dinge nur für mich behalte.
 
Soll heißen: Es kann sich für Jeden, auch für Piraten, auch finanziell lohnen, sich intensiv mit barrierefreiem Bauen und Umbauen auseinander zu setzen. Einige Internetlinks dazu habe ich ja in meiner Internetlinksammlung unter
http://dl.dropbox.com/u/803491/Internet-Linksammlung_Behinderte_Senioren.htm
bereits verfügbar gemacht.
 
Siehe aber auch
"Zukunftsbewusst Bauen und Wohnen - energiesparend, generationengerecht, barrierefrei"
http://nullbarriere.de/ensona.htm
 
und generell die vielen Inhalte von http://nullbarriere.de/index.htm
 
Leider finde ich dort auf die Schnelle nicht mehr den Musterrrundriss eines Hauses, dessen Wände und Raumaufteilung flexibel für eine wachsende (Kinder kommen hinzu) und sich später verkleinernde Familie (Kinder ziehen fort) anpassen lässt. Architekten sind hier bezüglich Flexibilität von Wohnungsgröße und Wohnungsaufteilung zukünftig gefragt. Vielleicht gibt es ja Piraten, die Architekten sind und solche flexiblen Wohnungsaufteilungen ersinnen und als Download anbieten können.
 
Wer meine Ausführungen unter volkswirtschaftlichen Aspekten sieht, weiß, dass viele Probleme auf dem Wohnungsmarkt automatisch gelöst würden, wenn die Leute richtig aufgeklärt würden.
 
Gruß Uli
 
Ulrich Schlüter
Biederlackweg 72
48167 Münster
Germany
Tel. +49 (0) 251 4198233
Mobil +49 (0) 1522 1975992
uschluet AT muenster.de
 



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