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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht


Chronologisch Thread 
  • From: "ervin.peters" <ervin.peters AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht
  • Date: Wed, 15 Aug 2012 06:53:14 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Käptn Nemo schrieb:
Und dann ist da natürlich noch die Frage, warum man nach Art des Antriebs
separiert und nicht nach Haarfarbe des Fahrers, Parteizugehörigkeit oder
der Geschwindigkeit?
Man separiert nach Geschwindigkeit.
Nein.
Und zwar der durchschnittlichen.
Ach das nicht.

Man separiert nach 'hat einen Motor' oder 'sieht aus wie ein Fahrrad'

Würde man nach Geschwindigkeit separieren müßte man solche Dinge beschreiben:

Fußweg: max 10km/h
Langsamweg: max 20km/h (entspricht ungefähr den Radwegen)
Schnellweg: min 15km/h (enspricht der Fahrbahn)
linke Spur Schnellweg: min 25km/h

Ich bin selber Radfahrer und würde mir zu meiner eigenen Sicherheit überall separierte Radwege wünschen.

Dieser Wunsch begegnet mir häufiger und basiert auf einer trügerischen Annahme 'aus dem Weg sei man sicherer' was aus den schon mehrfach dargestellten Gründen falsch ist. Übrigens mehrfach wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Es gibt trotz 80 Jahre Radwegbau mit teilweise Zwangsseparation keinen Hinweis auf eine Erhöhung der Sicherheit. Immer kam das Gegenteil raus.
Das Sicherheitsgefühl resultiert allein aus interaktiv kommunikativ geschürten bauernschlauen und stammtischgestählten Betrachtungsweisen.

Ich fahre äußerst ungern auf den Strassen, da allein das überholt werden durch LKW und BUS mir wegen des Mitzugeffektes enormes Unbehagen bereitet.

Ich kenne das Unbehagen. Und, denkst an dieses Unbehagen wenn Du mit einem Kfz einen Radfahrer überholst? Und hälst dann einen etwas größeren Abstand?

An Kreuzungen passe ICH entsprechend auf, da ich der langsamere Teilnehmer bin, der eine schnellere Trasse kreuzt.

Es ist Deine Sorgfaltspflicht immer hinreichend aufzupassen.
Es lohnt aber nicht dies in den Vordergrund zu stellen, da Du in der Regel Vorrang hast und der Vertrauensgrundsatz besagt, das Du darauf vertrauen kannst das Dir der Vorrang gewährt wird. Und der abbiegende Kraftfahrer darauf vertrauen kann das Du diesen Vorrang auch in Anspruch nimmst. Es sabotiert also gerade den Vertrauensgrundsatz, wenn man sich nur auf das aufpassen capriziert, aber mit keiner Silbe erwähnt das der abbiegende Kraftfahrer dafür sorgen muß, beim Abbiegen Vorrang zu gewähren und hinreichend sorgfältig zu sein. Dies führt in der Konsequenz dazu das Kraftfahrer lernen, das sie 'eigentlich Vorfahrt' haben, das sie den Schulterblick einstellen und unachtsam werden, weil 'der passt ja schon auf'.

Und wenn Du aus der eigenschaft des Kfz: 'kann schneller Fahren' irgendwelche Vorrechte für den Kraftfahrer ableitest, dann hast Du Dir auch eine eigene Rechtsordnung gestrickt, die mit der StVO und anderen Gesetzen nicht viel zu tun hat.

Ich habe mich nach ein paar Jahren Fahrpraxis mit Kfz, also Autos, Transportern, Mopeds und Motorräder - nachdem ich viele der Grenzen der Fahrzeuge und meiner Wahrnehmung ausgetestet habe - wieder vermehrt aufs Fahrrad gesetzt.
Und ich habe mich darüber gewundert warum so viele Radfahrer deutlich anders mit dem Rad fahren, wie mit dem Auto oder dem Motorrad. Statt einfach links abbzubiegen und dafür die vorgesehenen Fahrspuren zu benutzen, wird verängstigt wackelnd die Kreuzung am rechten Fahrbahnrand gequehrt, auf dem Fußweg angehalten und dann mit den Fußgängern dann die Straße gequert. Oder das scharfe Rechtsfahren, genauer das 'Gullihoppeln'. Warum tun sich Radfahrer das an? Es gibt dafür keine Notwendigkeit...
Es gibt noch viele Besipiele, wo Radfahrer ein Verhalten zugemutet wird, sie sich selber zumuten oder sogar von ihnen eingefordert wird, das fassen sich 'Autofahrer aus Liebe' an den Kopf: Bettelampeln, Treppen im Zuge von benutzungspflichtigen Radverkehrsanlagen, Drängelgitter, Poller, das Schild 'Radfahrer absteigen', Queren einer größeren Kreuzung mit 3-5 Ampelstrecken, die alle Bettelampeln sind, Verschwenkungen und Einbauten auf diesen Wegelchen...

...und da stellte ich mir schon die Frage, warum soll ich mich, nur weil ich ein anderes Fahrzeug bewege, mich, trotz gleicher StVO, Gleichberechtigung und gleichen Anforderungen plötzlich deutlich anders verhalten? Und warum wird mir so ein Scheiß an Infrastruktur serviert, wenn da anderen Infrastrukturteile sind, die problemlos, sicher und schnell zu benutzen sind?

In den ursachenforschenden Diskussionen kommt man dann schnell auf soziale Aspekte 'Wertschätzung des Fahrradfahrers', oder die psychologischen Aspekte, die durch die Begriffe 'Fahrbahnphobie' und 'Radfahrerminderwertigkeitskomplex' beschrieben sind, und deren Grundlagen bis hin zu frühkindlichen Prägungen reichen.

Radfahrer sollten nur dann auf die Strasse verwiesen werden, wenn diese ein gefahrloses Überholen der Radfahrer auch bei Gegenverkehr ermöglicht.

Du stellst also die Schnelligkeit und Leichtigkeit der Kraftfahrer über die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern. Interessant, warum?

Ich redete auch nicht davon, das Radfahrer auf die Straße verweisen werden, ich kann mir gut vorstellen, das die bisherigen Wegelchen als nicht benutzungspflichtiger Radweg erhalten bleiben, oder breite Fußwege auch mit 'Radfahrer frei' zum Radfahren in Schrittgeschwindigkeit freigegeben werden (Schrittgeschwindigkeit gillt auch jetzt schon auf benutzungsflichtigen gemeinsamen Rad- und Gehwegen wenn Fugänger anwesend sind), für Leute, die sich gern selbst behindern und gefährden um anderen, schnelleren Platz zu machen und sich damit auf diesen Wegelchen wohlfühlen.

Gegen wirklich separate Wegelchen, also z.B. ausgebaute Wirtschaftswege habe ich garnichts, allerdings muß man da fragen, warum dort der Kraftverkehr ausgeschlossen werden soll, gerade wenn diese Wege ein kurze direkte Verbindung bieten. Schon jetzt gibt es massive Probleme mit touristischer Radverkehrsinfrastruktur durch die Mitbenutzung von Kraftfahrern (Mopeds, Motorräder, Quads, PKW) oder durch die Nichterreichbarkeit durch Rettungsdienste aufgrund vorhandener Absperreinrichtungen.

ervin




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