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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht


Chronologisch Thread 
  • From: "ervin.peters" <ervin.peters AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Blauschilder und Benutzungspflicht
  • Date: Tue, 14 Aug 2012 20:48:21 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Käptn Nemo schrieb:
Das must Du mal ausführlich erklären, weil es widersinnig klingt.

Die Zwangsseparieren von Radfahrern auf fahrbahnbegleitende
Radverkehrsanlagen erhöht aber beides: Sie gefährdet Radfahrer unnötig
und sie behindert unnötig durch die notwendig werdenden komplexeren
Infrastrukturen und die Verwendung weniger bestimmter Straßenteile.

Wenn sich zwei den selben Verkehrsraum teilen müssen (keine Separierung) ist eine Kollision nicht auszuschliessen.
Wenn jeder seinen eigenen Verkehrsraum hat, ist Kollision ausgeschlossen, solange jeder auch seinen Verkehrsraum benutzt. Erst bei Verstößen dagegen (Radfahrer fahren nicht auf dem Radweg) sind Kollisionen wieder möglich.

Süß. wenn jeder sich an die StVO hält, auch wenn da keine Radwegebenutzungspflicht drinsteht, dann passiert auch nichts.

Tatsächlich ist die die Voraussetzung 'solange jeder auch nur seinen Verkehrsraum nutzt' nicht gegeben.
Neben der fahrlässigen und vorsätzlichen Mißachtung der Verkehrsraumgrenzen, insbesondere durch Kraftfahrer, ist auch durch die Knoten und Kreuzungspunkte der Verkehrswege und gewünschten Bewegungsrichtungen - und dann auch noch der Tatsache das Quellen und Ziele überall sein können - ein Überlagerung der Verkehrswege notwendig und gegeben. Es gibt daher nur eingeschränkt, partielle Trennungen der Verkehrswege über kurze Abschnitte. Innerorts haben wir alle 40m eine Ein- oder Ausfahrt und alle 5m einen Parkplatz am Straßenrand wo Fußgänger über Radwege latschen um zu ihren Autos zu kommen. Ausserorts sind die Abschnitte länger dafür ist dort auf den Radwegen üblicherweise Mischverkehr mit Fußgängern und Mofa- und Rollerfahrern die auch mittlerweile gern von Autofahrern bedrängt werden. Das heisst, eine strikte Separation im Sinne eigener Verkehrswege geht gar nicht.

Eine Kollision ist nur dann ausgeschlossen, wenn sich alle an das Sichtfahrgebot halten und sich wahrnehmen. Dies gelingt Kraftfahrern am besten mit den Dingen und anderen Verkehrsteilnehmer, die sich vor ihnen, in ihrem Hauptwahrnehmungsbereich befinden, viel besser als mit den Dingen die sich neben ihnen in einem Nebenraum befinden und möglicherweise noch hinter Verkehrseinbauten, parkenden Fahrzeugen o.ä. versteckt sind. Ohne Frage es gibt sie auch, diese Kollisionen wo ein Kraftfahrer in etwas oder jemanden reinfährt, der sich lange erkennbar vor ihm befindet, allerdings sind andere Unfälle deutlich häufiger und meistens hat der Hauptunfallverursachende Kraftfahrer den Radfahrer nicht oder zu spät gesehen, weil der Rentener am Berg mit 7km/h 'plötzlich' auftauchte.

Gefährlich sind nicht die Situationen wo sich Verkehrsteilnehmer auf Kollisionskurs befinden und sich gut wahrnehmen können - diese Situation haben wir ständig im öffentlichen Raum, gerade innerorts, und wir haben die Möglichkeit damit umzugehen und tun das auch. Gefährlich sind die Situation wo Verkehrsteilnehmer sich auf Kollisionskurs befinden, ohne das sie sich hinreichend wahrnehmen.

Und dieses 'nicht hinreichend wahrnehmen' wird gerade durch die Suggestion der Sicherheit durch Separation gefördert, weil gerade Kraftfahrer, aufgrund ihrer latenten Wahrnehmungsüberforderung, gern denken: Der hat seinen Weg, auf den brauche ich nicht zu achten.

"Aus dem Wege aus dem Sinn."

Treffender kann man die Fallstricke der Separation nicht formulieren.

Und dann ist da natürlich noch die Frage, warum man nach Art des Antriebs separiert und nicht nach Haarfarbe des Fahrers, Parteizugehörigkeit oder der Geschwindigkeit?

Ihr wisst das die ersten Radwege dazu dienten Radfahrern ein leichteres Fahren auf den damals üblichen Katzenkopfpflasterstraßen zu ermöglichen? Sandgeschlämmte Mittelstreifen auf Bremens Straßen. Sandwege am Rand in Magdeburg.

Erst zwischen den Kriegen kam man auf die Idee den Autoverkehr massiv fördern zu wollen und es wurden Radwegebenutzungspflichten eingeführt (http://de.wikipedia.org/wiki/Radverkehrsanlage):
„Zeigen wir [zur kommenden Olympiade 1936] dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ – Aus einer Presseerklärung des Reichsverkehrsministeriums zur Einführung der allgemeinen Radwegebenutzungspflicht in der RStVO vom 1. Okt. 1934)

Sicherheitserwägungen sind allen Diskussionen die ich zum Thema führe immer nur das "Ängstliches ausweichen for dem bedrohenden und bedrängenden Verhalten von Kraftfahrern, welches von der Polizei nicht geahndet wird' was dann allerdings in den Nebenräumen zum bedrohenden und bedrängenden Verhalten gegenüber Fußgängern ausweitet, die dann allerdings keinen Platz mehr zum Ausweichen haben. Das ist die Basis der verkehrskulturellen Differenzen hierzulande. Autofahrer tun sich schwer damit die im wesentlichen nur noch in der kulturellen Umgang mit dem Auto Privilegien zugunsten eines angenehmeren und sichereren Miteinanders loszulassen.

Teile (Separiere) und herrsche.

ervin

P.S. Ihr dürft meine Post zu diesem Thema auch gern in einen anderen Thrad passend zum Thema kopieren...




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